Zänkische Herren in der Beißkatze
Reinhard Skwarra (links) und Martin Plawitzki schlüpfen in die Rollen der zänkischen Marktweiber, die im Mittelalter in eine Beißkatze am Marktplatz gesteckt wurden, um Streitereien zur Belustigung öffentlich zu führen. Fotos: Sowa
Goslar. Zwei zänkische Herren in einer Beißkatze, die im Mittelalter für streitlustige Marktweiber gedacht war – diese lustige Szene spielte sich beim Internationalen Museumstag im Goslarer Museum ab.
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Ein paar Meter weiter lässt sich die achtjährige Larissa im Zinnfigurenmuseum von Patrick Kruse eine Eule gießen. Es gab also viel zu entdecken und auszuprobieren.
Im Rammelsberg wurde eine Sonderausstellung eröffnet (die GZ berichtete). Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft des Weltkulturerbes in Goslar standen dort sichtbar vor den Besuchern. Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk, Gerhard Lenz, Geschäftsführer der Weltkulturerbe Erzbergwerk Rammelsberg und Kurator Dr. Johannes Großewinkelmann eröffneten die Sonderausstellung zum Jubiläumsjahr. Im Rahmen des Museumstags betrachteten die Besucher Exponate zu Themen wie Montanarchäologie, Erdgeschichte oder Nationalpark Harz. In seiner Eröffnungsrede wies Junk darauf hin, dass die Goslarer Altstadt und der Rammelsberg enger zusammenhängen würden, als bisher angenommen. Er lobte Lenz‘s „strategische Arbeit“, viele verschiedene Veranstaltungen in den ehemaligen Betriebshallen stattfinden zu lassen. Außerdem habe das Weltkulturerbe einen Bildungsauftrag. „Sonderausstellungen sind ein wichtiger Teil davon.“
Lenz hob hervor, ein Weltkulturerbe sei einmalig. „Doch“, zitierte er „entscheidend ist, was dort passiert.“ Besonders das Erzbergwerk würde mit „kulturellen Veranstaltungen“ wie „Miner’s Rock“ und anderen Events dafür sorgen, dass es immer stärker in das öffentliche Leben eingebunden würde. Der Geschäftsführer freute sich über steigende Besucherzahlen. „Junge Musiker“ der Adolf-Grimme-Gesamtschule Oker stimmten das Lied „Bergmanns Sonnenschein“ an, unter der Leitung von Rainer Buhl. Es war für die Ausstellungseröffnung komponiert worden. Kaum war die Schlusszeile „woll’n wir Lieder singen, 25 Jahr‘ nach der letzten Schicht“ verklungen, trat Großewinkelmann ans Mikrofon.
Er erinnerte an die ereignisreichen Jahrzehnte, die das Weltkulturerbe schon bestände. Nur mit vielen engagierten Menschen konnte die Entwicklung gestaltet werden. In der Sonderausstellung „Ein Vierteljahrhundert Weltkulturerbe. 25 Jahre Denkmalvermittlung“ wurden den vielen Helfern und Mitarbeitern eigene Räume gewidmet.
Kaum war das rote Band zerschnitten, drängten Besucher durch die Ausstellungsräume, untergebracht in den ehemaligen Zentrifugen. Die Gitterroste quietschten unter dem Gewicht. Da flimmerte ein Filmbericht aus den 20er Jahren über den Harzer Bergbau. Bergwerksführer und Museumspädagogen lächelten von lebensgroßen Fotos zum Betrachter.
Eine Zeitleiste, beginnend 1982, zeigte die wichtigsten Ereignisse im Zusammenhang mit dem Goslarer Weltkulturerbe. Unter der Überschrift „Erleben“ konnten die Gäste Ausflüge in Erdzeitalter unternehmen, so zurück ins Kambrium oder Ordovizium. Für den Blick in die Zukunft gab der Begriff „Verwerten“ Auskunft: „Vom Bergbau zum Silicon Valley des Recyclings“.
Ein Luchs im Bergwerk. Er gehört zur Abteilung „Nationalpark Harz“ und soll an die enge Verbindung von Bergwerk und Wäldern erinnern. Foto: Habel
Im Zinnfiguren-Museum lässt sich Larissa eine Eule von Patrick Kruse gießen.