Brandlücke in der Petersilienstraße wartet noch immer auf eine Bebauung
Eine schlaflose Nacht für die Feuerwehr – ihr gelang es, am 25. Juli 2013 das Übergreifen der Flammen, die sich vom Erdgeschoss bis zum Dachstuhl vorgearbeitet hatten, auf die Nachbargebäude zu verhindern. Archivfotos: Schenk (3)
Goslar. Am 26. Juli 2013, war die GZ voll davon: In der Nacht zum 25. Juli hatte ein Feuer ein dreigeschossiges Fachwerkhaus in der Petersilienstraße 35 zerstört. Ein 63-jähriger Bewohner konnte am Tag darauf nur noch tot aus den Trümmern geborgen werden. Fünf Jahre danach ist die Brandlücke immer noch nicht wieder geschlossen.
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Bei dem Feuer, das in der Nacht zum Donnerstag kurz vor 1 Uhr ausbrach, mussten zehn Menschen evakuiert werden; ein Großaufgebot an Feuerwehren und anderen Helfern war im Einsatz. Bewohner, die das Treppenhaus nicht mehr benutzen konnten, retteten sich über einen Balkon und das Dach. Drei Stunden später war das Feuer mit Unmengen von Wasser und Schaum unter Kontrolle gebracht worden, ein Übergreifen der Flammen auf die direkt angebauten Nachbarhäuser konnte in letzter Minute verhindert werden.
Erst am Morgen wurde das ganze Ausmaß des Schadens sichtbar, der auf eine halbe Million Euro geschätzt wurde. Den ganzen Tag lang kämpfte die Feuerwehr mit Brandnestern. Noch einen Tag später wurde die Befürchtung, dass ein vermisster Bewohner es nicht lebend aus dem Gebäude geschafft hatte, zur traurigen Gewissheit – er starb an einer Rauchgasvergiftung.
Die Petersilienstraße wurde zunächst ganz gesperrt, die Absperrzäune zur Brandruine wurden irgendwann Alltag – Schaulustige flanierten daran entlang. Der nicht zu umgehende Abriss zog sich über Wochen hin; immer wieder berichtete die GZ über die Ereignisse, vom Bergen des Tresors aus der abgebrannten Spardabank-Filiale, die sich im Erdgeschoss befunden hatte und die in der Breiten Straße ein neues Domizil fand, bis zu einer ins Leben gerufenen Hilfsaktion für die Menschen, deren Hab und Gut in den Flammen aufgegangen war.
Und heute? Wo einst das Haus stand, ist eine Lücke entstanden. Sie wird für Parkplätze genutzt, ein Provisorium. Noch immer sind die Wände der Nachbarhäuser nur notdürftig mit Folie verkleidet. Nach Auskunft der Stadt liegt ein Bauantrag für die Nutzung des Grundstücks als Parkplatz vor, befristet auf zwei Jahre. Der Antrag werde geprüft, teilte Pressesprecherin Vanessa Nöhr mit; die Stadt selbst wünsche sich im Sinne eines einheitlichen Straßenbildes allerdings eine Bebauung des Grundstücks.
Damit steht sie nicht alleine da. „Ich fänd’s toll, wenn da ein schönes Haus reinkommen würde – und unten schöne Läden“, sagt Marion John, die vom Blumenladen aus täglich den Anblick auf den „Schandfleck“ hat und gar nicht fassen kann, dass der Brand schon fünf Jahre zurückliegt. „Zwei, vielleicht drei Jahre“ hätte sie gedacht. Die Brandlückennachbarn zur Linken, Familie Peter von den Peter Parfümerien, hofft ebenfalls auf eine Bebauung. Zwar sei in ihrem Haus von innen alles Notwendige gemacht worden, der Lehm kam raus, dann wurde ausgemauert, nur im Winter sei es aufgrund der fehlenden Anschlussbebauung und Brandschutzmauer kalt im Treppenhaus. Aber für Goslar als Touristenstadt wünschen sich Wolfgang und Gerhard Peter eine andere Optik: „Der Straßenzug hat sich gut entwickelt“, meint Gerhard Peter. Den Brüdern sind die Hände gebunden: Jetzt die Fassade auf eigene Regie schön zu machen, sei wenig sinnvoll, solange nicht klar sei, ob wieder ein Haus drangebaut werde.
Letzteres wünscht sich auch Henning Körner, dem das Areal rechts neben der Brandlücke gehört. Der Betreiber der Shisha Bar im Erdgeschoss, Taher Kado, vermietet nicht nur die Parkplätze auf dem Gelände, er ist nach eigener Auskunft seit Anfang des Jahres als Nachfolger des Bad Harzburger Investors René Seele auch der Eigentümer des Areals und somit der Antragsteller bei der Stadt Goslar.
Im Gespräch mit der GZ sagte Kado, dass der Parkplatz nur vorübergehend bestehen bleiben soll. Spätestens im nächsten Jahr will der 29-Jährige mit den Planungen für ein Gebäude beginnen, das die Lücke füllen soll. Er denkt an Geschäfte im Erdgeschoss, zwei Gewerbeeinheiten, und darüber Wohnungen – vielleicht sogar ein Hotel. „Ich hoffe, dass die Stadt mir den Weg nicht schwer macht“, sagte er.
Der Abriss des mehrgeschossigen Fachwerkhauses in der Petersilienstraße war spektakulär und erfolgte in vielen Etappen. Archivfoto: Kusian-Müller
Der Löschschaum auf dem ausgebrannten Dachstuhl sorgte im Hochsommer für ein kurioses Winterszenario. Archivfoto: Epping
Der Blick vom Hinterhof aus zeigt die völlig verbaute Altstadtlage.
Bei dem Brand in der Petersilienstraße kam ein Mensch ums Leben.
Aktuell: Die Fläche, auf der vor fünf Jahren ein mehrgeschossiges Fachwerkhaus mit Bankfiliale im Erdgeschoss stand, wird bislang nur zum Parken genutzt. Foto: Kempfer