Zähl Pixel
GZ-Archiv

MEINE MEINUNG: Die Hand gereicht

Zum Besuch des Kultusministers Grant Hendrik Tonne beim Philologentag kommentiert GZ-Redakteur Frank Heine.

Mittwoch, 28.11.2018, 16:54 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Wer sich Zeit nimmt, offen redet und Argumenten aufgeschlossen ist, darf selbst als SPD-Kultusminister auf Applaus hoffen, wenn er bei den ebenso konservativen wie selbstbewussten Philologen vorspricht. Grant Hendrik Tonne hat in Goslar bei den Gymnasiallehrern gestern zweifellos Terrain zurückerobert, das seine kommunikationsoriginelle Vorgängerin Frauke Heiligenstadt unter Rot-Grün mit ihrer Scheuklappen-Mentalität zum verminten Gebiet gemacht hatte.

Aber es lag nicht nur an Gesten wie der Anreise schon am Vorabend des Philologentages, um beim Empfang des Vorstandes Präsenz und Interesse zu demonstrieren, wenn im kleinen Kreis Meinung und Politik gemacht wird. Der sachlich und nüchtern agierende Tonne verzichtete auf jedwede Ideologie. Er gestand teils gravierende Mängel offen ein und bot Pragmatismus bei der Suche nach Lösungen an, ob sie nun kurz-, mittel- oder langfristig zu finden sind. Und er packte etwa mit den Korrekturtagen fürs Abitur auch erste schnelle Hilfen auf den Tisch. Mehr war nicht zu erwarten. Und die Philologen sind keine Träumer. Dass all ihre Forderungen eins zu eins und möglichst morgen umgesetzt werden, glaubt niemand im Verband. Gehört und sogar ernst genommen zu werden, bedeutet jedoch eine neue Qualität im Miteinander, die die Gymnasiallehrer optimistisch stimmen darf.

Das große Aber kommt dennoch: Reden und Handeln sind oft genug und gerade in der Politik zweierlei Dinge. Schon 2015 etwa hatte ein jovialer Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in der Kaiserpfalz viel Verständnis geäußert und hinterher fast ebenso viel vergessen. Tonne muss seinen Worten in den nächsten Jahren Taten folgen lassen, wenn er in Niedersachsens Gymnasien Erfolge und in Goslar weiterhin Applaus ernten will. Eine schwierige Aufgabe – aber der Anfang macht Mut.

Die Redaktion empfiehlt
Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region