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Zuwachs im Harzer Jurassic-Park: Unbekannte Saurierart entdeckt

<p>Diese Zeichnung zeigt Knoetschkesuchus langenbergensis im Größenvergleich mit Becher und der Krabbenart Ermya. Grafik: Joshua Knüppe/Oliver Wings</p>

<p>Diese Zeichnung zeigt Knoetschkesuchus langenbergensis im Größenvergleich mit Becher und der Krabbenart Ermya. Grafik: Joshua Knüppe/Oliver Wings</p>

Bad Harzburg. Forscher entdeckten im Langenbergsteinbruch die Fossilien einer unbekannten Saurierart. Es handelt sich um ein Zwergkrokodil. Infachkreisen wird das als Sensation gehandelt.

Von Holger Schlegel Dienstag, 07.03.2017, 17:30 Uhr

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Dass man im Langenberg massenhaft Reste von Dinosauriern findet, ist im Harz bekannt. Hanna, der „Europasaurus Holgeri“ (siehe unten) ist das Aushängeschild. Aber auch noch andere Arten wurden entdeckt. Sogar Raubsaurier. Nun hat die Saurierfamilie im Harzer Jurassic- Park Nachwuchs bekommen. Forscher entdeckten die Überreste einer bis dato unbekannten Zwergkrokodil-Art. Knoetschkesuchus langenbergensis gilt als Vorfahr der heutigen Krokodile.

Dass am Langenberg selbst die Dinos wohnten, stimmt so natürlich nicht: Vor 150 Millionen Jahren gab es in Niedersachsen ein Jurameer. Und die Dinosaurier lebten auf einer Insel oder gar einer Inselgruppe, deren genaue Lage man heute nur noch schwer verorten kann.

Doch die Überreste der Bewohner sind im Langenbergsteinbruch verewigt. Und zwar in einem Zustand, der für Forscher beeindruckend ist. Die Fossilien seien gut erhalten, mitunter sogar noch plastisch, erklärt Dr. Oliver Wings, Projektleiter der Ausgrabungen. „So schöne Exemplare findet man selten.“

Auch die Überreste des kleinen Krokodils blieben in dreidimensionaler Form erhalten. Allerdings fand man sie schon vor Jahren im Zuge der noch heute laufenden Ausgrabungen.

Doch es dauerte seine Zeit, bis man sie der bisher unbekannten Dinosauriergattung zuordnen konnte. Zunächst ging man nämlich davon aus, dass die Funde zur in Europa der Jurazeit weitverbreiteten Gattung Theriosuchus gehörten. Ebenfalls ein Zwergkrokodil. Aber moderne Untersuchungen ergaben, dass Abweichungen der Knochenstruktur eben nicht, wie zunächst vermutet Altersvariationen waren. Es ist eine neue Art und man gab ihr den Namen Knoetschkesuchus langenbergensis. Aber noch einmal vergingen Monate und Jahre, ehe man dies auch durch andere Fachleute und Publikationen fachgerecht anerkennen lassen konnte. Dieses Verfahren ist nun abgeschlossen und die Forschergruppe kann bekannt geben: Am Langenberg wurde eine Dinosaurierart gefunden, die bisher noch nicht bekannt war. Ein Zwergkrokodil von vielleicht 50 Zentimeter Länge.

Das Forschungsprojekt, das von der Volkswagenstiftung finanziert wird, läuft noch in diesem Jahr weiter. Es besteht aus Experten der Uni Bonn, des Dinoparks Münchehagen, des Museums für Naturkunde Berlin und des Landesmuseums Hannover. Und am Langenberg warten noch weitere archäologische Sensationen, denn eine solche sei die „Entdeckung“ des Zwergkrokodils in Fachkreisen allemal, sagt Wings. Neben Europasauriern und Raubsauriern haben auf der Insel im Jurameer auch Flugsaurier gelebt. Darunter dürfte ebenfalls eine noch unbekannte Gattung sein, so Wings. Deren Anerkennungsverfahren laufe aber noch. Doch der nächste Zuwachs im Harzer Jurassic-Park steht ins Haus.

Als Hanna ist sie bekannt, doch ihre richtiger Name ist „Europasaurus holgeri“ . Der Hobby-Paläontologe Holger Luedtke stieß im September 1998 im Langenberg-Steinbruch auf Zähne und andere Überreste pflanzenfressender Dinosaurier. Der Fund war eine Sensation, denn die Art war vorher unbekannt. Zudem handelte es sich um Landtiere, obwohl sich dort, wo heute der Steinbruch ist, das Jurameer befand. Die Tiere, insgesamt wurden 14 gefunden, waren klein, Hanna beispielsweise gerade einmal zwei Meter hoch und drei Meter lang, die Größten maßen sechs Meter.

Die Funde wurden im Dinopark Münchehagen untersucht, dort gibt es auch Modelle von Hanna zu sehen.

Das Naturhistorische Museum Braunschweig zeigt ab 1. April die Sonderausstellung „Jurassic Harz“, deren Schwerpunkt die Geschichte und Lebensweise des Europasauriers sein wird. Nie zuvor wurde eine derart große Anzahl an Originalknochen von Europasaurus an einem Ort der Öffentlichkeit präsentiert. Mehr Informationen über diese Ausstellung gibt es im Internet unter der Adresse www.3landesmuseen.de/Jurassic-Harz

In dem Kalksteinbrocken ist ein Teilskelett und Schädel von Knoetschkesuchus als Fossil erhalten.  Foto: Oliver Wings

In dem Kalksteinbrocken ist ein Teilskelett und Schädel von Knoetschkesuchus als Fossil erhalten. Foto: Oliver Wings

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