Jägerdenkmal wird 90 Jahre alt

<p>Vor neun Jahrzehnten eingeweiht: Das Jägerdenkmal an der Wallstraße ist ein Beleg für Goslars lange Geschichte als Garnisonsstadt. Foto: Epping</p>
Goslar. Am 19.September 1926 feiern 4000 Menschen die Einweihung am Thomaswall
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Goslar. Als das Jägerdenkmal am Thomaswall am 19.September vor 90 Jahren eingeweiht wird, nimmt das konservative Goslar riesigen Anteil. Über drei Tage erstreckt sich das Festprogramm. Ein Zapfenstreich auf dem Marktplatz und ein Begrüßungsabend im Kaisersaal läuten die Feier ein.
Zur Weihe des Denkmals, das den schlichten, 1919 gesetzten Gedenkstein vor der Rammelsberg-Kaserne ablöst, ist eigens eine Tribüne für Ehrengäste aufgebaut. Die Goslarer Jäger sind in Formation angetreten. 30 Fahnen und die Fahnenkompanie flankieren die Szenerie. Pastor Hauk bekräftigt in seiner Weiherede die Sinnhaftigkeit des Kriegstodes und stilisiert die für das Vaterland Gefallenen zu Helden.
„Prozedere und Wortwahl der Feierlichkeiten sind der sich schon anbahnenden nationalsozialistischen Terminologie erstaunlich ähnlich“, schreibt Dr.Donald Giesecke in einer Abhandlung zum Denkmal, aus der die GZ zitiert. Giesecke hält am kommenden Montag die Fachvorträge, wenn das Jägerdenkmal auf sieben Jahrzehnte zurückblickt – gefeiert wird allerdings kürzer und wohl auch in kleinerem Kreis als noch 1926 (siehe Festprogramm).
Die enge Verbundenheit der Goslarer mit ihren Jägern ist aber in dieser Zeit kaum verwunderlich. Bei einer Einwohnerzahl von rund 22.000 bestehen über Jahrzehnte hinweg Beziehungen zum Bataillon, das im Ersten Weltkrieg einen hohen Blutzoll gezahlt hatte. Vom Tage der Mobilmachung an waren die Jäger auf allen Kriegsschauplätzen im Westen (auch in Verdun) und im Osten, in den Karpaten und in den Alpen eingesetzt. 3000 Soldaten ließen bis 1918 ihr Leben. Ihnen sollte mit einem repräsentativen Ehrenmal gedacht werden. Keine kleine Rolle spielt in diesem Zusammenhang aber auch der Unmut weiter Kreise in der Weimarer Republik über den von den Siegern „diktierten“ Friedensvertrag („Schandtat von Versailles“).
1925 reicht das Geld für ein Preisausschreiben, in dem namhafte Künstler angesprochen werden. Insgesamt 50 Entwürfe gehen ein. Ende August erfolgt der Zuschlag für Professor Kurt Elster aus Dessau – unter Mitwirkung des Bildhauers Hans Lehmann-Borges aus Gildenhall für die bronzene Jägerfigur. 20.000 Reichsmark gibt der Denkmalausschuss der Stadt Goslar unter Leitung von Baurat Dr.Barth als Höchstsumme frei –am Ende werden es 23.000 Reichsmark. Auch damals schon wurde manches teurer. Allerdings sind die Mittel in erster Linie durch Spenden sicherzustellen. Goslarer Betriebe sollen bauen, Sudmerberger Steine sind als Material ausgesucht.
Bereits am 19. April 1926 erfolgt der erste Spatenstich, am 16.Mai wird der Grundstein gelegt. 14 Tage ruht der Bau, weil das Denkmal entgegen der Planung vier Meter nach hinten rücken soll. Da der Wall zu den geschützten Kunst- und Naturdenkmälern gehört, kann die Stadt erst nach Hinzuziehung des Provinzialkonservators die Genehmigung erteilen und den Bau fortsetzen.
Am 19.September 1926 ist dieses Hindernis längst Geschichte. Nach der Weiherede durch den Pastor erklinkt bei gesenkten Fahnen das „Lied vom guten Kameraden“. Generalmajor a.D. Bauer, Vorsitzender der Vereinigung ehemaliger Goslarer Jäger, gibt den Befehl zur Enthüllung der Bronzefigur – gleichzeitig beginnen sämtliche Glocken der Goslarer Kirche ihr feierliches Geläut. Der frühere Generalfeldmarschall und Reichspräsident Paul von Hindenburg schickt seine Glückwünsche per Telegramm. Oberbürgermeister Friedrich Klinge übernimmt das Denkmal in die Obhut der Stadtverwaltung. Nach den Kranzniederlegungen stellen sich 4000 Menschen zu einem Festzug mit vier Kapellen und einigen Pfeiferkorps zum Vorbeimarsch auf dem Marktplatz auf. Ganz Goslar feiert in den Hotels und Gaststätten.
Die Kameradschaft ehemaliger Goslarer Jäger begeht den 90.Geburtstag des Jägerdenkmals an der Wallstraße am Montag um 10Uhr mit einer Kranzniederlegung. Vorsitzender Georg Müller begrüßt. Für die Stadt spricht Oberbürgermeister Dr.Oliver Junk ein Grußwort. Dr.Donald Giesecke hält die Festrede zum Thema „Das Jägerdenkmal – Rückblick auf 90Jahre“.
Um 10.45 Uhr geht es im Großen Heiligen Kreuz mit einem Sektempfang weiter. Giesecke spricht zur Sonderausstellung „90Jahre Jägerdenkmal“ im Militärhistorischen Museum. Junk und Kurator Rudolf Rzehak eröffnen die Ausstellung im Anschluss offiziell.