Möbel Krebs: Abschied ist ein schweres Wort

Peter Krebs leidet unter den Ereignissen rund um sein Möbelhaus. Foto: Schlegel
Bad Harzburg. Der Besitzer des abgebrannten Möbelhauses Krebs in der Breiten Straße leidet unter den Ereignissen.
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Das Maß an Schicksalsschlägen, die ein Mensch erleiden kann, ist bei Peter Krebs mehr als voll. In erster Linie wäre da natürlich seine schwere Krankheit, die er mühsam überstanden hat, die den heute 80-Jährigen jedoch Anfang der 90er-Jahre zwang, aus dem Familienbetrieb, seinem Lebenswerk, auszuscheiden. Und heute muss Krebs miterleben, wie dieses Lebenswerk im Wortsinne in Schutt und Asche zerfällt. Denn das Möbelhaus Krebs in der Breiten Straße, das nach dem Großbrand nun abgerissen wird, ist einmal sein ganzer Stolz gewesen.
Peter Krebs’ Großvater Wendelin, ein Schnitzer und Bildhauer, legte zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts den Grundstein für einen über Jahrzehnte florierenden Familienbetrieb. In der Breiten Straße baute und verkaufte er Möbel. Der Anfang von Möbel Krebs.
Der eigentliche Aufstieg zu einem erfolgreichen Möbelunternehmen erfolgte jedoch erst Mitte des Jahrhunderts. Ende der Fünfziger war der Möbelkaufmann Peter Krebs nach Lehr- und Wanderjahren in den elterlichen Betrieb zurückgekehrt. Das Stammhaus wurde so ausgebaut, wie man es heute kennt: Das Hochhaus mit Dach-Panorama-Café prägte das Bild der Breiten Straße über Jahrzehnte. Heute sind Möbelhäuser dieses Zuschnitts undenkbar, damals jedoch, so Peter Krebs, „war es für diese Branche ziemlich groß“. Einen Namen machte man sich mit Möbeln für den gehobenen Wohnbereich, noch heute kennt Peter Krebs Bad Harzburger, die Möbel aus der Zeit haben – immer noch chic und wie neu.
Krebs erweiterte und baute zusätzliche Möbelhäuser. Zunächst vis-à-vis der Breiten Straße (heute sind in dem Gebäude ein Tier- und Schnäppchenmarkt), später dann auch im Gewerbegebiet Hackelkamp. Peter Krebs schied jedoch zu diesem Zeitpunkt eben wegen seiner Krankheit aus dem Betrieb aus.
Es folgten schwere Jahre, die mit der Aufgabe der Firma endete. Die Häuser blieben allerdings im Besitz der Familie. Für Peter Krebs begann eine neue Zeit des Leidens. Von seiner Krankheit erholte er sich mit eisernem Willen und medizinischer Hilfe. Doch er litt, wenn er sah, wie sein Stammhaus in der Breiten Straße dahinvegetierte. Als ein Mieter anfing, in dem Gebäude Möbel einzulagern, die so gar nichts mit dem zu tun hatten, was Peter Krebs unter diesem Begriff verstand („…das war Sperrmüll“), schaute er weg, wenn er durch die Breite Straße fuhr. Meist machte er gleich einen Umweg.
Der nächste Stich ins Herz war dann das Großfeuer, das das Gebäude Anfang September in eine Ruine verwandelte. Krebs verfolgte die Berichterstattung in der GZ aufmerksam und mit Schmerzen in der Seele. Jeder neue Bericht über Abriss oder nicht Abriss tat weh. Vor allen Dingen, wenn ein Foto von dem verkohlten und zerfallenden Haus beigefügt war. Dort war früher die Werkstatt des Großvaters, da später die Büros, dort die Lagerräume, da die Ausstellungsflächen –natürlich kann er auch auf dem Bild der Ruine noch alles genau lokalisieren. Und so wird Peter Krebs noch einige Male Stiche ins Herz bekommen, wenn das Gebäude nur endgültig abgerissen wird und die GZ natürlich darüber berichtet. Er möge es verzeihen.
Seit seinem Ruhestand hat sich Peter Krebs, der sich einen großen Teil seines Lebens für schönes Wohnen begeisterte, der Lyrik gewidmet. Schon manchen Gedichtband brachte er heraus. Und nun, aktuell zur GZ-Berichterstattung, eins über „sein Möbelhaus“:
Auch heut noch schmückt dies manches Haus.
Der Name Krebs gab schönem Wohnen, oft Ausdruck und Behaglichkeit.
Der Weg zu Krebs, der sollte lohnen. Dafür war dieses Haus bereit.