Rege Debatte um neue Straßennamen: Schützenstraße macht den Anfang

Im Oktober wollen die Räte über die Änderung von Straßennamen entscheiden, bis dahin können Vorschläge eingereicht werden. Foto: Ebeling
Clausthal-Zellerfeld. Die neue Einheitsgemeinde wird nur noch eine Postleitzahl haben. Daher sollen „doppelte“ Straßennamen geändert werden. Die betroffenen Anlieger sind nicht begeistert.
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Viel Vorab-Kritik und eine Unterschriftensammlung in Zellerfeld zeigten dies schon. Am Montagabend fand im Pflegeheim Neues Schützenhaus die erste von insgesamt sechs Bürgerversammlungen zu dem Thema statt.
Die Schützenstraße ist eine der längsten und zudem die wohl älteste Straße Zellerfelds, und sie hat deutlich mehr Bewohner als ihre Namensvetterin in Wildemann – aus Anliegersicht stichhaltige Argumente für die Beibehaltung des traditionsreichen Straßennamens.
Allerdings würde die höhere Anliegerzahl für jede andere Straße in Clausthal-Zellerfeld ebenso gelten, die in einem der kleineren Orte „doppelt“ sei, hielt Bergstadtbürgermeister Wolfgang Mönkemeyer dem entgegen. Sämtliche erforderlichen Umbenennungen immer nur den Wildemannern, Altenauern und Schulenbergern aufzubürden – auch wenn diese ohnehin wegen der künftig einheitlichen Postleitzahl ihre Adressen ändern müssten – wäre aber gerade für das angestrebte Zusammenwachsen zur künftigen „Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld“ kein guter Anfang.
Daher habe sich die Bürgermeisterrunde, die Anfang August über dieses Thema beriet, auf eine Vorgehensweise geeinigt, die neben den reinen Zahlenverhältnissen auch andere Aspekte berücksichtigt: Wo sind große Unternehmen oder Einrichtungen, die mit der Änderung erheblich größeren Aufwand und Verluste hätten als Privathaushalte? Wo sitzen die meisten Gewerbebetriebe? Die Schützenstraße in Wildemann habe viele Beherbergungsbetriebe, die ihre komplette Gästewerbung ummodeln müssten.
Zunächst aber die Grundsatzfrage, gestellt von Volker Taube: Müssen gleiche Straßennamen überhaupt geändert werden? Ein Gesetz dazu gebe es nicht, aber eine Vereinbarung zwischen den kommunalen Spitzenverbänden und der Post, erklärte Mönkemeyer. Gemeinden bis zu einer bestimmten Größe bekommen keine differenzierten Postleitzahlen und dürfen daher keine Straßen gleichen Namens haben.
Das Adressproblem sei aber nur ein Grund. Hinzu kommen die Vorschriften, die für das Einwohnermeldewesen gelten. Und keine Gemeinde dürfe wissentlich in Kauf nehmen, dass womöglich Rettungseinsätze an Ortsverwechslungen scheitern.
Die Bürger im bis auf den letzten Platz besetzten Plenum gingen in reger Debatte auf Alternativsuche: Früher habe es doch so ein Kennziffern-System für die Stadtteile gegeben, könnte man das nicht für die doppelten Straßen auferstehen lassen? Könnte man, aber „solche Zusätze können vergessen werden“, wies Ordnungsamtsleiterin Dagmar Lieberwirth auf das Risiko hin.
Die Unterscheidung in Zellerfelder und Wildemanner Schützenstraße? Würde schon am begrenzten Platz in Melde- und sonstigen Formularen scheitern. So kehrte die Anliegerrunde zum mehrheitlichen Unwillen gegen die Änderung zurück, nur Thorsten Sand hatte eine andere Meinung: „Die Schützenstraße wäre nicht die erste Straße in Clausthal-Zellerfeld, die umbenannt wird. Wir sollten auch mal den anderen Orten den Vorteil überlassen.“
Ute Taube bot an, älteren Anwohnern bei den notwendigen Änderungen ihrer Papiere behilflich zu sein. Mit einem weiteren Angebot meldete sich gestern Michael Hübner bei der GZ: Er und sein Nachbar Jens Bruchmann möchten Vorschläge der Anwohner sammeln und der Verwaltung geordnet übergeben, damit – wenn schon unvermeidlich – wenigstens ein Name gefunden werde, der den Anwohnern „halbwegs“ gefällt. Diesen Sonntag, 14.September, nehmen die beiden Anrufe oder E-Mails entgegen: Jens Bruchmann unter Telefon 723508 beziehungsweise jens.bruchmann@tu-clausthal.de; Michael Hübner unter Telefon 81647 oder (0152)29646400, E-Mail michalex.we@gmail.com.

Die Anlieger der Schützenstraße eröffneten am Montagabend die Reihe der Bürgerversammlungen.