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Die Stärkung der Familie beginnt bei den Kindern

Im Master Empowerment Center in Nairobi werden Kinder mit Behinderungen unterrichtet und gefördert.

Im Master Empowerment Center in Nairobi werden Kinder mit Behinderungen unterrichtet und gefördert. Foto: Appianing

Aus einer Idee während einer Safari durch die Maasai Mara wurde ein Herzensprojekt: Ein Kalender unterstützt das Master Empowerment Centre im Osten Nairobis – eine Organisation, die Müttern und Kindern mit Behinderungen neue Perspektiven schenkt.

Von Sebastian Appianing Sonntag, 02.11.2025, 07:00 Uhr

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Nairobi. Der Weg durch die engen und unbefestigten Straßen im Osten Nairobis ist lang und beschwerlich. Mein Fahrer hat zur Sicherheit die Türen und Fenster verriegelt, denn in diesem Teil der Stadt ist die Armut groß und die Kriminalität dementsprechend hoch. Schließlich halten wir vor einem grünen Tor. In großen Buchstaben steht „The Master Empowerment Center“ darauf. Nachdem der Fahrer gehupt hat, öffnet jemand das Tor, und wir fahren auf den Hof.

Während mein Fahrer sich im Schatten eine Pause gönnt, steige ich die Treppe zum Büro hinauf. Dort empfängt mich Job Mwenda Mungania – der Leiter des Centers. Nach einer freundlichen Begrüßung und einer Tasse Tee beginnt das Interview.

Hexenwerk und Unwissenheit

Kenia ist seit 1963 unabhängig und eine stabile Republik. Dank vieler asiatischer Handelsabkommen befindet sich das Land im Aufschwung. Die Hauptstadt Nairobi wächst rasant, doch in den Köpfen der Kenianer herrschen noch immer Vorurteile. Besonders beim Thema Behinderung. „Hier gelten Kinder, die mit einer Behinderung geboren werden, als verhext und werden verstoßen“, erzählt mir Mungania. Die Zahlen bestätigen seine Aussage. 85 Prozent der Kinder mit einer Behinderung in Kenia wachsen mit alleinerziehenden Müttern auf. Deren Ehemänner haben sie verstoßen, sodass die Mütter nun sehen müssen, wie sie sich und ihr Kind versorgen.
Das Team des Centers hat trotz der Herausforderungen viel Spaß an der Arbeit. Teresiah Mbugua (Projekt-Koordinatorin, v.l.), Robinson Otieno (Administrator und Verantwortlicher für Kommunikation), Jennifer Kambua (Praktikantin), Susan Waweru (Leiterin der Physiotherapie-Abteilung), Cynthia Kamau (Schulleiterin der Sonderschule), Purity Irungu (Betreuerin der Sonderschule), Job Mungania (Leiter des Centers).

Das Team des Centers hat trotz der Herausforderungen viel Spaß an der Arbeit. Teresiah Mbugua (Projekt-Koordinatorin, v.l.), Robinson Otieno (Administrator und Verantwortlicher für Kommunikation), Jennifer Kambua (Praktikantin), Susan Waweru (Leiterin der Physiotherapie-Abteilung), Cynthia Kamau (Schulleiterin der Sonderschule), Purity Irungu (Betreuerin der Sonderschule), Job Mungania (Leiter des Centers). Foto: Appianing

Beratung und mehr

„Das Master Empowerment Center ist eine gemeindebasierte Organisation, die wir vor acht Jahren gegründet haben“, schildert Mungania: „Wir haben damit begonnen, Kinder in unserer Gemeinde und deren Eltern, die ein Kind mit Behinderung haben, zu unterstützen“, angefangen habe er damals lediglich mit Beratungsangeboten für die Mütter. „Als wir sie dann aber zu Hause besuchten, haben wir gesehen, dass wir viel mehr tun müssen, als nur zu beraten“, blickt Mungania auf die Anfänge zurück. Es wurden Lebensmittelpakete verteilt, und durch Spenden konnten auch Mobilitätshilfen und Rollstühle angeschafft werden. Da das Center keinerlei staatliche Hilfen bekommt, ist es auf Spenden angewiesen.

