Gegrillte Grillen oder saftige Steaks

Fritierte Grillen: In Teilen Asiens kein seltener Anblick. Foto: dpa
Wer hier im Alltag einem Käfer begegnet, dem läuft vermutlich nicht das Wasser im Mund zusammen, sondern viel eher ein Ekelschauer über den Rücken. Dabei gelten die Tiere in einigen Ländern als Delikatesse.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
So essen Menschen in Thailand, China und in Teilen Afrikas regelmäßig Insekten, wie Heuschrecken, Grillen, Schaben oder Käfer. Dass die kleinen Krabbler nicht nur ein guter Snack für zwischendurch sind, sondern auch viel Potenzial in sich tragen, bestätigt die Food and Agriculture Organization der Vereinten Nationen (FAO).
Der Organisation zufolge können die Menschen eines Tages nicht mehr auf die Insekten verzichten, wenn es darum geht, die wachsende Bevölkerung zu sättigen. FAO beschreibt im Bericht „Humans Bite Back“, dass es mehr als 1400 essbare Insektenarten gebe.
Auch einige Ernährungswissenschaftler sind von den Eigenschaften der kleinen Tierchen angetan. „Ich weiß, dass der Verzehr von Insekten, als Protein-Quelle wahrscheinlich in Zukunft eine Rolle spielen wird“, sagt Gitte Schnelle, Ernährungsberaterin bei der AOKNiedersachsen.
So enthalten Insekten Proteine, wenige Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente und sind dazu noch fett- und cholesterinarm. Laut FAO könne die enorme Menge an Treibhausgasen, die bei moderner Massentierhaltung entsteht, verringert werden, wenn sich mehr Menschen von Insekten ernähren. In Thailand besitzen rund 15.000 Einwohner eine kleine Insektenzucht, die mit nur wenigen Mitteln aufrecht erhalten werden kann. Das ist zwar keine Haupteinnahmequelle, aber ein kleiner, sicherer Zuverdienst, denn die Nachfrage steigt seit 1999 kontinuierlich an. Auf jedem Wochenmarkt gibt es eine große Auswahl an Insektensnacks in den unterschiedlichsten Variationen: Frittiert, gegrillt, eingelegt.
Hier in Europa ist das ein eher seltener Anblick. Trotzdem haben wir dank des World Wide Web auch die Chance, an ein paar Schaben zu knabbern. Auf der Seite insektenlutscher.de gibt es alles, was das Insektenherz begehrt. Wie zum Beispiel Heuschrecken-Lakritz, Insekten-Schokolade oder Ameisen-Lutscher.
Massenproduktionen gibt es auf diesem Gebiet jedoch noch nicht. Sobald mehrere Millionen Insekten auf engstem Raum gehalten werden, erhöht sich das Infektionsrisiko schnell. Deswegen müsste es zum Einsatz vieler Medikamente kommen.
Zudem können diese Insekten nicht einfach mit Abfall gefüttert werden. Sie brauchen hochwertiges Futter, um zu wachsen. Das ist wiederum mit Aufwand, Geld und einem hohen Wasserverbrauch zuverbunden.
Trotz der kulinarischen Besonderheiten scheint es immer noch unverstellbar, bald hier in Deutschland in den Supermärkten eine Packung Heuschrecken zum Naschen kaufen zu können. Dazu ist der Ekel einfach noch zu groß. „Natürlich müsste auch ich innere Widerstände überwinden, um Insekten zu probieren“, gibt Gitta Schnelle zu. „Ameisen sollen aber einen nussigen Geschmack haben.“