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„Der Achtermann“ plant neue Zimmer

Schön geworden, aber lange gedauert: Als der „Achtermann“ seinen Hotel-Eingang im Innenhof auf die historische Sub stanz zurückbaut, zieht sich das Projekt laut Management auch wegen „schwieriger Kommunikation mit den Denkmalschutzämtern“.  Direktor Patrick Courteaux ist erst seit Mitte August neu in Goslarer Amt und Würden. Fotos: Epping

Schön geworden, aber lange gedauert: Als der „Achtermann“ seinen Hotel-Eingang im Innenhof auf die historische Sub stanz zurückbaut, zieht sich das Projekt laut Management auch wegen „schwieriger Kommunikation mit den Denkmalschutzämtern“. Direktor Patrick Courteaux ist erst seit Mitte August neu in Goslarer Amt und Würden. Fotos: Epping

Goslar. Das Traditionshotel „Der Achtermann“ will sich fit für die Zukunft machen: Nach addiert siebenstelliger Investition in den vergangenen zwei Jahren sollen jetzt neue Hotel-Zimmer im Bereich der Oberen Mauerstraße (Hausnummer40) geschaffen werden.

Von Frank Heine Montag, 29.10.2018, 14:19 Uhr

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Der Bauantrag ist laut Ulrich Krause von der Stuttgarter „aZIS Management-Service GmbH“ bereits im Mai bei der Stadt eingegangen. Probleme zeichnen sich allerdings beim Denkmalschutz ab.

„Leider steht die Rückmeldung durch das Amt noch aus“, bedauert Krause. Deshalb habe das Management auch noch keine konkreten Schritte eingeleitet. Der „Achtermann“ verfügt derzeit laut Direktor Patrick Courteaux über 154 Hotel-Zimmer und kann somit rund 300 Gäste gleichzeitig beherbergen. Der Raum über den Ladenlokalen im Erdgeschoss, die den Plänen zufolge verbleiben bzw. wieder einziehen sollen, könnte laut Courteaux für dringend erwünschte weitere Betten in 20 bis 40 modernen Zimmern genutzt werden – je nachdem, was die Auflagen der Stadt zuließen.

Dort wundert sich Sprecherin Vanessa Nöhr freilich über die „Achtermann“-Aussage, noch keine Rückmeldung zum Bauantrag bekommen zu haben. „Unsere Untere Denkmalschutzbehörde ist im stetigen Austausch mit dessen Architektin“, sagt Nöhr. Der Antrag sei denkmalrechtlich noch nicht abschließend bearbeitet. Die Fassadengestaltung des Neubaus müsse überarbeitet werden. Für das Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege sei außerdem die Höhenentwicklung ein Problem.

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Einzeldenkmal oder „nur“ Gruppendenkmal: Im Goslarer Altstadt-Welterbe spricht die Denkmalpflege stets ein gewichtiges Wort mit. Das genaue Baujahr des Gebäudes an der Mauerstraße ist auch den aktuellen Besitzern nicht bekannt. Es handelt sich um die Sindelfinger Wohnbaugesellschaft, wie die Hotelbetriebsgesellschaft des „Achtermanns“ eine hundertprozentige Tochter der Reinheimer-Gruppe mit Sitz in Stuttgart, erläutert Krause. Vermutlich datiere der Bau aus den 50er-Jahren – dies sei allerdings lediglich eine Schätzung.

Erfahrungen mit der Denkmalpflege sammelte der „Achtermann“ bereits, als er zuletzt den Hotel-Eingang im Innenhof auf die historische Substanz zurückbaute. Teils wetterbedingt, aber auch wegen „schwieriger Kommunikation mit den Denkmalschutzämtern“ habe es eine „massive Verzögerung“ gegeben, so Krause. Ob das konkrete Vorhaben, den Vordereingang hin zur Rosentorstraße umfassend zu sanieren und zu modernisieren, dennoch verwirklicht werden soll? „Nach der Erfahrung beim Eingang Ost im Innenhof werden sich die Pläne vermutlich nur schwer umsetzen lassen“, mutmaßt Krause.

Neben dem Eingang Ost lag der Fokus der Investitionen von mehr als einer Million Euro auf dem Schwimmbad- und Wellnessbereich. Eine komplett neue Technik im Bad, neue Umkleiden und Duschen in der Therme sowie die Umgestaltung der Beauty- und Wellnesslounge erforderten im vergangenen Jahr eine umfangreiche Renovierung. Massage und Wellness können auch wieder von Nicht-Hausgästen, sprich den Goslarer Bürgern, genutzt werden.

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Wie schätzt die Stuttgarter Reinheimer-Gruppe den Hotel-Standort Goslar ein? „Es ist extrem viel Arbeit, das Hotel erfolgreich zu führen“, sagt Krause. Was nicht heißen soll, dass der „Achtermann“ keinen Erfolg hat. Aber die Anstrengungen und der Aufwand, Tagungen und Busreisende nach Goslar zu holen, seien prozentual zum Ertrag vergleichsweise hoch.

Für Tagungen seien eine fehlende ICE-Verbindung und die 75 Minuten Fahrtzeit zum Flughafen Hannover hinderlich. Die Grundbelegung durch Bus-Gruppen sieht Krause gefährdet, wenn erneut eine Tourismusabgabe oder Bettensteuer eingeführt werden sollte: „Die Gruppen fahren einfach einen anderen Ort im Harz an“, sagt Krause. Und auch wenn immer wieder prestigeträchtige und große Veranstaltungen wie eine Tagung der VW-Finanzvorstände im Herbst 2017 oder die Finanzministerkonferenz der Länder im Mai 2018 gewonnen werden könnten: „Von unseren Häusern ist der „Achtermann“ derzeit das Haus mit dem größten betriebswirtschaftlichen Risiko beim schwächsten Ertrag“, ordnet Krause die Situation ein.

Das müsse kein Widerspruch dazu sein, dass lokale und regionale Hotel-Betreiber in den Bestand investierten oder gleich in der Nachbarschaft neu bauten und Goslar neue Übernachtungsrekorde melde. Aber die Dynamik des deutschen Reisemarktes entfalte sich in anderen Ferienregionen besser – mit bis zu zweistelligen Zuwächsen. Andere Häuser der Gruppe an Ost-, Nord- oder Bodensee hätten bessere Voraussetzungen. Bleibt für Krause die Erkenntnis: „Alle Beteiligten müssen für das weitere erfolgreiche Betreiben ihre Hausaufgaben machen.“ Der „Achtermann“, indem er sein Versprechen an die Gäste auf einen Aufenthalt mit gehobener Qualität und ausgeprägter Gastfreundlichkeit erfülle; und Stadt und Region, indem sie Rahmenbedingungen schafften, die dem erfolgreichen Betreiben eines Hotels keine Steine in den Weg legten.

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