CDU-Veranstaltung zum Borkenkäfer wird zu Abrechnung mit Nationalpark

Trüber Ausblick: Im Dreieck zwischen Braunlage, Sonnenberg und Oderbrück sind die Folgen des Borkenkäferbefalls im Fichtenbestand besonders dramatisch sichtbar. Ein Anblick, der Einheimische wie Gäste gleichermaßen verstört. Fotos: Nachtweyh
Braunlage. Im großen Saal des Kurgastzentrums hatte sich am Donnerstagabend eine stattliche Zahl von Zuhörern versammelt – darunter Politiker, Unternehmer, Gastronomen – sie waren der Einladung von CDU-Ratsdame Cornelia Ehrhardt gefolgt, die eine Expertenrunde zum Thema „Borkenkäfer“ aufs Podium geholt hatte.
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Angesichts von immer mehr trockenen Fichten und „grauen Wäldern“ ist der Borkenkäfer ein Thema, das die Menschen bewegt. „Es geht um unsere Heimat“, erklärte Ehrhardt ihre Intention für diese Podiumsdiskussion. Das sprach den Gästen im Saal aus der Seele.
Die CDU-Stadtverbandsvorsitzende, die gern für ihre Partei in den Bürgermeisterwahlkampf ziehen würde, hatte sich professionell auf diesen Abend vorbereitet: Filmtrailer zum Einstieg, Power-Point-Präsentation, Pressemappe und prominente Gesprächspartner. Auch den Leiter des Nationalparks Harz, Andreas Pusch, hatte die Gastgeberin aufs Podium gebeten. Der hatte jedoch absagen müssen, da er für Donnerstag zum gleichen Thema schon vorab einem anderen Veranstalter zugesagt hatte.
So blieb die Diskussion einseitig. Denn eigentlich waren sich alle darüber einig, was die Ursachen und die Schäden der Borkenkäferplage anging: Die Debatte geriet zur Abrechnung mit dem Nationalpark. Von einer „Mogelpackung“ war die Rede, von einem „verfehlten Naturschutzauftrag“ und zur Zukunft eines (bewaldeten) Wurmbergs hieß es, es werde „schwierig, ihn auf Dauer zu halten“.
Eingangs hatte der ehemalige Forstamtsleiter Dr. Hubertus Köhler über Historie und gesetzliche Grundlagen des 1994 eingerichteten Nationalparks referiert. Er sprach von Rechtsnormen, Verordnungen, Bestimmungen und erklärte dem Publikum, dass die heutige Entwicklung nicht losgelöst von der Geschichte betrachtet werden könne. Überraschend käme nach seiner Auffassung das Borkenkäfer-Dilemma nicht: „Jeder hätte es wissen können, die Wissenschaftler haben das lange vorher schon erklärt“.
Köhler zur Seite hatten auf dem Podium der ehemalige Forstdirektor Gunther Walzleben, der ehemalige Forstamtsleiter Dr. Albrecht von Kortzfleisch und Landtagsvizepräsident Frank Oesterhelweg Platz genommen. Der CDU-Politiker, der unter anderem Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald war, hatte im Juni eine Anfrage zur Borkenkäfer-Problematik im Landtag gestellt. Die Antwort, so Oesterhelweg, hätte ihn nicht zufrieden gestellt. Doch bevor er „nachlegt“, will er mit dem Nationalparkleiter persönlich sprechen. Den Termin gibt es schon – das war die greifbarste Aussage des Abends.

Vor großem Publikum sprachen am Donnerstagabend im Kurgastzentrum auf dem Podium (kleines Bild v.li.) Dr. Albrecht von Kortzfleisch, Frank Oesterhelweg, Gunther Walzleben und Dr. Hubertus Köhler über den Borkenkäfer und über den Nationalpark. Eingeladen hatte CDU-Stadtverbandsvorsitzende Cornelia Ehrhardt (kleines Bild re.). Fotos: Nachtweyh

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