Klassikklänge betörend und verstörend

Clausthal-Zellerfeld. Die Klarinettistin Sabine Meyer, der Pianist Arcadi Volodos – das 5. HarzClassix-Festival wartet zum kleinen „Jubiläum“ mit großen Stars auf. Drei ebenso hochkarätige wie in ihrer Zusammenstellung auch außergewöhnliche Konzerte setzen herbstliche Harzer Glanzlichter.

Meyer und Volodos sind dabei nur die prominentesten Vertreter in einer Musikerriege, die große Klassik-Abende in Clausthal-Zellerfeld erwarten lässt. Ebenso wie volle Konzertstätten. Der Vorverkauf läuft, wer die Weltstars live (und von den besten Plätzen) erleben möchte, sollt erfahrungsgemäß nicht lange zögern (siehe Kasten „Service“ auf dieser Seite).

Die Terminkalender der Künstler und das Reformationsjubiläum sorgen dabei für ungewohnte Konzerttermine, die letzten Samstage der Monate September, Oktober und November waren nicht immer zu halten. Dies führt dazu, dass das Auftaktkonzert an einem Sonntag und noch dazu am 24. September, dem Tag der Bundestagswahl, erklingt. Immerhin dürfte es angesichts erster Hochrechnungen in der Pause nicht an Gesprächsstoff auch neben der Kunst mangeln...

Naheliegender wäre allerdings, wenn das Publikum in Musik schwelgt, denn mit der Klarinettistin Sabine Meyer konnten die HarzClassix eine der international renommiertesten Instrumentalistinnen verpflichten. Ihr zur Seite stehen an diesem ersten Festival-Abend in der Marktkirche der großartige Querflötist Emmanuel Pahud und das Kammerorchester Basel unter Giovanni Antonini.

Der Schweizer Pahud war bereits mit 22 Jahren als damals jüngstes Mitglied Solo-Flötist der Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado und gehört dem wohl besten Orchester der Welt auch heute an. Die Kritik feiert Live-Auftritte wie CD-Einspielungen gleichermaßen: „Scheinbare Mühelosigkeit paart sich bei Emmanuel Pahud mit vollendeter Eleganz“.

Weit mehr als „nur“ Begleitung der Solisten ist das Kammerorchester Basel unter Giovanni Antonini. Das Ensemble erhielt bereits mehrere Echo-Klassik-Preise. Wer den Auftritt gar nicht abwarten mag, könnte schon am 21. September nach Basel eilen, dort schließt das Kammerorchester mit Meyer und Pahud in der kleinen Konzertreihe „Kostprobe“ die Proben für Clausthal-Zellerfeld ab. Ein Mittagskonzert, bei dem zur musikalischen Kostprobe „Brötli-Suppe“ gereicht wird – beides soll ein Genuss sein. Und wenigstens die Musik wird dann drei Tage später auch den Harzern zuteil.

Das „Brückenkonzert“ wird das Deutsch-Chinesische Musikfest in der Aula der TU Clausthal gern genannt. Am Samstag, 21.Oktober, wäre salopp gesagt auch „Teenager-Treff“ passend, denn mit den jungen Pianistinnen Xiaoshu Tang, Xintian Zhu und Uzhang Li ist, so Hans-Christian Wille, die Crème de la Crème des internationalen Klavier-Nachwuchses im Oberharz zu Gast.

Geboten wird – wie im Vorjahr mit Repin/Gazarov im Pulverhaus – sozusagen ein zweigeteiltes Programm: Nach dem klassischen Auftakt bieten Alexandrina Simeon (Gesang) und Daniel Mark Eberhard (Klavier) Jazz-Adaptionen von Bach bis zu den Beatles.

Gastgeber des glanzvollen Festival-Finales ist dann am 25. November die Firma Sympatec und damit in Doppelfunktion Kuratoriums-Vorsitzender Dr. Stephan Röthele. Nach Alice Sara Ott, Mischa Maisky, Olga Scheps und Vadim Repin wartet das Abschlusskonzert einmal mehr mit einem Weltstar auf: Der Pianist Arcadi Volodos gehört unbestritten zu den ganz Großen seiner Zunft.

Als „exzentrischen Klangpoeten“ und „Magier der Stille“ haben Kritiker ihn gefeiert. Seine Musik „betört und verstört“, vor allem in seinen Klaviertranskriptionen, mit denen er stets für Furore und Beifallsstürme sorgt.