Wenn Flasche leer, dann Flasche zurück
Pro Tag füllt der Getränkehersteller am Zauberberg nach eigenen Angaben mehr als 150.000 Glasflaschen mit Mineralwasser. Momentan gerät die Produktion aber ins Stocken, weil nicht mehr genügend Flaschen da sind.
Bad Harzburg. Ein kurioses wirtschaftliches Problem bringt die Corona-Krise für Getränkehersteller mit sich. Die Kunden decken sich mit Getränken ein –bringen aber das Leergut nicht zurück. Das führt mitunter – beispielsweise beim Bad Harzburger Mineralbrunnen – dazu, dass die Produktion heruntergefahren werden muss, obwohl die Nachfrage groß ist.
Beim Mineralbrunnenbetrieb am Zauberberg werden laut Vertriebsleiter Stefan Winkelmann täglich 300 bis 400 Paletten Mineralwasser in Glasflaschen abgefüllt. Eine Palette hat 36 Kisten à zwölf Flaschen. Also werden Tag für Tag zwischen 130.000 und 170.000 Flaschen gefüllt. Eigentlich.
Derzeit liegt die Produktion laut Winkelmann aber auch durchaus einmal 20 Prozent darunter. Und das liegt nicht daran, dass die Menschen weniger Mineralwasser kaufen. Im Gegenteil. „Der Bedarf ist groß“, so Winkelmann. So groß, dass die Kunden hamstern und sich gleich mehrere Kisten in den Keller stellen. Immerhin ist das Produkt ja auch rund zwei Jahre haltbar. In Plastikflaschen, also in PET, liegt die Haltbarkeit bei einem Jahr. Außerdem sei in den vergangenen Jahren der Trend aus Umweltschutzgründen ohnehin wieder mehr in Richtung Glasflasche gegangen, so Winkelmann. Eigentlich eine gute Entwicklung.
Es sei „extrem viel Mehrwegglas unterwegs“, so Winkelmann. Und da momentan die Menschen auch weniger zum Einkaufen gehen, wird auch nicht so viel Leergut zurückgebracht. Normalerweise kämen gerade am Monatsende viele leere Flaschen zurück, die Leute räumen ihr Leergut weg, um das Geld dafür zu bekommen. Aber auch das sei momentan nicht der Fall.
Normalerweise heißt „Flasche leer“ auch, „Flasche zurück“. Momentan aber nicht. Könnte Bad Harzburger Mineralbrunnen dann nicht leere Flaschen dazukaufen? Ganz so einfach geht das nicht, die Flaschen werden über die Genossenschaft Deutscher Brunnen bezogen und die Menge hänge von den Anteilen ab, die ein Betrieb halte. Mehr Anteile bedeuten ein höheres Flaschenkontingent. Das man dann aber auch erst einmal hat, wenn die Lage sich normalisiert.
Und so steht der Mineralbrunnen vor dem kuriosen Problem, angesichts der Corona-Krise eine Nachfrage zu haben, die nicht bedient werden kann. Die Produktion sei schon zurückgefahren worden.
Und nun? Das Problem, so Stefan Winkelmann, hätte ja nicht nur der Bad Harzburger Betrieb, sondern momentan alle Getränkehersteller. Aber beim Wasser sei es halt extrem.
Seitens des Bad Harzburger Mineralbrunnens bleibt nur der Appell, das Leergut zurückzubringen. Natürlich nicht direkt zur Firma am Zauberberg, sondern in den normalen Getränkehandel. Oder aber die Menschen greifen mehr zu Plastikflaschen, die ja ebenfalls dem Recycling-Kreislauf zugeführt werden. Und bei denen es einfacher ist, Flaschen nachzuproduzieren.
Ein Bild aus besseren Tagen – riesige Mengen leerer Wasserkästen. Leergut ist jedoch momentan beim Bad Harzburger Mineralbrunnen Mangelware. Fotos: GZ-Archiv