Seit Jahren auf der Nachfolgersuche für den "Dorfkrug"

Wolfgang und Regina Zelies im Gastraum ihres „Dorfkrugs“. Da ein Nachfolger nicht in Sicht ist, müssen sie weitermachen. Die beiden 67-Jährigen haben jetzt begonnen, Reservierungen für Weihnachten und Silvester entgegenzunehmen. Fotos: Gereke
Ostlutter. Seit 1996 betreibt das Ehepaar Regina und Wolfgang Zelies die Ostlutteraner Traditionsgaststätte „Dorfkrug“. Doch jetzt mit Ende 60 soll Schluss sein mit dem Arbeitsleben – allerdings finden sie seit Jahren keinen Nachfolger, der den gastronomischen Betrieb mit Stammgästen aus der ganzen Region weiterführen will.
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Schon am Eingang ist zu erkennen, dass das Haus Tradition hat. „Erbaut 1622“ steht an dem Holzbalken. In den Jahren 1948/49 wurde er vom Seesener Industriellen Züchner erneuert. „Verbürgt ist, dass sich seit 1890 eine Gastwirtschaft in dem Haus befindet“, erzählt Wolfgang Zelies. Nach den Züchnerschen Umbauarbeiten gehörte auch eine Backstube mit Verkaufsraum zum Haus – eine schmiedeeiserne Brezel und ein Bierkrug an der Einganstür erinnern noch heute an die Vergangenheit.
„Mit dem Umbau verlor damals das Gebäude übrigens seinen Status als Denkmal“, berichtet Zelies. Doch auch ohne Denkmalschutz ist das Haus im Innern ein einziges dörfliches Idyll mit holzvertäfelten Wänden und hölzernen Dielenböden. Ideales Ambiente für eine gutbürgerliche Küche. Einziges Manko: Die Barrierefreiheit stößt dort an ihre Grenzen. Für Menschen mit Gehbehinderung ist der Saal im Obergeschoss schwer zu erreichen. „Wir hatten die Idee, einen Außenfahrstuhl zu bauen – Platz ist genug.“ Aber jetzt mit fast 70 werde das Projekt nicht mehr in Angriff genommen. Nach dem Kauf hatte er mehr als 200.000 DM in die Sanierung des Gebäudes gesteckt. Es war mit Kauf damit fast eine Investition von einer halben Million Mark.
Mehr als 20 Jahre bewirtschaftet das Paar nun den „Dorfkrug“. „Wir wollen das Geschäft abgeben, weil die Kraft nicht mehr reicht, nicht, weil der Laden nicht läuft“, erzählt sie. Geöffnet hat das Traditionshaus freitags bis sonntags und unter der Woche nach Anfrage – mehr wäre möglich, aber die Energie dazu fehle nach 50 Jahren im Berufsleben, fügt der gelernte Koch an.
Seit drei Jahren suchen sie nun einen Nachfolger. Erfolglos. „Erst über Inserate, dann schalteten wir einen Makler ein. Nur einmal gab es einen Interessenten. Wir hatten auch schon einen Notartermin, doch dann sprang er ab. Auch die Samtgemeinde und die Wirtschaftsförderung Region Goslar kontaktierten wir“, erinnert er sich. Alles blieb ergebnislos. Also führen sie den Laden weiter. Würde das Gasthaus erst einmal schließen, wäre es vermutlich noch schwieriger, einen Neuen zu finden, der unter Umständen noch Auflagen zu erfüllen hätte.
Woran liegt das? Zelies kann nur mutmaßen: „Vielleicht, weil potenzielle Betreiber davor zurückschrecken, in einer ländlichen Gegend ein Gasthaus zu übernehmen? Vielleicht, weil sich das Arbeitsverhalten der Menschen geändert hat?“, sagt er und schaut auf einen Zeitungsartikel, der sich darum dreht, dass Tausende Koch-Azubis ihre Lehre abbrechen. Gastronomie bedeutet eben flexible Arbeitszeiten bis in die Nacht und am Wochenende.
Noch hat Ostlutter seinen „Dorfkrug“ – und nicht nur Zelies hoffen, dass das so bleibt. Irgendwann dann unter neuem Eigentümer. Alles andere wäre auch ein schwerer Schlag fürs Dorf, in dem es sonst kaum etwas gibt. Noch nicht mal ein Dorfgemeinschaftshaus – das nutzt die Feuerwehr als Schulungsraum.

Idyllisch in Ostlutters Dorfmitte gelegen: der „Dorfkrug“. Doch seit Jahren findet sich niemand, der die Traditionsgaststätte weiterführen möchte.