Kultusminister gewinnt Sympathien mit Politik der kleinen Schritte

Ein Lächeln für den Kultusminister (v. re.): Philologen-Chef Horst Audritz tauscht sich freundlich mit Grant Hendrik Tonne (SPD) aus. FDP-Bildungsexperte Björn Försterling lauscht dem Gespräch. Foto: Heine
Goslar. Im Januar treffen sich Niedersachsens Philologenverband und das Kultusministerium vor Gericht, wenn es um die Arbeitszeit für Oberstudienräte mit Funktionsaufgaben geht. Mittwoch sammelte Minister Grant Hendrik Tonne (SPD) bei den 300 Delegierten der mehr als 8000 Mitglieder starken Lehrer-Organisation etliche Sympathiepunkte und erntete sogar mehrfach Applaus, als er bei seinem Premieren-Aufritt vor der Verbandsversammlung im Hotel „Der Achtermann“ auf eine Grundsatzrede verzichtete, für Pragmatismus warb und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen an Gymnasien in kleinen Schritten anbot.
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Tonne hatte sogar konkrete Soforthilfen im Gepäck: So kündigte er eine stärkere Entlastung durch ein Staffel-Modell für Lehrkräfte an, die zur Korrektur der Abitur-Klausuren eingesetzt sind. Der sogenannte Abitur-Austausch unter den Schulen soll ausgesetzt werden.
Alle Referate seines Ministeriums seien zudem angehalten, eine Streichliste für Dokumentationspflichten vorzulegen, die „über Schmerzgrenzen hinausgehen“. Ob etwa Vergleichsarbeiten einen Mehrwert erzeugten, zweifelte Tonne an. Für besonders beanspruchte Funktionsträger, zumal in Kombination mit dem Lebensalter, müssten Absenkungen der Stundendeputate noch gefunden werden. Ihre vordringliche Notwendigkeit erkannte der Kultusminister an.
Er will auf der anderen Seite aber nicht der Arbeitszeitkommission folgen und die Unterrichtsverpflichtung für Grundschullehrer um eine Wochenstunde senken. Diese Empfehlung sei für ihn nicht nachvollziehbar, zumal der Endbericht des Gremiums eine weit höhere Belastung der Gymnasiallehrer ausgewiesen hatte. Seine Rechnung: Wenn alle Lehren der Kommission umgesetzt würden, sinke die Unterrichtsversorgung in Niedersachsen noch einmal um fünf Prozent.
„Vielen Dank für die ehrlichen Worte und positiven Signale“, erwiderte Horst Audritz. Der Vorsitzende des Philologenverbandes wertete Tonnes Ankündigungen als „vertrauensbildende Maßnahmen“. Zuvor hatte der Wolfenbütteler eine lange Liste von Forderungen ausgebreitet und zeitnahe Lösungen eingefordert.