Zaun an Zaun mit Helmut Krauss

Der Schauspieler, bekannt aus der Serie „Löwenzahn“, wohnt seit 36 Jahren in Lengde und ist im Dorf gut vernetzt. Foto: Peters
Lengde. Vom Harz in die Welt, doch manchmal geht es auch andersrum: Der gebürtige Augsburger und leidenschaftliche Berliner Schauspieler Helmut Krauss lebt seit 36 Jahren in Lengde.
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Helmut Krauss steht in seiner Toreinfahrt und überblickt die Lengder Hauptstraße. „Vielleicht eröffne ich hier irgendwann einmal ein kleines Weingeschäft“, erzählt der Schauspieler, der drei Generationen von TV-Zuschauern als „Hermann Paschulke“, Nachbar von Peter Lustig und Nachfolger „Fritz Fuchs“ in der Kinderserie „Löwenzahn“ begleitete. Seit der vierten Löwenzahn-Folge spielt der heute 73-Jährige den pingeligen, neugierigen und trotzdem liebenswerten Nachbarn Hermann Paschulke und ist Deutschlands dienstältester Seriendarsteller. Kürzlich drehte er die 34. Staffel der beliebten Kindersendung ab.
Obwohl er oft in Berlin dreht oder andere Jobs, beispielsweise als Synchronsprecher übernimmt, hat sich der gebürtige Augsburger in Lengde niedergelassen. Seit 36 Jahren wohnt er im Vienenburger Ortsteil Lengde, seit fünf Jahren ist er offiziell Niedersachse. „Ich habe mir das Haus über die Jahrzehnte als Erholungspunkt eingerichtet“, sagt er. Seinen ersten Wohnsitz in Vienenburg anzumelden sei ihm ein Anliegen gewesen, „denn ich wohne hier gerne und will mich im Dorf einbringen. Dazu gehört auch, Steuern zu zahlen.“
Seit der Städtefusion zwischen Goslar und Vienenburg, die formell Anfang des Jahres vollzogen wurde, ist Helmut Krauss also offiziell Goslarer. „Auf Papier ist so eine Fusion nicht so schwer, aber sie wird noch nicht gelebt“, meint er. „Goslar ist zwölf Kilometer entfernt. Wenn ich abends in der Stadt unterwegs bin, komme ich nur mit meinem Auto nach Hause. Die Busverbindung zwischen Goslar und den Vienenburger Dörfern ist noch ausbaufähig.“
Er bewohnt ein altes Landhaus, vom Garten gelangt man über die offene Terrasse, auf der er gerne sitzt und die Ruhe genießt, in sein Wohn- und Esszimmer. Auf dem Tisch liegt eine Ausgabe der Goslarschen Zeitung. „Ich trinke morgens meinen Kaffee und lese die Zeitung. Die Zeit nehme ich mir.“ Richtig gut gefällt ihm der Wirtschaftsteil, „denn der ist gut verständlich“. Auch auf den Lokalteil freut er sich, obwohl er findet, dass Vienenburg seit der Fusion ein bisschen zu kurz komme.
Die meiste Zeit seines Berufslebens verbrachte er in Berlin. Dort habe er morgens keine Zeit für eine ausführliche Lektüre gehabt. Auf das künstlerische Leben, wie er es aus der Metropole Berlin kennt, muss er auch im Harz nicht gänzlich verzichten. „Wir organisieren hier im Ort oft Busfahrten nach Hildesheim, Hannover oder Braunschweig und gehen dort ins Theater.“
Große Sorgen macht sich Krauss um das Goslarer Theater. „Wie soll es mit dem Odeon weitergehen?“, fragt er. „Jedes Theater, das schließt, ist ein Stich in meine Seele.“ Dabei sei es eine staatliche Aufgabe, Theater zu subventionieren. „Ich denke, dass das Tournee-Theater die Zukunft sein wird“, meint Krauss und plant schon seine nächste Lesung. Direkt gegenüber im Landcafé Jäger in Lengde.