Kurhaus Wildemann: Die KBG wird den Klotz so schnell nicht los
Wildemann. Als Kleinanzeige bei ebay ist das Verkaufsangebot des Wildemanner Kurhauses gelandet. Auftraggeber sind die Rieckhoff-Immobilien aus Goslar.
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„Ehemaliges Kurhaus wartet auf neue Ideen“, heißt es in der Anzeige. Merkwürdig? – Nicht ganz.
Zwar hatte der Aufsichtsrat der Kurbetriebsgesellschaft (KBG) der Veräußerung an Theo van Megen (Wildemann) zugestimmt. Dieser hatte jedoch bei Bedarf einen Vortritt des KBG-Gesellschafters Wildemann nicht ausgeschlossen.
Angepriesen wird das Objekt jetzt so: „Dieses Haus liegt in einmalig schöner Waldrandlage des Harzstädtchens Wildemann im Ausläufer des Spiegeltals direkt am Kurpark. Das 1962 in Massivbauweise errichtete Haus wurde 1987 modernisiert. Es beeindruckt durch ein großzügiges Foyer mit freilaufender Treppe in das Obergeschoss, hier finden Sie einen großen Saal. Er bietet Platz für rd. 450 Personen und verfügt über eine Bühne und Nebenräume“ heißt es im Anzeigentext. Und weiter: Zusätzlich steht auf dieser Etage ein Thekenbereich für Gastronomiezwecke zur Verfügung, auf gleicher Ebene liegt ein kleinerer Veranstaltungsraum und Garderobe. Im Erdgeschoss gibt es weitere Räume (ehemals Bäder- und Massageabteilung) sowie eine Betreiber- oder Hausmeisterwohnung. Das Haus besitzt einen Personenaufzug in das Obergeschoss und eine behindertengerechte Toilette im Foyer. Ein großer ca. 600 m² Parkplatz bietet ausreichend Parkmöglichkeiten. Das beeindruckende Haus bietet ein großartiges Potenzial für Veranstaltungen und Gastronomie.“
„Wenn Sie Interessent oder Käufer sind, gebe ich Ihnen gern ein Exposé und vereinbare einen Besichtigungstermin“, sagte Sabine Rieckhoff in einem Telefonat mit der GZ. „Anderenfalls wenden Sie sich bitte an die Kurbetriebsgesellschaft.“
Einfach „kaufen“ kann man das Haus auch bei Rieckhoff nicht. Der Interessent müsse ein Konzept für die Verwendung vorlegen, das anschließend von der KBG beurteilt werde, lautete die Maklerauskunft. „Für den Verkauf haben wir einen normalen Auftrag erhalten“, sagte Sabine Rieckhoff.
Bei der KBG war darüber vorerst keine Auskunft zu erhalten. Sowohl deren Geschäftsführer als auch die Leiterin der Bauabteilung sind bis Mitte September im Urlaub.
Theo van Megen zeigte sich nicht überrascht. Sein Plan war die Einrichtung einer „Schwarzlicht-Golfanlage“, deren Verwirklichung jedoch auch nicht von heute auf morgen organisiert werden kann. „Wenn mir jemand mit dem Kauf zuvorkommt, kann ich es leider nicht verhindern“, stellte er lakonisch fest.
Bei Wildemanns Bürgermeister Arno Schmidt kommt die neue Situation gar nicht gut an. „Eigentlich weiß ich nichts“, sagt er. Rein zufällig habe er über einen Bekannten von der ebay-Kleinanzeige erfahren. Noch in der letzten Ratssitzung hatte er die mangelnde Information der KBG in dieser Angelegenheit beklagt.
Als wenig angemessen bezeichnete er im Übrigen das gesamte Verfahren, zumal der Aufsichtsrat der Kurbetriebsgesellschaft die Verkaufsentscheidung mit knapper Mehrheit und lediglich unter dem Hinweis von Geschäftsführer Dr. Horst-Peter Hille auf einen „sehr solventen Käufer“ getroffen habe, der allerdings nie persönlich vorgestellt worden sei.
In Wildemann hatte man sich auf den vorherigen Aufsichtsratsbeschluss verlassen, das Kurhaus dem eigens gegründeten Förderverein zu überlassen und für den Betrieb jährlich 15.000 Euro locker zu machen.
Ob sich der Wunsch nach einer Trennung vom ehemaligen Kurhaus, auch Bergstadthaus genannt, durch den Maklerauftrag jetzt eher erfüllt, bleibt weiterhin offen. Einen solchen „Klotz“ wird man offenbar so schnell nicht los.