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Rewe räumt Harzer Grauhof aus den Regalen

Der Trinkwasser-Abfüller Harzer Grauhof will schließen. Erste Mitarbeiter haben bereits ihre Kündigung erhalten. Archivfoto: Epping

Der Trinkwasser-Abfüller Harzer Grauhof will schließen. Erste Mitarbeiter haben bereits ihre Kündigung erhalten. Archivfoto: Epping

Goslar. „Rewe räumt Harzer Grauhof“ – mit dieser Titelzeile macht das Branchenmagazin „Inside Getränke“ seine aktuelle Ausgabe auf. Die Rewe-Gruppe hat demnach sämtliche Produkte der Harzer Brunnen GmbH aus ihrem Sortiment genommen. Das Goslarer Unternehmen verliert damit, zumindest für den Moment, einen Großkunden.

Mittwoch, 06.03.2019, 17:29 Uhr

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„Inside“ schreibt unter Berufung auf Branchenkenner, dass es um rund 20 Millionen Füllungen pro Jahr gehe. Insgesamt werden bei Harzer Grauhof jährlich rund 80 Millionen Flaschen abgefüllt, teilt das Unternehmen auf seiner Internetseite mit.

Rewe bestätigt auf Nachfrage, dass seit dem 1. März „die Geschäftsbeziehung komplett ruht“. Der Harzer Brunnen beliefere derzeit Märkte des Einzelhandelsriesen nicht mehr mit Getränken. Allerdings sei die im „Inside“-Artikel genannte Zahl von 20 Millionen Füllungen, „um ein Vielfaches zu hoch“, so ein Rewe-Sprecher.

Zu der Situation sei es gekommen, „da es trotz intensivster Bemühungen nicht möglich war“, mit Harzer Grauhof „die zukünftige Zusammenarbeit zu besprechen und zu vereinbaren“.
„Inside“ hat außerdem „Differenzen bei Zahlungsaufforderungen“ und vor allem „Versorgungsengpässe im letzten Jahr“ als Gründe für die Auslistung der Grauhof-Produkte ausgemacht. In dem Bericht ist gar von einem „Brandbrief“ an Kaufleute und Marktleiter die Rede, in dem die Aufkündigung der Zusammenarbeit mitgeteilt wurde. Die Konsequenzen für den Getränkehersteller seien dem Management der Rewe-Zentrale „bewusst“, heißt es bei „Inside“ weiter. Zu weiteren Details der Geschäftsbeziehungen wollte Rewe sich nicht äußern.

Wie Harzer Grauhof zu den Schwierigkeiten mit Rewe steht, war bislang nicht zu klären. Geschäftsführer Björn Weidner, Vorstandsmitglied beim Brunnen-Eigentümer HR Group, hatte auf Anfrage angekündigt, im Laufe des Tages Angaben machen zu wollen. Bis Redaktionsschluss war aber nichts eingegangen.

Bei der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) ist der Rewe-Absprung bekannt. Katja Derer, NGG-Geschäftsführerin der Region Süd-Ost-Niedersachsen/Harz, nimmt die Grauhof-Leitung in die Pflicht. Sie müsse intensiv mit dem Konzern verhandeln. Derer sagt, sie gehe davon aus, dass die Geschäftsleitung alle Hebel in Bewegung setzt, um das Rewe-Wegbrechen noch zu verhindern. In den Prozess müsse auch der Betriebsrat besser eingebunden werden.

Laut „Inside“ gibt es eine weitere schlechte Nachricht für den Goslarer Getränkehersteller: Leasingverträge für Lkw werden demnach nicht verlängert und laufen im September aus. Daher stelle sich die Frage, wie Harzer Grauhof künftig ausliefern möchte.

Erst vor zwei Wochen war es um das Unternehmen unruhig geworden, als bekannt wurde, dass die Landesforsten ihm Nutzungsrechte für Brunnen entzogen hatten – jetzt sprechen die Anwälte. Zudem gab es Streit mit den Konzert-Veranstaltern von „Miner‘s Rock“ wegen unterschiedlicher Auslegungen von Sponsoringvereinbarungen. Im „Inside“-Bericht wird angeführt, dass auch der Abwasser-Dienstleister Eurawasser zwischenzeitlich die Leerung der Sickergruben beim Goslarer Getränkehersteller eingestellt hatte, mittlerweile aber seine Arbeit wieder aufgenommen hat.

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