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Zwischen Stadtbild-Verein und Junk fliegen die Fetzen

Goslar. Offener Brief, neuer Zwischenruf und der Vorwurf der Lüge gegen Dr. Oliver Junk: Zwischen dem Verein Stadt Deutschland und Goslars Oberbürgermeister fliegen die Fetzen. In der Diskussion um eine angemessene Entwicklung des Pfalzquartiers wird der Ton nicht nur rauer. Inzwischen will der Verein laut Sprecher Manuel Reiprich den Vorwurf Junks sogar juristisch prüfen lassen, er habe irgendwo zur Veröffentlichung von Adressen von Stadträten aufgerufen.

Von Frank Heine Freitag, 05.07.2019, 16:05 Uhr

Aber der Reihenfolge nach: Mit Bezug auf einen ersten Zwischenruf-Artikel auf Junks Internetseite hin verschickt Stadtbild Deutschland mit Datum vom 4. Juli einen offenen Brief per Mail mit einem datenschutzrechtlich bedenklich dargestellten, aber riesigen Verteiler. In dem Schreiben heißt es, eigentlich habe der Verein „nur gute Architektur“ einfordern wollen. Junks Online-Beitrag mache aber „zu einem gewissen Grad fassungslos“. Und weiter: Wenn er Mitglieder pauschal als „nationalkonservative Wutbürger“ diffamiere, begebe sich Junk „in eine argumentativ äußerst bedenkliche Ecke“. Anstatt sich mit einer anderen Meinung zu Architektur und Städtebau auseinanderzusetzen, versuche er diese politisch zu diskreditieren und lasse jegliche integrierende Funktion seines Amtes vermissen. Vorwurf an Junk: „Sie beleidigen engagierte Bürger und vergiften damit die Diskussion in Ihrer eigenen Stadt.“

Junk wiederum hatte bereits mit Datum vom 3. Juli einen neuen Zwischenruf verfasst. Er stellt dort noch einmal klar, dass nicht dem Verein entsprechende Ziele nachzuweisen seien, er aber zum Sammelbecken nationalkonservativer Wutbürger werde, die auf dessen Kommentarseite „auch schon mal dazu aufrufen, die Adressen derjenigen Stadträte zu veröffentlichen, die für von den Vorstellungen des Vereins abweichende Architekturlösungen gestimmt haben“.

Spätestens nach der Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübcke, so Junk weiter, sei es „vergleichsweise moderat“, wenn man diejenigen, die zur Veröffentlichung der Adressen von Stadträten aufriefen, die für „inkriminierte Projekte“ gestimmt hätten, als „Wutbürger“ bezeichne. „Dies ist doch zumindest der unverschleierte Aufruf dazu, in welcher Form auch immer in die Privatsphäre von Ratskollegen einzudringen“, schreibt Junk und nimmt Anleihe bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Ratsmitglieder, Bürgermeister, Oberbürgermeister und Landräte sind nicht der Fußabtreter der Nation.“

Das Stadtoberhaupt präsentiert aber auch frische Zahlen aus dem Museum, wo derzeit die Architekten-Entwürfe fürs Pfalzquartier gezeigt werden. In einer Besucher-Befragung habe Museumschef Christoph Gutmann bei 407 Stimmabgaben ermittelt, dass sich lediglich 16,5 Prozent mit keinem der Entwürfe hätten anfreunden können. Junks Ranking der Positiv-Stimmen – gerundet auf eine Stelle nach dem Komma: Jeweils 28 Prozent für Auer/Weber und Lederer/Rag., 18,7 Prozent für Staab, 5,6 Prozent für Nieto/Sob., zwei Prozent für Bez/Kock und 1,4 Prozent für Waechter.

Zum zweiten Zwischenruf kam gestern eine erneute Mitteilung von Stadtbild Deutschland. Es sei eine Lüge, wenn Junk behaupte, der Verein habe irgendwo zur Veröffentlichung von Adressen von Stadträten aufgerufen, heißt es dort. Wenn sich eine solche Aussage irgendwo im Forum finde, das der Vereinshomepage angeschlossen sei, merkt Stadtbild Deutschland an: Das Forum „Architectura Pro Homine“ sei ein Treffpunkt „individueller Forennutzer“, die oftmals kein Mitglied des Vereins seien, sondern Privatleute, die sich für Architektur interessierten und zum Meinungsaustausch zusammenkämen.

Im Interesse eines offenen Meinungsaustausches werde „nicht jede Nachricht im Forum zensiert“. In keinem Fall aber habe der Verein solche Aussagen offiziell getätigt oder unterstützt. „Wenn Herr Junk solche Behauptungen weiter verbreitet, ohne konkrete Quellen zu nennen, die aus der Hand des Vereins stammen, betreibt er Verleumdung“, schreibt Reiprich. Einen Zusammenhang mit einem politischen Mord herzustellen, mache nur noch sprachlos. Reiprich: „Wir finden keine Worte mehr für diese Art der Auseinandersetzung, werden das aber juristisch prüfen lassen.“

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