Justus Teicke: Ein Abschied ohne Ruhestand
Zum Abschied gibt es den Schacht auf Schiefer. Marcus Hödl (li.) überreicht seinem Vorgänger als Betriebshofleiter, Justus Teicke, das Präsent der Belegschaft. Foto: Bruns
Clausthal-Zellerfeld. Stell Dir vor, einer Deiner leitenden Angestellten kündigt, und Du feierst mit ihm, zahlreichen Weggefährten und einiger Lokalprominenz ein großes Abschiedsfest. Es sagt schon viel über Justus Teicke aus, dass sein Entschluss, vorzeitig bei den Harzwasserwerken aufzuhören, eher wie die harmonische Feier von jemandem wirkte, der in den Ruhestand geht.
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{picture1s} Davon ist der einstige Abteilungsleiter noch sieben Jahre entfernt. „Dennoch hat er diesen mutigen Schritt gewagt“, wie Welterbestiftungsdirektor Gerhard Lenz es formulierte. Er war einer von knapp 80 Gästen im voll gefüllten Vortragsraum des Kaiser-Wilhelm-Schachts – auf eben jenem Betriebshof der Harzwasserwerke, den Teicke Anfang der 90er, als er zum Unternehmen stieß, mit aufbaute und lange Jahre leitete.
Dafür hatten ihm die Mitarbeiter eine Schieferplatte mit dem Bild des Schachts als Abschiedsgeschenk gefertigt, die ihm sein Nachfolger als Betriebshofleiter, Marcus Hödl, überreichte. Aber egal, ob Hödl oder Christian Bellak, Teickes Nachfolger als für Talsperren zuständiger Abteilungsleiter, Prokurist Dr. Andreas Lange oder der kaufmännische Geschäftsführer Lars Schmidt, alle fanden nur lobende Worte für den Ex-Kollegen.
Lange hatte freilich viele Jahre mit Teicke zusammengearbeitet und lobte dessen Teamfähigkeit und lösungsorientiertes Arbeiten. Aber auch Schmidt, der erst ein gutes Jahr bei dem Unternehmen ist, bedauerte Teickes Entschluss und den Verlust seines Know-hows.
„Lassen sie den Kontakt nicht abreißen, egal wohin es sie verschlägt und sie dort vielleicht wieder glücklicher werden“, sagte Schmidt. Damit kratzte er vermutlich an der Oberfläche dessen, warum Teicke nach 28 Jahren den Harzwasserwerken den Rücken kehrt.
„Meine Werte und Schwerpunkte, die ich setze, sind vielleicht nicht mehr gefragt“, so der Bauingenieur. Und weiter: „Vielleicht ging es mir auch zu gut.“ Wenn Teicke dann aber andeutete, dass er mit wenig Geld viele Anlagen der Oberharzer Wasserwirtschaft saniert hat, und sich das bei heutigen Projekten eher umkehre, so gewährte er damit wohl Einblicke in sein Seelenleben.
Ganz offensichtliche Einblicke in das Wirken der vergangenen drei Jahrzehnte gab es durch eine Präsentation, die er vorbereitet hatte. Natürlich stand dabei die Instandhaltung der Oberharzer Wasserwirtschaft und schließlich dessen Adelung durch den Weltkulturerbestatus im Mittelpunkt.
Und alle Redner, zu denen sich auch Referatsleiterin Cordula Reulecke vom Landesamt für Denkmalpflege und Talsperren-Spezialist Professor Mathias Döring als einer von Teickes Vorgängern gesellten, maßen dem Noch-Nicht-Ruheständler große Verdienste um die Pflege der Wasserwirtschaft bei. Nicht etwa nur, dass sich die Anlagen in sehr gutem Zustand befinden, sondern eben auch heute zum Welterbe gehören.
Teicke indes blickte noch auf anderes zurück wie Hochwasserereignisse oder große Sanierungen wie die „Jahrhundertbaustelle“, bei der die Striegelanlage des Oderteichs aufwendig saniert wurde. Nun aber blicke er erst einmal voraus und will schauen, wo eventuell noch ein Bauingenieur benötigt werde.