Joachim Pülms Erstlingsroman „Ruß“ erzählt von der Jugend in Goslar

Joachim Pülm hat seinen ersten Roman veröffentlicht. Foto: Landmann
Goslar. „Ruß“ – so nennt Joachim Pülm seinen Erstlingsroman. Es geht um die Geschichte eines jungen Schornsteinfegerlehrlings, um sehr viel Ruß und gefährliche Partien auf dem Dach, um ein Verbrechen, aber auch um sehr viele Jugenderinnerungen aus Goslar. Denn der Autor, der jetzt in Wolfsburg lebt, ist nicht nur in Goslar aufgewachsen, er absolvierte hier auch seine Lehre als Schornsteinfeger.
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Armin Hollwang, dem spottwillige Mitschüler natürlich sofort den Namen „Hohlwange“ verpassten, ist der Held des Buches. Ein eher stiller, nachdenklicher Typ, der schon in seiner Jugend eher zu den zurückhaltenden Jungen gehörte und wie selbstverständlich in die Fußstapfen des Vaters trat. Abwechselnd als Ich-Erzähler und als personaler Erzähler in der Er-Perspektive schildert der Autor „Hohlwanges Sicht der Dinge“, so der Untertitel des Buchs.
Schon zum Auftakt lässt er seinen Helden beim Besuch einer Kirche lange und intensiv über Gott und die Welt nachsinnen. Hollwang ist kein Action-Held, weder der coole Star einer Teenie-Romanze noch ein raubeiniger Privatschnüffler, der in ein Verbrechen hineinstolpert und es aufklärt, eher ein Philosoph und Sinnierer, der im Nachhinein darüber nachdenkt, wie es hätte sein können wenn ...
Schülerstreiche am Ratsgymnasium, der erste Flirt, Räuber-und-Gendarm-Spiele am Köppelsbleek, ein sadistischer Sportlehrer und eine Rettungsaktion für einen gemobbten Mitschüler, der als „Stinker“ verspottet wurde, prägten seine Schulzeit. Seine Kaminkehrerkarriere wäre um ein Haar noch während der Lehrzeit beendet worden, als ein Geselle nicht aufpasste und der Azubi ins Rutschen kam. Prügeleien unter Jugendlichen gehen mal harmlos, mal übel aus. Aber richtig brenzlich wird es, als „Hohlwange“ bei seiner Arbeit vom Dachfenster aus im Haus gegenüber eine Vergewaltigung beobachtet. Wenig später wird die Frau tot aufgefunden ... Erst 40 Jahre danach begegnet er dem Täter wieder.
Joachim Pülm, Jahrgang 1950, ist in Braunlage geboren und in Goslar aufgewachsen. Jetzt lebt er mit Frau und Hund in Wolfsburg. Seine beiden Kinder – eine Tochter und ein Sohn – leben im Süden und im Norden der Republik. In Goslar besuchte Pülm zunächst einen Kindergarten für Kinder englischer Besatzungssoldaten, der auch deutsche Kinder aufnahm. Nach Grundschule und Gymnasium, das er mit der Mittleren Reife verließ, begann er eine Schornsteinfegerlehre im Betrieb seines Vaters. Nach der Bundeswehr arbeitete er noch kurz als Schornsteinfegergeselle, bevor er 1971 ein Ingenieurstudium in Berlin aufnahm. Da ihm gleichzeitig mit dem Abschluss als graduierter Ingenieur die Allgemeine Hochschulreife verliehen wurde, entschloss er sich zu einem zweiten Studium – Germanistik und Sport für das Höhere Lehramt – das er 1974 an der Philipps-Universität Marburg begann. Das Referendariat absolvierte er in Wolfsburg und an zwei Gifhorner Schulen.
Zu Beginn der 1980er Jahre verhängte das Land Niedersachsen allerdings einen Einstellungsstopp für Lehrer. Als Alternative bot sich ihm eine Stelle in einem Heim für verhaltensauffällige und lernbehinderte Jugendliche und junge Erwachsene. Im Jahr 1990 wurde er dann aber doch noch an einer Berufsbildenden Schule eingestellt. Er unterrichtete an der Berufsschule im Bereich Metalltechnik und Deutsch und Sport am Fachgymnasium. Nach zwei Jahren wechselte er an eine sich im Aufbau befindende Berufsschule mit den Schwerpunkten Sozialpädagogik, Pflege und Ergotherapie, wo er die meiste Zeit bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2013 in der Schulleitung tätig war.
Außer dem Schreiben widmete er sich auch der Malerei. Seine Aquarelle wurden seit 2004 in mehreren Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen in der Region gezeigt. Seit etwa zehn Jahren ist aber das Schreiben zu seiner Leidenschaft geworden. Für die Zeitschrift des örtlichen Jazz-Clubs verfasst er regelmäßig Konzertkritiken. Der Autor schreibt in Wolfsburg und auf der Insel Wangerooge.
Joachim Pülm: Ruß oder Hohlwanges Sicht der Dinge. Erschienen im Selbstverlag bei www.MeinBu.ch. Taschenbuch, 323 Seiten, 14 Euro.