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Nach tödlichem Unfall bei Wano: Auf der Suche nach der Sicherheitslücke

Kunigunde. Bei der Wano Schwarzpulver GmbH in Kunigunde stehen nach einem schweren Betriebsunfall im Oktober vergangenen Jahres noch immer die Maschinen für die Schwarzpulverproduktion still.

Von Jörg Ciszewski Freitag, 24.05.2019, 11:51 Uhr

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Die Belegschaft arbeitet derzeit nach Angaben des Geschäftsführers und Standortleiters Michael Ohse entweder in der Zündschnurproduktion, in der Schwarzpulververpackung oder kommt bei Instandhaltungs- und Verschönerungsarbeiten zum Einsatz. Das Unternehmen und das Gewerbeaufsichtsamt betreiben Ursachenforschung, während die Staatsanwaltschaft Braunschweig untersucht, ob gegen Gesetze verstoßen wurde.

An den Folgen des Unfalls, der sich bereits am 26. Oktober ereignete, war am 6. Februar ein 44-jähriger Mitarbeiter gestorben. Wie berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig in diesem Fall, die Untersuchungen werden nach Angaben einer Behördensprecherin noch „eine ganze Weile andauern“. Es seien Gutachten erstellt worden, weitere Ergänzungsgutachten werden noch folgen, heißt es auf GZ-Nachfrage. Außerdem würden Zeugen befragt, zahlreiche Unterlagen gesichtet und ausgewertet. „Kernpunkt der Bewertung ist, die Explosionsursache mit der erforderlichen Sicherheit festzustellen und daraus Schlüsse auf die Verantwortlichkeit sowie etwaige strafrechtlich relevante Fehlverhaltensweisen Dritter ziehen zu können“, erklärt eine Behördensprecherin.

Unmittelbar nach dem Unfall habe das Unternehmen zunächst die Produktion unterbrochen, um eigene Untersuchungen einzuleiten, sagt Geschäftsführer Michael Ohse, der den Tod seines Mitarbeiters „unendlich bedauert“. Ab dem 8. November untersagte dann das Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig die Produktion von Schwarzpulver per Anordnung. Sie ruht bis heute, die Ursachenforschung des Gewerbeaufsichtsamtes dauert an. Nach Angaben von Behördenleiter Andreas Aplowski besichtigen seine Mitarbeiter sporadisch den Betrieb und verlangen Informationen, um „die Sicherheit von Anlagen und Prozessen bei der Herstellung von Schwarzpulver“ zu untersuchen. Im Fokus stünden Arbeitsvorgänge beim „Mischen der Vorprodukte und der Schwarzpulverherstellung und -konditionierung“. Eine wesentliche Vorgabe für die Produktion von Schwarzpulver sei, dass „keine Zündquellen vorhanden sein bzw. entstehen“ dürfen.

Die Dauer der Überprüfungen könne nicht kalkuliert werden, sagt Aplowski. „Die Ergebnisse werden dokumentiert. Dort, wo Maßnahmen zu treffen sind, wird das Unternehmen aufgefordert, diese umzusetzen.“ Zur Klärung der sicherheitstechnischen Fragen habe die Firma namhafte Experten beauftragt, sagt Ohse. Für die finale Prüfung sei ein renommiertes Institut aus Freiberg im Einsatz.

„Die Experten sagen, dass der Wiederaufnahme der Schwarzpulverproduktion nichts mehr im Weg steht“, sagt Ohse. Er räumt aber ein: „Die Unfallursache ist für uns weiterhin nicht aufgeklärt.“ Das Unternehmen habe mit dem Einbau von Lichtschranken, um beim Betreten von gefährlichen Bereichen einen Maschinenstopp auszulösen, und Kameras bereits weitere Maßnahmen ergriffen. „Aber wir arbeiten gegen Hypothesen an“, sagt Michael Ohse.

Wegen des langen Produktionsstillstands habe das Unternehmen erhebliche wirtschaftliche Verluste erlitten. „Wir gehen auf die zweite Million zu“, sagt der Werkleiter. Die Wano habe zwar eine Versicherung gegen eine Betriebsunterbrechung nach einem Unfallschaden. Die Höhe der Zahlung durch die Versicherung sei aber noch nicht klar.

Im Unternehmen, das im Jahr 2007 vom spanischen Sprengstoffhersteller Maxam gekauft wurde, sind nach Angaben von Michael Ohse 40 Personen beschäftigt. Ein längerer Stillstand gefährdet nicht nur die Arbeitsplätze in Kunigunde, sondern auch die in anderen Unternehmen: Nach GZ-Informationen geht in den Werken der Weco Feuerwerk GmbH, unter anderem in Eitorf (Rhein-Sieg-Kreis), bereits die Angst vor Arbeitsplatzverlusten um, denn die Betriebe sind in der Produktion angewiesen auf die Lieferung von hochwertigem Schwarzpulver aus Kunigunde.

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