Ein Kalender zur Unterstützung

Während des Interviews kam mir die Idee für einen Safari-Kalender. Ich habe auf meinen zahlreichen Safaris durch die verschiedenen Nationalparks Kenias unzählige beeindruckende Tierfotos geschossen – und einen Kalender kann schließlich jeder Mensch gut gebrauchen. Job Mwenda Mungania ist von meiner Idee begeistert und hofft natürlich auf einen reißenden Absatz des Kalenders. Ein Teil des Verkaufspreises wird als Spende an das Center gehen.

EIN SAFARI-KALENDER UND DIE BITTE UM SPENDEN

Zur Unterstützung des Master Empowerment Centers habe ich einen Kalender mit meinen schönsten Fotos von Wildtieren erstellt, die ich auf Safaris durch Kenia aufgenommen habe. Im A4-Hochformat (13 Seiten) blicken Sie Löwen und Hyänen in die Augen und sehen Nashörner, Zebras und mehr. Der Kalender kostet 20 Euro, wenn Sie ihn per E-Mail an Sebastian.Appianing@goslarsche-zeitung.de bestellen. Bitte geben Sie in der E-Mail unbedingt Ihren Namen und Ihre Adresse an. Sie erhalten dann die Bankdetails.

In der GZ-Geschäftsstelle (Bäckerstraße 31–35 in Goslar) zahlen Sie nur 16 Euro. Pro verkauftem Kalender gehen 10 Euro als Spende an das Master Empowerment Centre.

Der Kalender ist unter anderen in der GZ-Geschäftsstelle in Goslar erhältlich.

Der Kalender ist unter anderen in der Geschäftstelle erhältlich. Foto: Screenshot Appianing

Hilfe zur Selbsthilfe

Mungania erkannte, dass er die Lebensumstände der Mütter verändern musste, wenn er eine dauerhafte Verbesserung erreichen wollte. „Alle Mütter, mit denen ich zu tun hatte, verfügten über keine Fähigkeiten, hatten keine Lebensgrundlage und besaßen keine Lebensmittel in ihren Häusern. Normalerweise bin ich aber der Meinung, dass man, wenn man jemanden stärken will, ihm kein Essen geben sollte, sondern ein Netz zum Fischen“, erklärt der 38-Jährige seine Ideale. So entstand die Idee, den Müttern Fähigkeiten und Fertigkeiten beizubringen, die ihnen dabei helfen sollten, den Alltag mit einem behinderten Kind zu meistern. „Angefangen haben wir mit der Seifenherstellung, dann mit der Kleiderherstellung und schließlich halfen wir ihnen bei der Herstellung von Perlen.“ Es wurden Partnerschaften mit verschiedenen Interessengruppen besiegelt, um technische Ausbildungsmöglichkeiten zu schaffen.

So konnten in den vergangenen acht Jahren mehr als 850 Mädchen und Frauen eine Ausbildung erlangen durch das Master Empowerment Center – alles finanziert mit Spenden. Laut Mungania ist die Website (www.masterempowermentcentre.org) nicht besonders aktuell, da er das Geld aktuell für andere Dinge benötigt. Wer spenden möchte, findet dort allerdings einen Spendenbutton („Donate now“). Der Betrag wird in kenianischen Schilling angegeben. Beim aktuellen Kurs entsprechen 500 KSH 3,32 Euro, 1000 KSH 6,64 Euro und 5000 KSH 33,20 Euro.

