Letzte Chance für die Sonnenberglifte
Ist die Betriebszeit abgelaufen? Derzeit herrscht am Sonnenhanglift am Sonnenberg die geplante „Sommerruhe“. Ob die Anlage im Winter wieder Skifahrer auf den Berg bringt, ist indes ungewiss. Fotos: Bruns
Sonnenberg. Wird es jemals wieder alpinen Skisport am Sonnenberg geben? Die Frage wirkt provokant und droht doch, mit einem Nein beantwortet zu werden. Fakt ist, dass es derzeit keinen Betreiber für die Abfahrtshänge mit ihren vier Skiliften gibt.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Gerade läuft der Pachtvertrag aus, den der bisherige Betreiber Michael Sonderfeld mit dem Nationalpark geschlossen hatte. Nach einem knappen halben Jahrhundert gibt er den familiengeführten Betrieb der Skilifte aus gesundheitlichen Gründen auf.
Seit diese Pläne im Sommer dieses Jahres endgültig offiziell wurden, hat sich aber nicht viel getan. „Es hat Interessenten gegeben, aber die sind abgesprungen“, sagt Sonderfeld. Den potenziellen privaten Investoren sei klar geworden, welcher Aufwand hinter dem Betrieb stehe, so der bisherige Pächter.
Aus dem Umfeld möglicher Nachfolger klingt das etwas anders. Zum einen bemängeln die, dass sie nicht genug Einblick hätten, wie wirtschaftlich die Skilifte laufen, um bemessen zu können, dass sich eine Investition lohnt. Zum anderen gehen sie mit der Nationalparkverwaltung ins Gericht, da sie keine Chancen bekämen, neue Geschäftsfelder zu erschließen, beispielsweise durch eine Sommernutzung der Skihänge oder durch eine komplette Modernisierung der Anlagen, wie einen modernen sogenannten Teppichlift anstelle des jetzigen Ponylifts für die jüngsten Skifahrer.
Nationalparkleiter Andreas Pusch formuliert es so: „Im bestehenden Rahmen kann ein neuer Pächter alles so nutzen wie bisher.“ Dabei lässt er offen, in welchem Rahmen Modernisierungen möglich sind. Denn klar sei, dass die bestehenden, jahrzehntealten Anlagen früher oder später überholt werden müssen. Und der Nationalpark habe kein Interesse, dass der Liftbetrieb eingestellt werde.
In einem sind sich Sonderfeld und Pusch einig. Die Anlage geht nur komplett an einen Nachfolger. Der bisherige Pächter schließt einen Teilverkauf der ihm gehörenden Liftanlagen ohnehin aus. Und der Nationalparkleiter erklärt, dass, wenn ein Nachfolger beispielsweise den Brockenblicklift jenseits der Straße nach St. Andreasberg nicht mehr betreiben wolle, er sich dennoch um die Pflege des Skihangs als Bergwiese im Sommer kümmern müsse. Diesen Part werde dann der Nationalpark übernehmen, wenn sich kein neuer Pächter findet.
Und dieses Horrorszenario für Skifahrer und Touristiker ist nicht ausgeschlossen. Hoffnung macht einzig die Stadt Braunlage, die sich grundsätzlich bereit erklärt, als neuer Pächter einzuspringen. „Wir waren in intensiven Gesprächen. Derzeit prüft ein Gutachter für uns die Anlagen“, sagt Bürgermeister Stefan Grote.
Gibt es eine Einigung, würden die Städtischen Betriebe Braunlage (SBB) neuer Pächter werden, während als Betreiber dann eine Privatperson einspringen könnte. „Dieses Modell fahren wir schon bei anderen Liften in der Stadt erfolgreich“, so Grote.
Sowohl er als auch Sonderfeld geben sich optimistisch, dass der Handel zustande kommt. Doch klar wird auch, dass sich beide Seiten noch nicht auf einen Preis geeinigt haben. Dabei drängt die Zeit. Gutachter, Preisverhandlungen, neuen Betreiber finden, eine Vielzahl von Prüfungen und Formalien abhandeln und eventuell noch Reparaturen und Instandsetzungen – all das steht im Erfolgsfall noch an, obwohl diesen Monat schon der erste Schnee gerade bauliche Maßnahmen behindern kann.
Um den Saisonstart noch zu erreichen, müssen beide Parteien also unter Hochdruck arbeiten. Und noch an einer anderen Front drängt die Zeit. Mit Ablauf des Pachtvertrags ist Michael Sonderfeld eigentlich verpflichtet, die Liftanlagen abzubauen. „Wir setzen da keinen Zeitdruck“, macht Pusch klar, dass, selbst wenn sich für diesen Winter kein neuer Pächter findet, die Lifte noch stehen bleiben dürfen.
Allerdings sieht das in einem Jahr anders aus. Präsentiert Sonderfeld dann keinen Nachfolger, wird er voraussichtlich die Anlagen vertragsgemäß abbauen müssen. Und dann wäre alpiner Skisport am Sonnenberg tatsächlich Geschichte.
Der Brockenblicklift auf der anderen Seite der Landesstraße 519 wird nicht aus dem Gesamtpaket herausgelöst.