Personalien einer langen Wahlnacht

<p>Wie funktioniert Goslars Politik? Ex-Ratsherr Heinz Severitt (li.) gibt AfD-Stimmenkönig Dirk Straten (2.v.r.) allgemeine Tipps. Foto: Heine</p>
Goslar. Für Kandidaten Stress pur: Wenn die Wahlhelfer zählen und nach und nach die Ergebnisse eintrudeln, ergeben sich ständig Veränderungen. Mal rein in den Rat, mal raus: Es gab Sieger und Verlierer.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
„Am liebsten hätte ich noch den Tom, Ötzi und Jockel in der Fraktion gehabt“, sagte SPD-Spitzenfrau Urte Schwerdtner am Morgen nach der Ratswahl. Nun dürfen sich Sieger zwar etwas wünschen, aber noch drei SPD-Sitze mehr wären doch fast schon unverschämt.
Obwohl besagter Tom Derer erneut ein fieses Schicksal erlitt. Als vor Mitternacht nur noch zwei Wahllokale fehlten, war Derer noch bzw. wieder im neuen Rat. Er hatte die SPD-Party in der „Butterhanne“ schon verlassen, wurde angerufen, kehrte zurück und erfuhr kurz vor Feten-Betreten, dass er wieder draußen war – wie schon 2014 knapp gescheitert und erster auf der Nachrückerliste.
Der Ötzi, wie Okers SPD-Chef Özgür Göktay in eigenen Reihen genannt wird, war ebenfalls lange drin. Hans-Joachim „Jockel“ Schlüter-Westendorf schaffte es gar nicht erst rein und muss Abschied von der Fraktion nehmen.
Wie Derer bei den Genossen ging es auch der fleißigen Internet-Klickerin Dagmar Lenz-Kühne. Auf der Zielgeraden verlor die AfD als drittstärkste Kraft noch ihren vierten Ratssitz, den sich durch heimatliche Immenröder Stimmen der Grüne Holger Fenker krallte. Fenker, früher Stadt-, jetzt Kreisjugendpfleger und bekennender Fan von Zweitliga-Spitzenreiter Eintracht Braunschweig, überholte wie berichtet sogar Jochen Baldauf.
Raus nach langer Zeit war nicht nur der langjährige Grünen-Fraktionschef, sondern wie berichtet auch sein CDU-Pendant Dr. Frank Schober. Aber während dieser wenigstens noch in den Kreistag einzog, flog Partei-Veteran Uwe Schwenke de Wall gleich zweimal aus den Gremien.
Des einen Leid, des anderen Freud: CDU-Ratstimmenkönig Norbert Schecke zog selbst auf dem hinteren Listenplatz 9 noch in den Kreistag ein. Bei der Ratswahl holte er Hahndorf mit 55,7 Prozent für die CDU wie FDP-Pendant Christian Rehse seinen Heimatort Jerstedt mit 36,1 Prozent für die Liberalen – um Zugpferde einmal beim Namen zu nennen. Noch ein Sieger: Der parteiintern abgekanzelte Okeraner Erol Gültepe zog für die SPD auf Platz 33 in den Rat und auf Platz zehn auch noch in den Kreistag ein – starke Bestwerte.
Hochachtung auch vor Ina Menge, die mit Ehemann Frank Menge die Aktiv-für-Goslar-Liste bildete und überraschend einen Platz im Rat ergatterte. Ob das Duo den Erfolg geahnt hatte, als es als Erste am Wahlabend in der Verwaltung aufschlug?
Mit 364 persönlichen Stimmen hatte Ina Menge sogar mehr als WGH-Anführer Heinz Severitt, der auf 263 kam und mit seinem halben Personal-Dutzend scheiterte. Immerhin hatte Severitt am Wahlabend Beschäftigung, als er Ratsneuling und AfD-Stimmenmatador Dirk Straten über regionale und politische Besonderheiten des Harzes im Allgemeinen und Goslar im Speziellen aufklärte.