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Harz-Wissen: Die kleinsten Dörfer

Dorf Neuwallmoden im Porträt: Wo das Hochwasser fast regelmäßig kommt

Viele alte Höfe bestimmen das Dorfbild von Neuwallmoden. Der letzte landwirtschaftliche Betrieb ist aber bereits vor einiger Zeit kurz vor das Dorf gezogen .  Foto: Kühlewind

Viele alte Höfe bestimmen das Dorfbild von Neuwallmoden. Der letzte landwirtschaftliche Betrieb ist aber bereits vor einiger Zeit kurz vor das Dorf gezogen . Foto: Kühlewind

Neuwallmoden. Dass vermutlich er für einen Artikel über Neuwallmoden angesprochen werden wird, damit hatte Bernhard Neumann schon gerechnet, als er die ersten Teile von „Harzwissen“ zu den kleinsten Dörfern im Verbreitungsgebiet gelesen hatte. Einen Ortsbürgermeister als Ansprechpartner wie in anderen Dörfern gibt es in Neuwallmoden nicht. Und Neumann kann schließlich als Ortsbrandmeister eine ganze Menge über Neuwallmoden erzählen– obwohl er ja auch „nur“ zugezogen ist. Eigentlich kommt er aus Lutter, die Liebe brachte ihn 1976 aber nach Neuwallmoden.

Freitag, 24.04.2020, 17:29 Uhr

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Als Ortsbrandmeister kennt Bernhard Neumann Neuwallmoden – obwohl er eigentlich aus Lutter stammt.

Als Ortsbrandmeister kennt Bernhard Neumann Neuwallmoden – obwohl er eigentlich aus Lutter stammt.

„Ein beschaulicher Ort, an dem jeder jeden kennt und die Dorfgemeinschaft immer zusammenhält, wenn es nottut“ – so beschreibt Neumann seine Wahlheimat.Mit 283 Einwohnern nimmt Neuwallmoden unter den eigenständigen Dörfern damit Platz fünf im Verbreitungsgebiet ein.

1307 wurde der Ort erstmals im Laufe der Geschichte erwähnt, als „Novum Walmede“: Damals kaufte der Bischof von Hildesheim zusammen mit der Stadt Goslar die Burg des Ortes, um das Stiftgebiet gegen die Burgherren von Lutter zu sichern – so schreibt es Thomas Sauer in der „Chronik Wallmoden“.

Geprägt ist das Ortsbild heute von vielen alten Höfen, die früher auch bewirtschaftet wurden, erzählt Neumann. Er selbst lebt auf einem alten Resthof; der einzige landwirtschaftliche Betrieb, der jetzt aber noch in Neuwallmoden existiere, sei der Hof der Familie Probst, kurz vor dem Ortsrand.

Wenn die Neile über die Ufer tritt, hat Neuwallmoden mit Hochwasser zu kämpfen.

Wenn die Neile über die Ufer tritt, hat Neuwallmoden mit Hochwasser zu kämpfen.

Wie in vielen anderen Dörfern hatte auch Neuwallmoden früher Einkaufsläden, die beide in der Nähe des Dorfplatzes waren, auch eine Poststelle gab es. Doch mit der Zeit verschwanden diese nach und nach, wer jetzt einkaufen will, muss raus nach Lutter fahren, so Neumann. Ein griechisches Restaurant gibt es in Neuwallmoden, was früher die Dorfkneipe war, eine weitere gab es nahe dem Ortsausgang Richtung Sehlde.

