Bundesanwaltschaft klagt mutmaßliches Hisbollah-Mitglied an

Die Bundesanwaltschaft hatte den Mann im Sommer 2024 festnehmen lassen. (Archivbild) Foto: Christoph Schmidt/dpa
Ein Libanese soll Motoren und Propeller für Hisbollah-Drohnen besorgt haben, die unter anderem bei Angriffen auf Israel eingesetzt wurden. Die Bundesanwaltschaft will ihn in Celle vor Gericht sehen.
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Karlsruhe/Celle. Die Bundesanwaltschaft hat in Celle Anklage gegen ein mutmaßliches Mitglied der Terrororganisation Hisbollah erhoben. Der Libanese soll für die Vereinigung Produkte zum Bau von Drohnen beschafft und ihren Transport in den Libanon organisiert haben. Er wurde im Juli 2024 in Salzgitter festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Das Oberlandesgericht Celle muss nun entscheiden, ob und wann es einen Prozess ansetzt.
Der Bundesanwaltschaft zufolge schloss sich der Beschuldigte schon vor mehr als zehn Jahren im Libanon der Hisbollah an. Zunächst habe er im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit gearbeitet. Später habe er „als Auslandsoperateur eine Schlüsselrolle innerhalb des Drohnenprogramms“ der Hisbollah gespielt - zunächst aus Spanien, ab Sommer 2023 dann aus Deutschland.
Motoren für militärische Drohnen
Bis zu seiner Festnahme habe er im Auftrag der Hisbollah Produkte im Wert von knapp 1,4 Millionen Euro bei Firmen in Europa, China und den USA erworben, so die Karlsruher Behörde. Darunter befanden sich demnach mehr als 2.000 Benzin- und Elektromotoren, über 600 Propeller, fast 11 Tonnen Kunstharz und weiteres Zubehör. Für die Bestellung und Bezahlung habe er oft Tarn- und Briefkastenfirmen genutzt. Das Geld habe die Hisbollah zur Verfügung gestellt.
Zwei der Motoren, die der Beschuldigte für die Organisation anschaffte, habe die Hisbollah in Sprengstoffdrohnen verbaut, die sie gegen Israel abfeuerte, teilt die Bundesanwaltschaft weiter mit. Eine der Drohnen sei in der Nacht des 11. Oktober 2024, an Jom Kippur, in ein Seniorenheim mit etwa 200 Bewohnern in der Ortschaft Herzliya nahe Tel Aviv gesteuert worden. Der Sprengsatz sei zwar explodiert, zu Schaden kam den Angaben zufolge aber niemand.
Beihilfe zu versuchtem Mord?
Die Bundesanwaltschaft wirft dem Libanesen die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland sowie mehrere Dutzend Verstöße gegen das Bereitstellungsverbot einer Embargo-Verordnung der EU vor. Außerdem wird ihm in einem Fall die Beihilfe zum versuchten Mord zur Last gelegt.
Die oberste deutsche Anklagebehörde bezeichnet die Hisbollah als militant-islamistische Organisation, die sich die Befreiung des Libanon von westlichen Einflüssen und die Vernichtung des Nachbarstaates Israel zum Ziel gesetzt hat. Eigentlich gilt seit Ende November eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah. Beide Seiten werfen sich Verstöße vor.