Das Geld wird unter anderem dafür verwendet, Lebensmittel und Hygieneprodukte zu kaufen, Mieten zu zahlen und Rollstühle anzuschaffen. Auch die monatliche Landmiete für die Fläche, auf der sich die Gebäude des Centers befinden, muss gezahlt werden.
Mütter nähen im Center, während ihre Kinder nebenan unterrichtet werden.

Mütter nähen im Center, während ihre Kinder nebenan unterrichtet werden. Foto: Appianing

Gemeinschaft statt Isolation

Mungania hat große Ziele und Träume: „Wenn wir großzügige Spenden erhalten, dann möchte ich gerne die Grundstücke kaufen und dann die Gebäude weiter ausbauen und renovieren.“ Dafür wird jedoch viel Geld benötigt. Bis es so weit ist, arbeitet der 38-Jährige voller Leidenschaft für die Menschen, die ihm so wichtig sind, und wiederholt sein Mantra: „Es ist am besten, Fähigkeiten zu fördern.“ Deshalb sollen zunächst die Eltern unterstützt werden. „Die Eltern müssen Fähigkeiten erlernen, um sich selbst helfen zu können.“

Aber natürlich geht es auch um die Kinder. Viele von ihnen haben nie gelernt, sich auszudrücken, und haben ein Leben als Verstoßene und Ungewollte geführt. Für diese Kinder gibt es zunächst eine Traumatherapie, um sie geistig zu stärken und mental zu stabilisieren. Daneben gibt es Physiotherapie.

Besonders stolz ist Mungania auf die Spezialschule. „In unserer Spezialschule fängt man normalerweise damit an, den Kindern das Alphabet, die Zahlen, Laute sowie Begrüßungsformeln und Ethik beizubringen. Denn Ethik ist eines der Dinge, die diese Kinder lernen, die immer in ihren Zimmern oder zu Hause eingesperrt waren und dort Tag und Nacht verbracht haben.“ In der Schule sollen die Kinder die Möglichkeit erhalten, sie selbst zu sein. „Wir möchten ihnen einen Ort geben, an dem sie spielen und sich sozial begegnen können.
Der Leiter des Centers Job Mwenda Mungania zeigt die großflächige Anlage und ist stolz auf die Rollstühle.

Der Leiter des Centers Job Mwenda Mungania zeigt die großflächige Anlage und ist stolz auf die Rollstühle. Foto: Appianing

Für 90 Prozent der Kinder ist dies der erste Ort, an dem sie sich ausdrücken können. Ein Ort, an dem sie alles tun können, was sie möchten, statt eingesperrt und versteckt zu sein.“ Man sieht den Kindern an, dass sie sich im Center wohlfühlen. Die kleine Klasse, die ich kurz besuche, hört sehr konzentriert den Worten der Lehrerin zu. Eine Mutter sitzt an der Tür und beobachtet, wie ihr Kind lernt. Sie spricht einen Mix aus Kiswahili und Englisch. Ich verstehe zwar nicht alles, aber ich kann die Dankbarkeit in ihrer Stimme hören. Sie ist froh, Hilfe erhalten zu haben.

In einem Nebenraum sitzen Mütter und nähen Schuluniformen. Der Verkauf dieser Uniformen ermöglicht ihnen ein regelmäßiges Einkommen und hilft dem Center außerdem, Geld zu erhalten. Geld, um zu helfen und zu unterstützen. Dass sich die Hilfe auszahlt, dessen ist sich Job Mwenda Mungania absolut sicher. Er zeigt mir einen dicken Ordner mit Dankesschreiben von Müttern, Familien und Kindern, die durch die Hilfe des Centers einen Weg gefunden haben, trotz einer Behinderung ein gutes Leben zu führen.

Auge in Auge mit der Königin der Tiere - der Safari-Kalender zeigt verschiedene Tiere Kenias teilweise ganz nah.

Auge in Auge mit der Königin der Tiere - der Safari-Kalender zeigt verschiedene Tiere Kenias teilweise ganz nah. Foto: Appianing

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