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Wohnen im Denkmal

Gut Alt Wallmoden: Spannungsfeld von Denkmalschutz, landwirtschaftlicher und wohnlicher Nutzung

Friedrich von Wallmoden im Schlosshof: Sein Blick geht beim Gang übers Gut oft nach oben, um den Zustand der zwei Hektar Dachflächen im Blick zu haben.  Fotos: Gereke

Friedrich von Wallmoden im Schlosshof: Sein Blick geht beim Gang übers Gut oft nach oben, um den Zustand der zwei Hektar Dachflächen im Blick zu haben. Fotos: Gereke

Alt Wallmoden. In einem Denkmal zu wohnen, das aber auch gleichzeitig den Erfordernissen einer wirtschaftlichen Nutzung entsprechen muss – daraus kann sich ein Spannungsfeld ergeben. Davon kann Friedrich von Wallmoden erzählen – er bewirtschaftet das Alt Wallmodener Gut.

Von Andreas Gereke Freitag, 18.01.2019, 15:30 Uhr

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Jahrhundertealt sind teilweise die Gebäude, die von der alten Gutsmauer umschlossen werden: Eine Scheune mit Backsteinmuster stammt aus dem Jahr 1688, die Reste einer Wasserburg mit dem markanten achteckigen Treppenturm gehen sogar auf das Jahr 1579 zurück. In einem Teil der Gutshäuser sind Wohnungen eingerichtet. Darin haben sich Künstler in einer kleinen Kolonie angesiedelt, die die Atmosphäre des Guts für ihre Arbeit schätzen. Die Wirtschaftsgebäude versucht von Wallmoden, für die Erfordernisse der modernen Landwirtschaft nutzbar zu machen.

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Seine These: „Ein Einfrieren des Status quo verhindert die weitergehende wirtschaftliche Nutzung.“ Die Frage, die ihn beschäftigt: „Bei einem Gebäude, was Jahrhunderte alt ist und das immer wieder verändert worden ist – welchen Zustand erachtet man da für den erhaltenswertesten?“ Die großen Dachböden des Gutes – sie stehen leer, sind für die moderne Landwirtschaft nicht nutzbar, in Wohnungen können sie nicht umgewandelt werden – und trotzdem gilt es, sie zu erhalten.

Im Laufe der Jahrzehnte gab es so einige Konflikte zwischen den von Wallmodens und den Denkmalschützern. „Das gipfelte in den 1970er Jahren im Abbruchantrag für den ganzen Komplex, den mein Vater gestellt hat und der genehmigt worden war“, erzählt von Wallmoden. „Er war wirtschaftlich derart in die Enge getrieben, dass es nicht mehr anders ging.“ Dass das alles dann doch anders ausging – es lag auch daran, dass von Wallmodens Vater nicht wirklich einen Abriss wollte. Ein Streit entzündete sich dabei im Umgang mit dem Ritterturm, als dessen Folge das Gemäuer umzäunt wurde. Friedrich von Wallmoden räumte dort erst vor wenigen Jahren auf und stellte den jetzigen „Status hohler Zahn“ her. Nur noch die dicken Mauern ragen jetzt meterhoch empor. „Alleine das Aufräumen, um den Charakter des Gebäudes zu zeigen, hat 30.000 Euro gekostet“, so von Wallmoden.

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Als das Gut ans Kanalnetz angeschlossen wurde, kam auf ihn eine hohe Forderung zu. „Da wiederum hätte ich mir vom Denkmalschutz Schützenhilfe erhofft, aber es kam nichts, das Landvolk leistete dann Beistand“, erzählt er. Schützenhilfe ist das Stichwort, denn „man kann Landwirtschaft auch ohne historischen Hof betreiben – aber dann sieht es hier aus wie in Texas.“ Manch eine Entscheidung des Denkmalschutzes empfindet er als realitätsfern, die den Erhalt manch eines Gebäudes gefährden und Eigentümer daran hindern, tätig zu werden. „Aber wenn die Alternative Verfall ist: Wem ist damit geholfen?“

Es gibt aber auf dem Gelände auch andere Beispiele – so gab es grünes Licht für die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf zwei Dächern. „Hätten wir das nicht machen dürfen, würden uns jetzt Einnahmen fehlen“, rechnet er vor. Einnahmen sind aber notwendig, um das Areal auch erhalten zu können. „Wir haben alleine zwei Hektar Dachfläche in Schuss zu halten“, erzählt er. So ist sein Blick beim Gang über den Hof oft nach oben gerichtet – Gewohnheit, um den Zustand der Dächer im Blick zu haben.

Das Gut ist sozusagen ein Rundumdenkmal. Sogar mit Gutskirche. Nach wie vor übt der Gutsbesitzer das Patronat aus, die Baulast indes wurde 1983 abgelöst. „Seit dem 13. Jahrhundert werden die Ländereien zum Gut bewirtschaftet –nachweisbar in alten Karten. Das ist fast noch schützens- und erhaltenswerter als die Hofstelle“, sagt der 55-jährige von Wallmoden, der 1992 die Bewirtschaftung des Gutes von seinem Vater übernahm. „Ich bin der 23. in der Linie der von Wallmodens, der hier wirtschaften darf“, zeigt er sich demütig. Es ist eine bemerkenswerte Kontinuität – die Familie von Wallmoden, die sich nach ihrem Stammsitz nennt und das Gut ununterbrochen besitzt, lässt sich in direkter Ahnenfolge bis 1154 zurückführen. Und Thedel Friedrich von Wallmoden möchte, dass auch die Nummer 24, einer seiner Söhne, der schon in den Startlöchern steht, das weiterführen kann. „Für mich ist es eine Herausforderung, das hier zu halten.“

. . .dennoch gilt es, die historischen Gebäude zu erhalten.

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Viele Stallböden können nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden. . .

Viele Stallböden können nicht mehr wirtschaftlich genutzt werden. . .

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