Wieder in Familienbesitz: Robert-Koch-Haus wird renoviert
Die Fassade erhält einen neuen Anstrich in der bestehenden Originalfarbgebung. Im Eingangsbereich sind Holzarbeiten am Gebälk erforderlich. Fotos: Bertram
Clausthal-Zellerfeld. Nach etwas mehr als 100 Jahren ist das Robert-Koch-Haus am Clausthaler Kronenplatz wieder im Familienbesitz.
Wolfgang Pfuhl aus Nienburg/Weser, jüngster Urenkel des 1843 in Clausthal in der Osteröder Straße geborenen Mikrobiologen, kaufte es im Frühjahr zurück und lässt es derzeit denkmalgerecht renovieren. „Ich fühle mich immer zu Hause, wenn ich hier bin – sobald ich bei Kunigunde die Silhouette des Harzes sehe“, sagt Wolfgang Pfuhl. Selbst einziehen will er nicht. Alle acht Wohnungen im Haus seien vermietet.
Ein altes Bild zeigt Robert Koch mit seinen Eltern Hermann und Mathilde sowie Geschwistern im parkähnlichen Garten des Hauses. Von 1854 bis 1865 lebte der spätere Medizin-Nobelpreisträger im Elternhaus am Kronenplatz 12. „Von 13 Kindern sind elf groß geworden“, sagt der Urenkel, die historisch wertvolle Daguerreotypie und weitere Fotos in den Händen haltend. „Drei Kinder blieben in Deutschland, die anderen sind in die USA und nach Mexiko ausgewandert. Einer hat in Mexiko eine Silbermine gehabt, ein anderer eine Posthalterei.“
Über dem Sofa im Eingangsbereich hängen Kopien der Nobelpreis-Urkunde vom Oktober 1905 und der Ehrenbürger-Urkunde der Bergstadt vom 26. November 1890. Porträts zieren eine andere Wand. Robert Kochs Vater war selbst eine berühmte Persönlichkeit seiner Zeit. Auch Napoleon empfing den gefragten und umworbenen Bergbeamten. Mit einer Flasche Nitroglycerin in der Jackentasche reiste der schwedische Bergingenieur Alfred Nobel per Bahn zu Hermann Koch in den Harz, erzählt Wolfgang Pfuhl. Eingesetzt im Bergbau, floss das Nitroglycerin in die Risse und Spalten des Gesteins und führte zu Unfällen. Um die Handhabung sicherer zu machen, versuchte man den Sprengstoff mit Pochsand zu mischen. Aber erst Kieselgur, das Nobel in der Heide fand, führte zum Erfolg und zur Erfindung des Dynamits. „Aus diesem Erfolg sind die Nobelpreise entstanden“, sagt Pfuhl. So ist Hermann Koch Teil der Geschichte des Preises, den sein Sohn später erhielt. Robert Koch ging nach Wolsztyn, wo er acht Jahre lebte und den Milzbrand erforschte, bevor er nach Berlin ging.
Die Besitzer des berühmten Hauses am Kronenplatz wechselten oft: „1813 war das Haus im Besitz von Conrad Koch, dem Vater Hermann Kochs“, blickt Wolfgang Pfuhl zurück. 1844 ist es beim großen Stadtbrand in Clausthal abgebrannt und schöner und größer wieder aufgebaut worden – „aber nicht von der Familie Koch“. 1853 ist der Kaufvertrag mit Hermann Koch zustande gekommen. Nach dem Tod des Oberbergrats Koch verkauften dessen Kinder das Haus im Jahr 1877 für 7500 Taler an Louis Frick. Von 1878 bis 1890 wurde daraus das Hotel Bellevue mit Kegelbahn. 1880 kaufte es Gastwirt Otto Schmidt, 1882 Ernst Brömer und 1890 Karl Meyer; Letzterer für 20.000 Mark, ohne Schankerlaubnis.
1891 kaufte es Robert Koch zurück, die Formalitäten erledigte Cousin „Roe“ Robert Biewend. Robert Kochs Frau Emmy bewohnte es bis zu ihrem Tod im Dezember 1913. Robert Koch sei selbst nicht wieder eingezogen, aber öfter in Clausthal zu Besuch gewesen. 1917 erwarb Oberbergrat Heinrich Schennen das Anwesen, 1979 erstand es Familie Ludwig, damals Wirtsleute des Hotels Goldene Krone.
Jetzt hat sich erfüllt, was aus dem Jahr 1891 überliefert ist, als Robert Koch das Haus aus Pietätsgründen zurückkaufte und in guten Bauzustand bringen ließ: „Es soll dereinst auf Pfuhl´s übergehen.“
Koch-Urenkel Wolfgang Pfuhl, seit 1. März Eigentümer des Hauses, zeigt ein altes Familienfoto.
Die Büste Robert Kochs wurde 2005 vor seinem Elternhaus am Kronenplatz aufgestellt.