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Kundengebühr für die Hartgeld-Rolle

Goslar. Kurz vor Weihnachten ist Jürgen Dammann „fast aus allen Wolken gefallen“. Der Mann wollte bei der Sparkasse für die Mitarbeiter des Betriebs, in dem er beschäftigt ist, Hartgeld in Rollen haben.

Von Heinz-Georg Breuer Dienstag, 30.12.2014, 20:00 Uhr

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Eine Mitarbeiterin der Sparkasse Goslar/Harz erklärte ihm, seit dem 1. Dezember würden dafür 30 Cent pro Rolle an Gebühren fällig. Dammann verzichtete dankend auf die von ihm ausgemachte „Abzocke pur“ und wechselte anderswo kostenfrei.

Direktor Jens Müller von der Sparkasse Goslar/Harz will auf GZ-Anfrage nicht lange drum herum reden: „Ja, es stimmt, wir nehmen 30 Cent Gebühr.“ Und zwar für die Abgabe von Hartgeld pro Rolle. Die Entgegennahme von gerollten Münzen sei nach wie vor kostenfrei.

Da können sich die Goslarer ja noch glücklich schätzen. Nach einem Bericht der WAZ verlangt die Sparkasse Duisburg für den Eintausch von ungebrauchten Hartgeldrollen unabhängig vom Inhalt 50 Cent Gebühr pro Rolle. Der Wert einer Rolle mit Ein-Cent-Münzen liegt bei . . . 50 Cent.

Jedenfalls bei den handelsüblichen Rollen, die man als Bankkunde so über die Jahrzehnte gewohnt war. Bei der Deutschen Bundesbank, die nicht nur Hüter, sondern auch Gewährleister einer funktionierenden Währung sein soll, gilt das schon längst nicht mehr. Seit 2011 gibt es dort Standardgebindegrößen für Ein- und Auszahlungen, beim Münzgeld „Normcontainer“ genannt. Will man bei einer der 47 Filialen der Bundesbank weiterhin kostenlos barzahlen –eine ständig gedankenlos dahergeplapperte „Alternative“ für Otto Normalverbraucher –dann muss man nicht nur am Formularkrieg CashEDI teilnehmen und mit einer Kundennummer versehen sein, sondern beim Münzgeld auch die M-Behälter mit stückelungsreinen Rollenpackungen in Festgröße befüllen –beim obigen 1-Cent-Beispiel mit einem Wert von 2500 Euro, bei 1-Euro-Stücken mit einem Wert von 75.000 Euro. Wer hat das schon an Kleingeld dabei?

Regularien wie diese meint Sparkassendirektor Müller in Goslar, wenn er erklärt, die Kosten würden immer mehr ansteigen, weil die Bundesbank die Anforderungen immer weiter erhöht: „Mittlerweile dürfen wir das Geld ja noch nicht einmal mehr so rausgeben, wie es reingekommen ist.“ Was Müller von derlei „zertifizierten Falschgelderkennungsprozessen“ hält, mag er dann lieber nicht preisgeben.

Unabdingbar ist aber für ihn, den Kunden an den Kosten zu beteiligen. Müller sieht die Sparkasse dabei im Vergleich zu Mitbewerbern nicht allein auf weiter Flur: „Das ist inzwischen alles andere als unüblich.“ Wenn der Sparkasse die Kunden in Scharen laufen gingen, müsse man sich Gedanken machen, sagt Müller, aber das sei nicht der Fall. Und es sei auch keine Alternative für eine öffentlich-rechtliche Bank, sich wie einzelne Privatbanken gar nicht mehr im Hartgeldbereich zu betätigen.

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