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„Von A bis Z atemberaubend“: Mit der Luftwaffe in Neuseeland

Oberst Knoll wird mit dem Hongi-Gruß der Maori in Empfang genommen. (Handout)

Oberst Knoll wird mit dem Hongi-Gruß der Maori in Empfang genommen. (Handout) Foto: Naomi James/New Zealand Defence Force/dpa

Oberst Knoll ist ein erfahrener Pilot. Die Übung „Tuhono Rangi“ in Neuseeland bringt aber selbst ihn ins Schwärmen – von der Haka-Zeremonie bis hin zu Flügen durch „Herr der Ringe“-Landschaften.

Von dpa Sonntag, 07.12.2025, 05:40 Uhr

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Wunstorf. Die Begeisterung über die Übung in Neuseeland ist Oberst Markus Knoll auch Tage nach der Rückkehr noch ins Gesicht geschrieben: Als Kommodore des Lufttransportgeschwaders 62 in Wunstorf bei Hannover stand er an der Spitze eines Luftwaffe-Kontingents, das über die Azoren, Hawaii und die Fidschi-Inseln bis ans andere Ende der Welt geflogen ist.

Zurück in Wunstorf: Oberst Knoll vor den A400M-Transportmaschinen.

Zurück in Wunstorf: Oberst Knoll vor den A400M-Transportmaschinen. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Normalerweise gebe es während einer Übung immer auch mal Meckerer. In Neuseeland aber sei die Stimmung unter den Soldaten durchweg gut gewesen: „Man konnte quasi das Grinsen von einem Ohr bis zum anderen sehen. Es war wirklich von A bis Z atemberaubend“, sagt Knoll – und strahlt.

„Da schlägt das Fliegerherz echt höher“

Im Fokus der Reise standen natürlich nicht das Sightseeing, sondern taktische Übungen: Tiefflüge, Formationsflüge, Fallschirmsprünge, Evakuierungen, simulierte Bedrohungen. Wertvolle Erfahrungen, in einer Taktung wie sie im Alltag in Deutschland nicht möglich seien, sagt Knoll. 

Aber auch die vielfältige Natur Neuseelands hat Eindruck hinterlassen bei dem 48-Jährigen, der einen der zwei beteiligten A400M-Transportflieger als Pilot selbst um die halbe Welt geflogen ist.

Wie kann man sich das Fliegen in Neuseeland vorstellen? „Sie starten bei 27 Grad in einer Küstenlandschaft. Zwei Minuten später sind links und rechts von Ihnen drei Kilometer hohe, mit Schnee bedeckte Berge und Gletscher“, berichtet der Oberst. „Da schlägt das Fliegerherz echt höher. Also das war ein Traum. Anders kann man es nicht sagen.“

Neuseelands Landschaften haben die Luftwaffe-Soldaten schwer beeindruckt. (Handout)

Neuseelands Landschaften haben die Luftwaffe-Soldaten schwer beeindruckt. (Handout) Foto: Sascha Knoll/Bundeswehr/dpa

Ein Auftrag habe ihn auch in die Gegend von Rohan geführt, erzählt Knoll. Also dorthin, wo für „Der Herr der Ringe“ die Filmaufnahmen des Königreichs der Menschen in Mittelerde gemacht wurden. Und abends habe es unter den Kameraden fast schon einen Wettbewerb gegeben: „Die einen haben Wale gesehen. Da hab ich gesagt: „Mensch, okay, dann wollen wir auch Wale sehen.“ Wir haben dann Delfine gesehen. Das war schon beeindruckend.“

„Wir wurden wirklich gefeiert“

Auch von der Gastfreundschaft der Neuseeländer schwärmt Knoll. „Die haben uns alle Wünsche erfüllt. Alle Türen waren offen. Es gab nichts, was es nicht gab“, sagt er. „Bis hin zum Hauptstadtflughafen, der darum gebeten hat: Mensch, könnt ihr nicht noch mal einen tiefen Überflug machen? Versuchen Sie das mal in Berlin“, erzählt der Oberst lachend.

Schon die offizielle Begrüßung sei mit dem Haka, dem traditionellen Tanz der Maori, etwas ganz Besonderes gewesen. „Das war eine Riesenehre.“.

Die Royal New Zealand Air Force begrüßte die Mitglieder der Luftwaffe mit einem traditionellen Tanz. (Handout)

Die Royal New Zealand Air Force begrüßte die Mitglieder der Luftwaffe mit einem traditionellen Tanz. (Handout) Foto: Naomi James/New Zealand Defence Force/dpa

Doch auch bei der Zivilbevölkerung habe sich die Luftwaffe mehr als willkommen gefühlt: Statt sich über den Fluglärm zu beschweren, hätten die Menschen am Flughafen gestanden und geklatscht. „Egal, an welchem Standort wir angekommen sind, wir wurden wirklich gefeiert.“ Bis in die neuseeländischen TV-Nachrichten hat es die deutsche Delegation geschafft.

Früher Feinde in zwei Weltkriegen – heute „ganz besondere“ Partner

Dabei ist das Verhältnis von Deutschland und Neuseeland historisch belastet. In beiden Weltkriegen standen sich die Nationen als Feinde gegenüber. „Neuseeland hatte zum Zeitpunkt des Ersten Weltkrieges eine Million Einwohner – und die haben 100.000 Männer nach Europa geschickt, von denen ein Großteil nicht wiedergekommen ist“, sagt Knoll. 

Dennoch habe er an dem Gedenken zum Waffenstillstand am 11. November 1918 teilnehmen dürfen. Immer wieder sei den deutschen Soldaten dabei vermittelt worden: „Wir müssen aus der Vergangenheit lernen. Und das ist schön zu sehen, dass wir vor über 100 Jahren uns gegenüberstanden und jetzt machen wir gemeinsames militärisches Training, gemeinsame Ausbildung.“

Ob es nun zu einem Gegenbesuch der deutlich kleineren neuseeländischen Luftwaffe in Deutschland komme, sei noch offen. Die Einladung ist ausgesprochen. Eines werde sicher bleiben, sagt Knoll: „Dieses Feeling, diese ganz besondere Partnerschaft, die sich entwickelt hat, gepaart mit unserem Übungsauftrag, ich glaube, das wird kein einziger von uns vergessen.“

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