Apropos: In Neuwallmoden verlief früher die Grenze, die das Königreich Hannover vom Herzogtum Braunschweig trennte, direkt durch den heutigen Ort hindurch. Aus der Hauptstraße „Im Neiletal“ wird einige Hundert Meter vor dem Ortsausgang Wallmerhole, dort wo der Tannenweg auf die Straße trifft. Was heute ein Straßenname ist, war früher ein eigener Ort. Der Grenzstein, der dort steht, erinnert an die einstige Teilung – auch wenn eine Seite wegen eines Zauns nur mit viel Kopfverrenken lesbar ist. Aber auch heute noch besteht Neuwallmoden quasi aus zwei Teilen: dem alten Dorfkern und der laut Neumann in den 60er Jahren gegründeten Siedlung am Neuen Weg. „Ich dachte immer mal, dass die beiden Teile irgendwann zusammenwachsen“, erzählt Neumann, aber noch heute ist ein Teil des Neuen Wegs nicht von beiden Seiten bebaut.

Eine weitere Besonderheit von Neuwallmoden: Das Dorf besitzt keine Kirche, stattdessen einen Gottesdienstraum in der alten Schule am Dorfplatz. Einst gab es wohl eine, eine Burgkapelle, mutmaßt zumindest Thomas Saute in der Chronik über die Gemeinde, aber über sie ist nicht viel bekannt. Lediglich in einer Schenkungsurkunde von 1350 ist vermerkt, dass Johann von Oberg der Kirche eine Mark zukommen ließ, so hält es die Wallmodener Chronik fest.

Laut der Chronik spielte die Burg von Neuwallmoden auch 1368 noch einmal eine wichtige Rolle, als der Bischof von Hildesheim die Burg gemeinsam mit den Herzögen Wilhelm und Magnus eroberte: Sie stauten die Neile, drohten, die Burg dadurch unter Wasser zu setzen und erzwangen so die Übergabe.

Drohendes Hochwasser aus der Neile, das kennen die Neuwallmoden nur zu gut. Denn das Dorf ist heute noch ein Ort, der sich auf solche Ereignisse gefasst machen muss – und zwar nicht nur in Extremfällen wie bei starkem Regen. Fast regelmäßig tritt hier das Wasser der Neile über die Ufer und setzt den Ort unter Wasser. Dabei wirkt das Fließgewässer an normalen Tagen, wenn es nur zehn bis 15 Zentimeter Wasser führt, so ruhig und harmlos.

In der alten Schule sind Räume für Gottesdienste, für die Feuerwehr und für Feste untergebracht.  Fotos: Düber

In der alten Schule sind Räume für Gottesdienste, für die Feuerwehr und für Feste untergebracht. Fotos: Düber

Dass sich das aber ganz schnell ändern kann, wissen die Neuwallmodener. „Alles, was im Lutterbecken an Regen fällt, muss runter“, sagt Neumann. Und viel davon endet eben in der Neile – etwa alle zehn Jahre. So sei man in Neuwallmoden schon auf das Hochwasser eingestellt, erklärt der Ortsbrandmeister.

Manchmal kommt das Hochwasser plötzlich, wie beispielsweise 2018 – weniger als ein Jahr nach der großen Flut, von der fast der gesamte Landkreis betroffen war. Wenn man wisse, dass es zwei Wochen lang stark regnet, könne man sich aber auch drauf einstellen, und Hab und Gut so weit es geht in Sicherheit bringen. „Manchmal haben wir die Leute deswegen auch schon um 6 Uhr aus den Häusern geklingelt“, erinnert sich Neumann. Wie Neumann schon zu Beginn sagte: In Neuwallmoden hält die Dorfgemeinschaft in der Not immer zusammen.

Ein Video zu Neuwallmoden gibt es auf der GZ-Homepage. Am Donnerstag wird Eckertal vorgestellt.

Hier verlief früher die Grenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem Königreich Hannover. Auch heute noch erinnert der Straßenname an Wallmerhole, was eigentlich zu Sehlde gehörte.

Hier verlief früher die Grenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem Königreich Hannover. Auch heute noch erinnert der Straßenname an Wallmerhole, was eigentlich zu Sehlde gehörte.

Den Hochwasserpegel haben die Neuwallmodener auf eigene Faust am Neilebett angebracht.

Den Hochwasserpegel haben die Neuwallmodener auf eigene Faust am Neilebett angebracht.

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