Anbieter von Nebenmetallprodukten festigt Position im Nordharz

Von der Bahnbrücke zwischen Herzog-Juliushütte und Astfeld sieht man Teile des weitläufigen Geländes von Vital Pure Metal Solutions. Der Technische Unternehmensleiter Henry Dörsing sieht großes Potenzial für die Zukunft. Foto: Neddermeier
Vital Pure Metal Solutions, der in Astfeld beheimatete Anbieter von Nebenmetallprodukten für die Photovoltaik- und Mobilphonbranche ist weiter auf Wachstumskurs. Jetzt sind wieder 126 Mitarbeiter am Standort tätig. Weitere Fachkräfte sollen folgen.
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Astfeld. In Astfeld beziehungsweise in Herzog-Juliushütte ist wieder reichlich Leben eingekehrt in das weitläufige Firmengelände der Vital Pure Metal Solutions GmbH (VPMS). Gut 20 Hektar umfasst das Gelände des ehemaligen Hüttenwerks, auf dem bis zum Jahr 2020 der in Schieflage geratene Vorgänger PMM (Pure Metals GmbH) firmierte. Nach der Insolvenz und dem Stillstand der Betriebsanlagen bereits im Juli 2020 schienen am Standort für die damals rund 60 Beschäftigten endgültig die Lichter auszugehen. Die Verhandlungen mit dem Investor aus China zogen sich hin. Die Bundesregierung hatte Bedenken, wegen der der möglichen Produktion von Spezialmetallen, die auch in der Rüstung, etwa als Infrarot-Detektor in Waffensystemen, eingesetzt werden können. Die Bedenken sind längst vom Tisch, die weltweit agierende Vital-Gruppe aus der chinesischen Industrie-Metropole Guangzhou ist seit Anfang 2021 dabei mit Millionenbeträgen das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. „Mit Erfolg und einigem Nachdruck“, sagt Henry Dörsing, seit etwa einem Jahr operativer Leiter des Harzer Vital-Standorts.
Umsatz bei 12 Millionen
Mittlerweile plane man hier mit einem Umsatz in einem zweistelligen Millionenbereich, der von aktuell 126 Mitarbeitern erwirtschaftet werde. Davon kommen 35 aus dem Raum Langelsheim, 68 aus dem Landkreis Goslar, der Rest von weiter her. Auch immer wieder sind Fachkräfte aus China selbst am Standort, um wie in den vergangenen Monaten eine hochmoderne, neue Betriebsanlage aufzubauen und zu warten. „Die bringen wir dann für einige Zeit in unserem Gästehaus auf dem Gelände unter“, sagt Dörsing.

Die Abluftanlage entspricht den neuesten Vorschriften und verhindert, dass giftige Stoffe austreten. Foto: Neddermeier
In der neuen Anlage werden metallische Nebenprodukte, cadmiumhaltige Stoffe, thermisch behandelt und auf die richtige Korbgröße für die jeweiligen Abnehmer gebracht. Cadmium wird in der Regel mit anderen Elementen kombiniert, vor allem mit Zink, und wird häufig in Batterien, Computern, Autoteilen und verschiedenen anderen Industrieprodukten verwendet. „Die Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Gewerbeaufsichtsamt läuft sehr gut und die Kontrollen finden regelmäßig statt“, betont Dörsing.
Medizintechnik und Handykomponenten
Pure Vital Metal Solutions ist wie der Vorgänger PPM ein Unternehmen, das mit seinem Produktspektrum mindestens in Europa einzigartig ist. Es geht um Verbindungen und Anreicherungen von seltenen Spezialmetalle wie Gallium, Germanium, Antimon, Indium und Tellur. Eines der Produkte ist beispielsweise das Cadmiumzinktellurid (CZT) – eine Legierung, die als Halbleiter eingesetzt werden kann. Die optimierten Recyclingprozesse am Harzrand erbringen hochreine Endprodukte aus Metallabfällen. Cadmiumzinktellurid dient beispielsweise als Detektor für radioaktive Strahlung oder in elektrooptischer Anwendung für Infrarotstrahlung. Im zivilen Bereich wird CZT für moderne Computertomographen in der Medizintechnik eingesetzt. Hochreines Gallium ist für die Gesichtserkennungs-Software bei Mobiltelefonen unersetzlich. Weitere Abnehmer der Nebenmetallprodukte sind Halbleiterhersteller oder auch die Medizintechnik zur Herstellung von Fieberthermometern. Der Bedarf ist riesig.
Reichlich Potenzial
„Auf dem riesigen Gelände können wir uns noch richtig austoben“, sagt Dörsing, das Potenzial sei riesig. Zwar habe man in den vergangenen Jahren schon viele neue Mitarbeiter gewinnen können, doch der Fachkräftemangel stelle auch hier eine Bremse für das weitere Wachstum dar. Dennoch peile man noch in diesem Jahr die Marke von rund 150 Mitarbeitern an. In einem Bereich arbeite man aktuell im Vierschichtsystem. Der europäische Standort ist für den chinesischen Mutterkonzern Gold wert. Die Handelshemmnisse und Einfuhrzölle, die für China gelten, gibt es hier nicht. Indirekt helfe auch der Inflation Reduction Act der Biden-Administration, der nachhaltiges und klimafreundliches Wirtschaften fördere, so Dörsing. Zwar habe man die Energiekrise auch bei Vital gespürt – in solchen Zeiten würden weniger I-Phones gekauft. Aber PV-Module und -Anlagen würden im Zuge des Klimawandels immer stärker nachgefragt, weiß Dörsing.

Das unter Denkmalschutz stehende Hütten-Gebäude soll künftig als Verwaltungs- und Geschäftsstelle genutzt werden. Foto: Neddermeier
Die Pläne für Astfeld und das weitläufige Firmengelände sind längst noch nicht am Ende. Da der Verwaltungs- und Bürotrakt an seine Grenzen stoße, werde man das unter Denkmalschutz stehende Gebäude des ehemaligen Hüttendirektors reaktivieren, und als repräsentative Verwaltungsstelle wieder nutzbar machen. Weitere Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe seien in den kommenden Jahren geplant.
Die neue Produktionsanlage ist entsprechend gesichert und auch nur mit Spezialausrüstung zu betreten. Eine komplett neue Abluftanlage ist nach neuesten Standards und Richtlinien dazu gebaut worden.

Der Fachwerkbau wird derzeit als Lager genutzt, bietet allerdings noch ganz andere Potenziale. Foto: Neddermeier

Einbruch zwecklos. Das gesamte Betriebsgelände ist so gesichert, dass die Polizei oder der Wachdienst innerhalb weniger Minuten eintrifft, wenn ein Alarm ausgelöst wird. Foto: Neddermeier