Kahlschlag am Wurmberg gegen Borkenkäfer-Ausbreitung
Für die Skiabfahrten mussten sechs Hektar Wald weichen. Jetzt werde eine Fläche von 80 Hektar Wald gefällt, damit der Borkenkäfer sich nicht weiter ausbreitet. Foto: Eggers
Braunlage. Der Wurmberg wird in den nächsten Tagen seine Silhouette radikal verändern. Das Forstamt Lauterberg will insgesamt 80 Hektar Wald an Braunlages Hausberg fällen, um den Borkenkäfer zu bekämpfen. Das haben gestern Leiter Stefan Fenner und Revierförster Harald Laubner mitgeteilt. Vor allem im westlichen Bereich dürften große Kahlschläge nicht zu vermeiden sein. „Es ist eine Katastrophe“, sagt Fenner. Zum Vergleich: „Für die neuen Skiabfahrten mussten vor ein paar Jahren sechs Hektar Wald weichen“, erklärt Laubner.
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Dem Revierleiter, der den Wurmberg seit 28 Jahren als Förster betreut, tut die Aktion besonders „weh“. „Das ist für mich keine Forstwirtschaft mehr“, sagt Laubner. Doch zu der Fällung gebe es keine Alternative. „Wir müssen unbedingt den zweiten Flug des Borkenkäfers verhindern“, sagt Fenner. Dabei sei es gar nicht sicher, ob dies mit diesem Kahlschlag überhaupt funktioniert. „Das wissen wir erst Ende Juli“, kündigt er an.
„Wir tun derzeit alles Menschenmögliche, um die Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern“, erklärt Fenner weiter. Er gilt als wahrscheinlich, dass der Schädling vom nahen Nationalpark gekommen ist. Der Wurmberg grenzt in vielen Bereichen an diese Naturschutzeinrichtung, in der der Käfer nur in den Randbereichen bekämpft wird. Nationalparkchef Andreas Pusch hatte aber erst am Montag betont, dass diese 500-Meter-Grenze ausreicht, um den Borkenkäfer von den Wäldern der Landesforst fernzuhalten.
Im vergangenen Jahr war die Welt am Wurmberg noch in Ordnung, wie Laubner betont. Braunlages Hausberg litt nicht so stark wie die Erhebungen in der Umgebung unter den Herbst- und Winterstürmen, und selbst den trockenen Sommer des vergangenen Jahres haben die Fichten gut überlebt, weil sie laut der Förster wegen des moorigen Untergrunds genug Feuchtigkeit hatten. „Doch Anfang Juni plötzlich sind die Borkenkäferschwärme gekommen und haben auch die gesunden Bäume angefallen“, erklären Fenner und Laubner, die nun jede Fichte fällen wollen, in denen die Käfer stecken, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Den jetzigen Wald trifft diese Fällung in einer Phase, in der die nächste Generation der Pflanzen noch nicht so weit ist, um einen neuen Wald bilden zu können. Es werde natürlich aufgeforstet, und es würden dabei auch sehr viele Laubbäume gepflanzt, kündigt Fenner an. Er betont aber, dass die Fichte in dieser Höhe ebenfalls an den Wurmberg gehöre, und dass es zudem dauere, bis diese Laubbäume eine gewisse Höhe haben. „Zudem haben wir wegen der Trockenheit des vergangenen Jahres auch Probleme mit der Buche“, erklärt der Forstamtsleiter.
Die Fäll-Aktion bedeutet aber nicht, dass der gesamte Wurmberg nun kahl werde. Die meisten Bäume bleiben stehen, weil sie noch nicht vom Borkenkäfer befallen seien. Laubner schätzt die Gesamtfläche des Berges zwischen Glashüttenweg und Hexenritt auf 450 Hektar. „Da fallen 80 Hektar aber schon sichtbar auf“, meint er.
Der Förster hofft in diesem Zusammenhang, dass es bei diesen80 Hektar bleibt. „Nicht, dass wir in ein, zwei Monaten noch mehr Bäume fällen müssen, weil sie auch vom Borkenkäfer befallen sind.“ Normalerweise gibt es zwei Generationen von Borkenkäfern. Wegen des trockenen Sommers im Vorjahr soll es bis zu vier, auf alle Fälle aber drei Generationen gegeben haben. Dies habe für eine rasend schnelle Anhebung des Borkenkäfer-Bestands gesorgt, der wiederum für viele tote und trockene Bäume gesorgt habe.
Auch Bürgermeister Stefan Grote bewertet die Situation am Wurmberg als „Katastrophe“, wie er mitteilt. „Ich hoffe jetzt, dass die Trasse der Seilbahn wegen der Baumfällungen nicht noch windanfälliger wird“, meinte er.