Autozulieferer Bohai Trimet in Harzgerode ist insolvent

Ein Gießer arbeitet mit dem Rohling eines Motorblocks: Der Bohai-Trimet-Konzern mit Sitz in Harzgerode gehört zum chinesischen Automotive-Spezialisten Bohai Automotive Systems. Foto: Jens Wolf/dpa
Bohai Trimet in Harzgerode, das chinesischen Eignern gehört, zählt zu den größten Autozulieferern der Region. Jetzt hat das Unternehmen, das 580 Mitarbeiter beschäftigt, Insolvenz angemeldet. Es ist nicht der einzige Autozulieferer mit Problemen.
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Harzgerode. Der insolvente Autozulieferer Bohai Trimet aus Harzgerode hofft auf Unterstützung aus der Autobranche. Der mittel- oder langfristige Bestand des Unternehmens werde nur gelingen, wenn die Hauptauftraggeber sich beteiligten, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Olaf Spiekermann. Zugleich müssten neue Auftragnehmer gefunden werden. Bohai Trimet ist nicht der einzige Autozulieferer aus der Region mit Problemen.
Vergangene Woche hatte Bohai Trimet mit allen vier Gesellschaften des Unternehmens Insolvenz angemeldet. An den Standorten in Harzgerode und Sömmerda (Thüringen) arbeiten rund 700 Menschen, davon 580 in Harzgerode. Das Unternehmen ist einer der größten Arbeitgeber im Harz. Zudem gebe es Verträge mit rund 300 weiteren Unternehmen und Zulieferern, betonte Spiekermann. Von der Insolvenz seien in der Region mehr als 1000 Menschen betroffen.
Lieferkette ist unterbrochen
Auch für die deutsche Automobilbranche könnte die Insolvenz zu Problemen führen. Das Unternehmen produziert unter anderem Getriebe-, Fahrwerks- und Karosserieteile für Autohersteller aus Deutschland und Italien. „In jedem deutschen Auto fährt ein Stück Harzgerode“, sagte der Geschäftsführer des Unternehmens, Mathias Meinen.
Die Krise des Unternehmens resultiere zum einen aus dem Wandel der Automobilbranche, es gebe aber nicht den einzelnen Grund für die Insolvenz, betonte Insolvenzverwalter Spiekermann. Zudem habe sich die Auslastung kontinuierlich reduziert. Das Unternehmen sei stark defizitär. In den vergangenen zwei Jahren hätten die chinesischen Eigner die Firma mit mehreren Dutzend Millionen Euro unterstützt. Vor Ostern hätten sie dann die Zahlungen eingestellt.
Man habe in der Vergangenheit versucht, an mehreren Stellschrauben zu drehen, sagte Spiekermann. Im vergangenen Jahr wurden 150 Stellen gestrichen, Anfang des Jahres ging es in Kurzarbeit. Vergangene Woche sei der Betrieb in der Gießerei komplett eingestellt worden. Die gute Nachricht sei jetzt, dass der Betrieb in der kommenden Woche wieder komplett hochgefahren werde.
„Die Stimmung ist natürlich von Wut und Enttäuschung und der Sorge um die Arbeitsplätze geprägt“, sagte Betriebsrat André Damuszis. Es seien sehr viele Familien in der Umgebung, die teils seit Generationen im Unternehmen beschäftigt sind. Die Kollegen hätten in den vergangenen Wochen und Monaten enorme Einschnitte mitgetragen. Damuszis sprach von einer schweren Situation.
Noch bis 30. Juni sind die Gehälter der Beschäftigten über das Insolvenzgeld abgesichert. In den kommenden Wochen werde sich zeigen, wie der Betrieb weitergehen kann, sagte Insolvenzverwalter Spiekermann. Beide Landesregierungen in Thüringen und Sachsen-Anhalt seien an dem Prozess beteiligt.
Mehrere Autozulieferer kämpfen mit Problemen
Im Harzkreis kämpfen mehrere Autozulieferer mit Problemen. Im März hatten die Hildesheimer Schlote-Holding erst für sich und kurze Zeit danach für ihre Tochterbetriebe Insolvenz angemeldet. Betroffen sind die Getriebe- und Antriebstechnik (GAW) Wernigerode mit rund 200 Beschäftigten und Schlote in Harzgerode, dem Standort von Bohai Trimet.
Anfang des Jahres hatte bereits der Autozulieferer Elring-Klinger aus Baden-Württemberg sein Werk in Thale mit rund 30 Beschäftigten stillgelegt. Bereits im September vorigen Jahres war bekanntgeworden, dass Mold Tecs in Bad Harzburg (früher Mann & Hummel) 24 Stellen abbaut, das sind etwa zehn Prozent der Belegschaft. dpa/oli
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