Abi mit 1,0: Wenn der Sohn beim Vater zur Schule geht

Viermal Behr (v.li.): Luisa (2012), Raffael (2011), Frederik mit dem aktuellen Traum-Abschluss sowie Niklas (2010) haben ihr RG-Abitur. Foto: Privat
Goslar. Wo Karsten Behr Latein und Geschichte lehrt, hat Frederik als dessen vierter Sprössling den perfekten Abschluss für die Familie hingelegt. Er schaffte sein Abitur mit der Traumnote 1,0.
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Wenn drei ältere Geschwister schon durch sind und der Vater nicht nur Latein und Geschichte an der Schule unterrichtet, sondern sogar die Festrede zur Abiturienten-Entlassung hält, besteht sicherlich eine Art Verpflichtung. Für seinen Abschluss am Ratsgymnasium (RG) mit der ultimativen 1,0-Note hatte Frederik Behr vorher jedoch „keine echte Strategie“.
Vor normalen Klausuren reichen zwei Tage völlig aus. Für die schriftlichen Abitur-Prüfungen sollte sich zum Lernen lieber jeder „eine Woche gönnen“. Ansonsten: Im Unterricht aufpassen, immer mit-, aber auch „keinen großen Stress“ machen – mehr Behr-Tipps braucht es gar nicht.
Druck durch spezielle Erwartungshaltungen etwa von familiärer Lehrer-Seite habe es bei ihm nie gegeben, verrät Frederik und sieht gerade in dieser buchstäblich entspannten Situation vielleicht die Basis für schulischen Erfolg. Klar: Dass der Vater an der eigenen Schule unterrichtet, sei nicht alltäglich. Aber von Vorteil sei gewesen, mit ihm den Schulalltag sehr konkret besprechen und Probleme lösen zu können.
Und Karsten Behr hat offenkundig allen seinen vier Kindern verziehen, dass sie nicht Latein, sondern Französisch dereinst als zweite Fremdsprache gewählt hatten. „Es war keine Protestwahl“, versichert Frederik lachend, Französisch galt ihm als alltagswertvoller – „und mein kleines Latinum habe ich ja auch noch gemacht.“
Und was macht er jetzt? Momentan weilt er mit seinem besten Freund und Mitabiturienten Aleksander Gjikaj in dessen alter Heimat Albanien. Mit dem Auto ging es gemeinsam in die Adria-Hafenstadt Vlora. Am 3. Juli fliegt er zurück, weil er einen Tag später seinen 18. Geburtstag feiert. Ab August startet der Bundesfreiwilligendienst in der Jugendherberge Goslar. Im Wintersemester 2017 will er sein Studium beginnen. „In Richtung Naturwissenschaft“, steht für Frederik fest. Das verbleibende Jahr will er zur Orientierung nutzen.
Ob er „jenseits des Weißwurst-Äquators“ studiert, wie Vater Karsten es seinem Jahrgang in der Kaiserpfalz empfahl? Vielleicht hört er in diesem Fall eher auf den Papa, der den scheidenden RG-Internet-Aktivisten außerdem ins Stammbuch schrieb, mit dem Verbreiten wilder Netz-Nachrichten zu warten, bis sie abends Eingang in die Tagesschau oder noch besser tags darauf in die GZ gefunden hätten.
Apropos GZ: Der Abi-Streich mit einer aufs RG gemünzten Titelseite für alle (Ex-)Lehrer sei sensationell angekommen. „Eine tolle Resonanz“ habe die Idee gefunden. Hohes Lob kam unter anderem von seiner Ex-Rektorin Lucia Misch von der Schillerschule. Ob er ihr wohl verraten hat, dass auch diese Leistung einen hohen Behr-Faktor aufzuweisen hat?...