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Guten Leuten auch guten Lohn bezahlen

Für die Hahne-Gruppe in Vienenburg mit Spedition und Logistik hat der Mindestlohn laut Geschäftsführer Detlef Hahne keine Auswirkungen.  Foto: Kühlewind

Für die Hahne-Gruppe in Vienenburg mit Spedition und Logistik hat der Mindestlohn laut Geschäftsführer Detlef Hahne keine Auswirkungen. Foto: Kühlewind

Nordharz. Spediteur Detlef Hahne zahlt schon lange mehr als den Mindestlohn. Er versteht die Diskussion nicht. Kritikpunkt sind für ihn jedoch die Dokumentationspflichten.

Von Detlef Kühlewind Dienstag, 17.02.2015, 20:00 Uhr

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Für Unternehmer Detlef Hahne gibt der Mindestlohn keinerlei Anlass für Kritik. Im Gegenteil. „Die ganze Diskussion war überflüssig. Jeder Arbeitnehmer mit einer Vollzeitstelle sollte in der Lage sein, seine Familie zu ernähren“, sagt der Geschäftsführer der Hahne-Gruppe in Vienenburg, zu der ein Speditions- und ein Logistikunternehmen gehören.

„Wer niedrige, schlechte Löhne bezahlt, die durch Subventionen aufgestockt werden müssen, sollte sich Gedanken über sein Geschäftsmodell machen“, ergänzt er.

Durch die Einführung des Mindestlohns hat sich in dem Familienunternehmen nichts geändert. „Man bekommt heute nur gute Leute, wenn man gute Löhne zahlt. Unsere Löhne liegen schon lange, lange über dem jetzt festgesetzten Mindestlohn“, sagt Hahne. Und auch die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland ist kein Thema: „Wir werden nicht ausflaggen. Wir sind unserer Heimat verbunden und versuchen, sie zu stärken. Nur eine gesunde Infrastruktur kann uns auf Dauer voranbringen.“

Seit 20 Jahren hat sich das Unternehmen, zu dem heute 120 Mitarbeiter und mehr als 100 Fahrzeuge gehören, eine Position erarbeitet, die es ihm erlaubt, sich nicht auf den Wettbewerb mit Dumpinglöhnen einlassen zu müssen. Hahne hat sich spezialisiert und bietet Produkte an, die der Wettbewerb in Niedriglohnländern nicht anbieten kann. Dazu gehören Dienstleistungen rund um den Gefahrgutsektor und den Abfallbereich mit seinen vielen Vorschriften und Genehmigungsverfahren. „Dazu braucht man jahrelanges Know-how“, sagt Hahne und bezieht ausdrücklich seine Mitarbeiter ein: „Man muss gute Leute haben, die sich dem Unternehmen verbunden fühlen und mitwachsen.“

Nicht alle im Transportgewerbe sehen den Mindestlohn so gelassen. „Die Probleme sind relativ groß“, sagt Hans-Dieter Otto, Inhaber einer Spedition in Benneckenstein und zugleich Vizepräsident des Landesverbands des Verkehrsgewerbes Sachsen-Anhalt (LSVA) und des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung.

Otto sieht in dem Mindestlohn vor allem ein Bürokratiemonster. „Die Dokumentationspflichten sind relativ kompliziert“, sagt er und nennt ein Beispiel: „Bereitschaftszeiten müssen nicht voll bezahlt werden. Wenn ein Fahrer an der Rampe steht und aufs Abladen wartet, muss das genau festgehalten werden.“ Zudem bezweifelt er, dass sich das Einhalten des Mindestlohns bei ausländischen Spediteuren überwachen lässt. „Was bringt es, wenn der Fahrer für die Zeit in Deutschland 8,50 Euro bekommt und sein Stundenlohn im Ausland dann so weit abgesenkt wird, dass unter dem Strich alles gleich bleibt?“ fragt er.

Otto will mit Optimierungen auf den Mindestlohn reagieren und beispielsweise ein Öko-Training für sparsames Fahren anbieten. Neben dem Mindestlohn sieht er weitere große Herausforderungen auf die Branche zukommen. Dazu gehöre die Bewältigung des demografischen Wandels („40 Prozent der Kraftfahrer sind heute älter als 50 Jahre“) und die angedachte Lkw-Maut für alle Straßen.

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