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Traumfrauen, Kriegerfrauen und Konflikte

<p>Tombstone Blues (2012, Fotografie, digitaler Color Print): Richard Mosse zeigt in „Painting with History“ malerisch verfremdete Bilder. Foto: Richard Mosse</p>

<p>Tombstone Blues (2012, Fotografie, digitaler Color Print): Richard Mosse zeigt in „Painting with History“ malerisch verfremdete Bilder. Foto: Richard Mosse</p>

Goslar. Bei den Ausstellungen des Mönchehaus Museums geht es 2017 um die Vermischung von Realität und Fiktion. Mit fotografierten Traumfrauen und Traummännern fängt das Jahr traumhaft an.

Von Sabine Kempfer Dienstag, 27.12.2016, 16:40 Uhr

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Etwa 35 Starfotografinnen und -fotografen aus aller Welt zeigen mit ihren Aufnahmen ihre persönliche Sicht auf „Schönheit“ – das Thema der ersten Ausstellung des neuen Jahres im Mönchehaus Museum für moderne Kunst. „Zum Start gibt’s was Sinnliches“, stellte Direktorin Dr. Bettina Ruhrberg in Aussicht.

Die Ausstellung mit dem Arbeitstitel „Traumfrauen – Traummänner“ war in ähnlicher Form schon einmal in den Hamburger Deichtorhallen zu sehen; für Goslar sucht Ruhrberg die Exponate zusammen mit der Kuratorin der damaligen Ausstellung aus. Unter den Motiven der Fotografen sind Promis ebenso zu finden wie Unbekannte; hinterfragt werden Rollenklischees sowie das, was Schönheit ausmacht. Liegt sie „im Auge des Betrachters“? Ist Schönheit so wandelbar wie Mode?

Die Form der von den beteiligten Fotografen gemachten Porträts zeigt laut Ausstellungsbeschreibung etwas sehr Wesentliches, das gegen jedes modische Schönheitsdiktat helfen könnte: Die Antwort auf die Frage nach der Schönheit heißt hier: Persönlichkeit. Allen Fotografien gemein sei die „spürbare Sehnsucht, Charakter und Selbstbewusstsein der Dargestellten zum Ausdruck zu bringen“.

Die Ausstellung ist vom 12. Februar bis zum 9. April geplant. Sie ist die erste von mehreren Ausstellungen, die unter dem Jahresmotto „Reale Virtualität – Positionen der Entwirklichung“ zusammengefasst werden. „Entwirklichung“ meint die zunehmende Verschmelzung von realer und virtueller Welt und ihre Wechselwirkungen. Wie real sind „Traumfrauen“ und „Traummänner“? Und was ist real an den Kriegerfrauen eines Martin Eder?

Eder gilt die zweite Ausstellung des Jahres. Der gebürtige Augsburger; Jahrgang 1968, hat schon einmal in Goslar ausgestellt, 2008 war er parallel zur besonders beliebten Toulouse-Lautrec-Ausstellung mit packenden Frauenfotos unter dem Titel „Die Armen“ vertreten. Von April bis Juni zeigt er in Goslar nun seine „Kriegerfrauen“, eine neue Gemälde-Serie, die in den vergangenen drei Jahren entstand. Mit den „Heldinnen“ seiner Gemälde stellt Eder die Frage nach der Konstruktion von Geschichte.

„Alles, was wir sehen, ist Fake. Die Landschaften oder Räume, in denen sich die Figuren befinden, sind erfunden oder konstruiert – surreale, träumerische Welten, die so sein könnten, aber so nicht sind. Pseudo-Historie, angereichert und ausgeschmückt durch die im Gedächtnis haften gebliebenen Bilder aus unzähligen Filmen, TV-Serien, Märchen und PC-Spielen, in denen die Grenzen zwischen Fantasy und ,wahrer Geschichte‘ verfließen“, so die Ausstellungsanordnung. Was ist Geschichte? Auch die Unterfütterung aufgeschriebener Geschichte und gemalter Kunstgeschichte kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie immer auf subjektiven Eindrücken beruht: „Eine Erinnerung wird zur Historie, aus der Historie wird wieder eine Erinnerung und so fort – in dieser Weise konstruiert sich die Basis unserer frühen Geschichtsschreibung und kulturellen Identität“, schreibt Ruhrberg.

Der Arbeitstitel der dritten Ausstellung, die im Sommer vor der Kaiserring- und Stipendiaten-Ausstellung noch gezeigt werden wird, hat auch mit Geschichte zu tun: „Painting with History“ lautet der Arbeitstitel für Arbeiten ganz unterschiedlicher Künstler. Dahinter steht die Überzeugung, „dass die künstlerische Auseinandersetzung mit den Konflikten der Welt immer noch einer der besten Wege ist, um der Geschichte Sinn zu verleihen“.

Trotz der Thematik entsteht laut Dr. Ruhrberg kein düsteres Bild der heutigen Welt; vielmehr sei die Ausstellung eine Aufforderung, sich auf die Vielfalt des Sichtbaren oder des sprachlich Vermittelten einzulassen – und ihr dennoch nicht zu trauen.

Ein Foto von Claudia Schiffer (2002) aus der Serie „One Dress“. Foto: Rankin

Ein Foto von Claudia Schiffer (2002) aus der Serie „One Dress“. Foto: Rankin

„When Silence falls (2015, Öl auf Leinwand): Die „Kriegerfrauen“ von Martin Eder sind eigenartig versunkene, fast entrückt wirkende weibliche Figuren. Manche Körperteile sind von Rüstung bedeckt.  Foto: Martin Eder

„When Silence falls (2015, Öl auf Leinwand): Die „Kriegerfrauen“ von Martin Eder sind eigenartig versunkene, fast entrückt wirkende weibliche Figuren. Manche Körperteile sind von Rüstung bedeckt. Foto: Martin Eder

Die Fotografie „Homeworks 1“ entstand 2008. Foto: Miles Aldridge

Die Fotografie „Homeworks 1“ entstand 2008. Foto: Miles Aldridge

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