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Bahn erwartet mehr als 300 neue Kunden

<p>Der Erixx auf der Fahrt durch Othfresen: Die Bahn glaubt, dass sie bei einem Halt mehr als 150 neue Kunden pro Werktag gewinnen kann. Fotos: Kühlewind</p>

<p>Der Erixx auf der Fahrt durch Othfresen: Die Bahn glaubt, dass sie bei einem Halt mehr als 150 neue Kunden pro Werktag gewinnen kann. Fotos: Kühlewind</p>

Liebenburg. Die Bahn prüft derzeit, ob in Zukunft Züge in Othfresen halten. Offenbar ohne die Gemeinde Liebenburg darüber informiert zu haben. Auch ein weiterer Haltepunkt ist im Gespräch.

Von Detlef Kühlewind Mittwoch, 15.07.2015, 18:26 Uhr

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Die Überraschung war Bürgermeister Alf Hesse am Mittwoch anzumerken, als er von der GZ erfuhr, dass die Bahn die Eröffnung eines Haltepunktes in Othfresen prüft. Noch vor vier Wochen hatte Hesse erklärt, es sei an der Zeit, „das Projekt aus der Schublade hervorzuholen“ – zuvor hatte Ratsmitglied Marco Rehberg beantragt zu prüfen, ob sich der Haltepunkt öffnen lässt.

Und die Verblüffung ließ sich noch steigern: Die DB Station & Service AG hält nämlich neben Othfresen auch Dörnten für einen interessanten Standort. „Ich bin erstaunt“, erklärte Hesse dazu. Und weiter: „Dörnten ist ein völlig neuer Aspekt. Den Haltepunkt haben wir in der Verwaltung und im Rat gar nicht auf dem Plan gehabt.“

Ob die Haltepunkte wirklich gebaut werden, ist längst nicht entschieden – noch gibt es eine ganze Reihe von Hürden zu überwinden. Aber immerhin muss die Gemeinde Liebenburg nicht weiter Energie aufwenden, um mit ihrem Anliegen überhaupt erst einmal Gehör zu finden. Möglich gemacht hat das die bundesweite Stationsoffensive der DB Station & Service AG, der Betreibergesellschaft für Verkehrsstationen am Streckennetz derDB Netz AG. Sie hat zum Ziel, in der Nähe ausreichend großer, bisher unerschlossener Siedlungsflächen neue und kleine Stationen zu bauen. 54 mögliche Stationen wurden für ganz Niedersachsen identifiziert und umfassend untersucht. 14 von ihnen liegen im Gebiet des Zweckverbandes Großraum Braunschweig (ZGB), fünf davon im Nordharz. Neben den beiden Liebenburger Gemeinden rückten auch Herzog-Juliushütte, Lutter und Neuekrug-Hahausen in das Bewusstsein der Bahn.

Für all diese Orte stellte die Station & Service AG umfassende Überlegungen an: In einer Grobanalyse berechnete sie die Ein- und Aussteiger pro Tag und berücksichtigte Auswirkungen auf bestehende Stationen. Außerdem schätzte sie sowohl die Baukosten als auch den Unterhaltungsaufwand ab. Schließlich fanden Vor-Ort-Begehungen statt, um die konkrete Machbarkeit zu prüfen, einschließlich einer detaillierten Kostenabschätzung und einer Wirtschaftlichkeitsberechnung. „Die haben sich schon sehr viel Mühe gegeben“, fasst Norbert Wolff von der Abteilung Nahverkehr beim ZGB das Ergebnis zusammen, das er in der vergangenen Woche dem Ausschuss für Regionalverkehr vorlegte. Demnach sind Othfresen und Dörnten weiterhin im Rennen, da für beide Standorte jeweils eine Nachfrage von „mehr als 150 Neukunden am Werktag“ zu erwarten sei – Herzog-Juliushütte, Lutter und Neuekrug-Hahausen gehören nicht dazu und schieden aus.

Die DB Netz AG prüft jetzt, ob es genügend Fahrzeitreserven gibt, um an diesen Standorten zu halten. Immerhin verlängert sich die Fahrzeit pro Richtung um zwei bis drei Minuten für jeden zusätzlichen Halt. Das Resultat erwartet Wolff noch in diesem Jahr. Sollte es positiv ausfallen, folgt für jeden Standort eine umfassende Nutzen-Kosten-Analyse. Die Gemeinde muss dann sehen, ob sie an den Kosten beteiligt wird und wie sie diese schultern kann. „Wir werden am Ball bleiben“, verspricht Hesse.

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