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Villa Charlotte

Adventskaffee mir Pomp und Plaudereien

An jedem Platz der Kaffeetafel liegt ein Erinnerungs-Tütchen: Kekse und eine Fotografie, die ein adventliches Arrangement im Salon neben dem Esszimmer zeigt. Auf deren Rückseite ein handschriftliches Dankeschön für den Besuch.  Foto: Potthast

An jedem Platz der Kaffeetafel liegt ein Erinnerungs-Tütchen: Kekse und eine Fotografie, die ein adventliches Arrangement im Salon neben dem Esszimmer zeigt. Auf deren Rückseite ein handschriftliches Dankeschön für den Besuch. Foto: Potthast

Bad Harzburg. Pompös. Statt eines Punktes müsste eigentlich ein Ausrufezeichen folgen. Denn das, was sich im Inneren der „Villa Charlotte - Gründerzeit-Museum & Pension“ schon jetzt darstellt, ist eine Verlautbarung der Üppigkeit. Sven Bartsch-Siegmund und sein Gatte Michael Bartsch leben den Stil der Gründerzeit in ihrem Haus an der Rudolf-Huch-Straße 10. Und sie laden sich Gäste ein, denen sie Einblick geben – in der Vorweihnachtszeit zum Adventskaffee. Am vergangenen Wochenende empfingen sie 15 Besucher.

Freitag, 06.12.2019, 12:09 Uhr

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Vor nicht allzu langer Zeit erwarben sie das „Haus Bues“, Baujahr 1894, und gestalten es seitdem nach und nach um. Ihre Linie beim Interieur: die Gründerzeit. Seit 14 Jahren umgeben sie sich mit Einrichtungs-Gegenständen, die der Epoche des Historismus zuzuordnen oder die nah dran sind.

Das war schon so in ihrem Bergedorfer Haus. Aus beruflichen Gründen verschlug es sie nach Bad Harzburg. Mitgenommen haben sie Mobiliar und Zierrat. Ihre Sammelleidenschaft dehnt sich ja weit aus: Uhren, Meissener Porzellan, Musikinstrumente, Kronleuchter… Mitgenommen haben sie auch das Konzept, ihre Räume zu zeigen.

Am Wochenende hatten sich 15 Gäste angekündigt – zur Führung und zum Adventskaffee. Sechs ließen sich am Samstag die bereits ausgestatteten Salons und die noch nicht vollendeten präsentieren, neun am Sonntag. Ornamentik-Tapeten und Bordüren an den Wänden, schwere Samtstoffe mit Schabracken an den Fenstern, bearbeitete Holzböden, Decken mit Stuck und Malerei. Zudem prunkvolle Möbel und all überall schmückendes Beiwerk. Pomphaftigkeit ist der Ausdruck.

Manch einem mag der Begriff „überladen“ in den Sinn kommen. Doch soll sich, wie Sven Siegmund-Bartsch sagte, „eine Erinnerung an das Alte“ wiederfinden. Das war schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zutreffend und ist es für das Ehepaar Bartsch heute. In ihren Gästen riefen die Gründerzeit-Relikte Erinnerungen an die Kindheit wach: „Vor 74 Jahren habe ich Milch bei Milch-Bues geholt.“ Ein paar Milchkannen haben die Hausherren tatsächlich noch gefunden und wollen vielleicht einen Raum in Reminiszenz an damals einrichten. „Den Fußboden hatten wir früher zu Hause auch.“ Gemeint waren die Fliesen im Flur. „Von solchen Stühlen musste ich bei der Großmutter immer den Staub abwischen.“ Bezogen war das auf die Sitzmöbel am Esstisch in der Wohnung der Männer. Begehrlichkeiten wurden ebenfalls geweckt und zumindest einmal beim Begutachten des Biedermeier-Sekretärs laut geäußert: „Der passt in unser Wohnzimmer.“

Im Esszimmer der Villa fanden sich die Besucher am ersten Advents-Wochenende nach der Führung durch die Wohnung und durch das künftige Museum ein, um vom Selbstgebackenen – Kuchen, Kekse und Waffeln – zu kosten. Dazu schenkte Michael Bartsch Kaffee einer Hamburger Rösterei aus. Auch an den kommenden Wochenenden wollen er und sein Gatte Gäste bewirten. Anmeldungen sind unter 0160/91074053 möglich. Auf lange Sicht hin möchten sie Pensionsgäste beherbergen und beköstigen, wenn die drei Zimmer im Obergeschoß ausstaffiert sind. Sie möchten auch Gäste zu einem Kerzenlicht-Dinner bitten ¨– also zum Abendessen unterm Lüster.

Am 1. Dezember flackerte die erste Kerze im Advents-Arrangement auf dem Esstisch, drehten sich die klingenden Weihnachtsbäumchen im Kinder-Weihnachtszimmer und im Garten-Salon, und spielte Sven Siegmund-Bartsch, der Raumgestalter des Gründerzeit-Hauses, ein Weihnachtslied auf dem Klavier zur Einstimmung auf das stimmungsvolle Kaffeetrinken in der „Villa Charlotte“.

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