Tessner-Stiftung: Silberjubiläum mit prominenter Runde

Stiftungsgründer Hans-Joachim Tessner macht vor dem Kunstwerk „Fliegende Schuhe“ von Christian Boltanski. Foto: Archiv Tessner-Stiftung
Goslar. Am Samstag feiert die Hans-Joachim-Tessner-Stiftung silbernes Jubiläum. Begangen wird der Geburtstag mit einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion in der Kaiserpfalz.
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Ein 46-jähriger in Blankenburg geborener Kaufmann gründet eine Stiftung mit dem Ziel, in seiner neuen Heimatstadt Kunst, Kultur, Wissenschaft und Forschung zu fördern. „Ein guter Tag für Goslar und ein guter Tag für das freie Unternehmertum“, urteilte die frühere GZ-Lokalchefin Dr. Ursula Müller vor 25 Jahren, nachdem am 12. Oktober 1990 im Mönchehaus der Startschuss für die Hans-Joachim-Tessner-Stiftung gefallen war.
Was der Gründer und Namensgeber, schon seit 2009 Goslarer Ehrenbürger, am Samstag mit einer illustren Diskussionsrunde in der Pfalz feiert und als Motivation zu gleichem Handeln vermitteln will, verstand er schon damals – im 30. Jahr seines beruflichen Wirkens und 100 Jahre nach der Geburt seines 1975 verstorbenen Vaters – folgendermaßen: „Eine Stiftung ist die reinste und auf Dauer wirkungsvollste Form der Hingabe von Mitteln für öffentliche Zwecke unter Weglassung persönlicher Ziele.“
Allgemeine Formel, konkreter Inhalt: Stifter Tessner schwebte die Idee vor, jedes Jahr ein Werk jeweils des aktuellen Kaiserringträgers und des Kaiserringstipendiaten zu erwerben und der Stadt als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. „Eine lückenlose Kunstsammlung von vielleicht einmal 20 oder 30 Kaiserringträgern, die der Stadt große Anziehungskraft verleihen“ – Tessner schätzte sein Vorhaben 1990 durchaus als „großes Ziel“ ein.
Schöne Worte? Gewiss, aber schon zum Start ließ Tessner auch Taten sprechen: Als der schwarze Überwurf von einer Staffelei fiel, gab er den Blick frei auf „Gravitation XXVIII“ von Eduardo Chillida, dem Kaiserringträger von 1985. Gemeinsam mit Tochter Anke präsentierte Tessner anschließend ein prägnantes Bild des 1990er Stipendiaten Andreas Gehlhaar: „Roter Elefant mit goldener Krone“.
Nach einer eher ruhigen Anfangsphase sollte es nicht nur bei Kaiserring und Kunstwerken bleiben: Die Tessner-Stiftung fand viele andere interessante und verdienstvolle Aufgabenfelder. Die Internationalen Konzertarbeitswochen waren ein früher Adressat von Fördergeldern. Später kamen als regelmäßige Nutznießer die Kreismusikschule und das Musikfest Goslar/Harz hinzu. Die Stiftung griff dem Geschichtsverein bei der Dotierung ihres Geschichtspreises unter die Arme. Im Dezember 1994 war Ralf Tappe der erste Empfänger. „Armenfürsorge in Goslar im 18. Jahrhundert“ lautete der Titel seiner Arbeit – thematisch dem Wirken einer Stiftung irgendwie doch nahe...
Im August 1998 kaufte die Stiftung ein Bergarbeiterhaus an der Forststraße in der Altstadt, ließ es umfangreich sanieren und übergab das Schmuckstück an das Rammelsberger Bergbaumuseum zur Nutzung – quasi eine Schnittstelle der beiden damaligen Teile des Goslarer Welterbes. Ein verhältnismäßig junges Kind ist der Bürgerpreis, dessen oder deren Träger beim Neujahrsempfang der Stadt Goslar bekannt gegeben werden – eine Parallele zum Kaiserring. Musikfest-Tausendsassa Dagmar Grasemann markierte die ersten tiefen Spuren.
Den meisten Goslarern wohl bestens bekannt: Es blieb nicht bei der einen gemeinnützigen Stiftung. Hans-Joachim Tessner, der 1990 niedersachsenweit noch unter den Vorreitern war, rief 1999 gemeinsam mit den beiden GZ-Verlegern Dr. Klaus und Gert Krause die Bürgerstiftung ins Leben – für Goslar und seine Umgebung ebenfalls ein Segen. 218 Projekte wurden bislang unter deren Dach gefördert, rund 820.000 Euro fanden ihr wohltätiges Ziel bei Projekten wie „Kinder in Not“ – aber dies ist ein ganz anderes Stiftungskapitel. Am Samstag steht allein und ausschließlich die Hans-Joachim-Tessner-Stiftung im Mittelpunkt und schaut auf ihre 25-jährige Historie zurück.
Mit einer Veranstaltung unter dem Motto „(An-)Stiften und Bewegen“ feiert die Hans-Joachim-Tessner-Stiftung am Samstag ihren 25. Geburtstag mit geladenen Gästen in der Kaiserpfalz. Der Nachmittag steht im Zeichen einer Diskussionsrunde mit hochkarätigen Gästen.
Unter Leitung von NDR-Moderatorin Inka Schneider tauscht sich ein Herren-Quintett zum Thema Stiften aus. Neben Vize-Kanzler Sigmar Gabriel als Goslarer Lokalmatador sind der frühere Wimbledon-Sieger Michael Stich – nicht als Tennisspieler, sondern Vorstand seiner Hamburger Stifung –, der Braunschweiger Stifter Richard Borek, Dr. Gert Hoffmann, früherer Braunschweiger Oberbürgermeister und Präsident der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, sowie Professor Dr. Michael Göring mit von der Partie. Göring ist nicht nur Vorstandsvorsitzender der Hamburger „Die Zeit“-Stiftung, sondern in gleicher Funktion auch beim Berliner Bundesverband Deutsche Stiftungen aktiv.
Für den musikalischen Rahmen sorgen Schüler der Kreismusikschule Goslar, die neben dem Verein für Moderne Kunst vom Erlös des Tages profitiert.

Gründungstag: Hans-Joachim Tessner und Tochter Anke präsentieren am 12. Oktober 1990 das Gehlhaar-Bild „Roter Elefant mit goldener Krone“ als Stiftungsankauf. Foto: Archiv Tessner Stiftung