Schullandheim wird abgerissen
Bagger reißen derzeit das ehemalige Landschulheim der Stadt Kiel auf der Jordanshöhe ein. Foto: Siebeneicher
St. Andreasberg. Es ist ein geschichtsträchtiges Gebäude, das derzeit auf der Jordanshöhe verschwindet. Abrissbagger reißen die Wände des ehemaligen Landschulheims der Stadt Kiel ein.
Auf der freien Fläche soll eine kleine Feriensiedlung entstehen, teilte gestern auf Anfrage eine Sprecherin der Nordhorner Immobiliengesellschaft mit, die Eigentümer des Grundstücks ist.
Die Planung für diese Anlage laufe derzeit. Über Größe und Investitionssumme der Siedlung könne sie noch nichts sagen, berichtete die Sprecherin weiter. Möglich gemacht hat diese Investition der Rat, in dem er vor zwei Jahren den Bebauungsplan für die Jordanshöhe änderte.
Die Eigentümer der Landschulheime waren zuvor an die Stadtverwaltung herangetreten und baten um eine Nutzungsänderung. „Landschulheime vermarkten sich nicht so gut“, hatte Bürgermeister Stefan Grote seinerzeit dem Rat erklärt.
Die Kommunalpolitiker öffneten die Fläche, die laut stellvertretendem Bürgermeister Karl-Heinz Plosteiner ein Filetstück in St. Andreasberg ist, durch die Planänderung für eine touristische Nutzung. Die Nordhorner Immobiliengesellschaft gehört nun zu den ersten, die diese Planänderung für eine Investition nutzen wollen.
Den Stein ins Rollen für den Bau dieses Heims hat nach einem Artikel der Kieler Nachrichten 1954 der bekannte Showmaster Peter Frankenfeld gebracht. Der Entertainer trat im März vor 62 Jahren in der Kieler Ostseehalle auf und moderierte die Benefiz-Veranstaltung „Kinder helfen Kinder“. Dabei stellte er Spendendosen auf, in die die mehr als 8000 Besucher Geld hineinwerfen konnten. Und das taten sie. Dieses Geld diente als Anschubfinanzierung für den Bau des Landschulheims in St. Andreasberg.
Danach brachten die Initiatoren für den Bau des Hauses um Kurt Gamalski an vielen Orten in ganz Kiel Spendendosen an, und bis 1960 kamen dabei 109.000 Mark zusammen, was etwa einem Viertel der Baukosten entsprach.
Zunächst war das Landschulheim auch regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen aus dem Raum Kiel gut ausgelastet, doch nach 25 Jahren sanken die Belegungszahlen von durchschnittlich 2200 jungen Gästen schrittweise auf 1500 und bald auch darunter. 1998 schließlich war das Minus der Einrichtung für die Stadt Kiel nicht mehr tragbar. Die Kommune verkaufte ihre Immobilie im Harz für 400.000 Mark.
Der Käufer nutzte das Haus als Jugendeinrichtung mit Übernachtungsmöglichkeit. Wohl auch wegen der „Konkurrenz“ in der Nachbarschaft lohnte sich das offenkundig immer weniger.