Im Maltermeister wechselt der Wirt
Arm in Arm auf dem Turm vor atemberaubender Welterbe-Kulisse im Tal: Florian Peters (li.) hat den Maltermeister offiziell schon im Dezember von Michael Windisch übernommen, der dort seit 2004 das Sagen hatte. Foto: Sowa
Goslar. Ein Wachwechsel, der mit einiger Verspätung vor der Frühlingssaison verkündet wird: Nach fast 15 Jahren heißt der Wirt im „Maltermeister Turm“ nicht mehr Michael Windisch. Der gebürtige Leipziger (59) geht in den Ruhestand und hat die Leitung von Goslars höchstgelegener Ausflugsgaststätte bereits Anfang Dezember an Florian Peters abgegeben.
Der Goslarer, erst am vergangenen Sonntag 33 Jahre alt geworden, war vorher vier Jahre lang Betriebsleiter auf der „Alexander von Humboldt“. Das stolze Segelschiff, früher als bildstarker Werbeträger für Beck’s-Bier unterwegs, hatte Multi- Unternehmer Heiko Rataj im Jahr 2013 gekauft und zum Veranstaltungs- und Gastronomieschiff umgebaut. Es liegt jetzt an der „Schlachte“ in Bremen. Schon vorher hatte Peters mit Rataj zu tun, als er Betriebsleiter im früheren „Haus Hessenkopf“ war, das zum Hotel- und Tagungszentrum umgestaltet wurde.
Und jetzt wieder ein Projekt mit Rataj? Ja, irgendwie schon. Aber eigentlich doch ein klares Nein. Mit der operativen Maltermeister-Führung habe er schon lange nichts mehr zu tun, betont der oft danach gefragte Rataj. Allerdings hat er weiterhin über die Besitzgesellschaft einen Fuß in der Tür – und ist nach wie vor auch mehr als ein gern gesehener Gast.
Windisch war einst über Umwege nach Goslar gekommen. Als er 1989 seine Ausreise aus der DDR beantragt hatte, verschlug es ihn zunächst nach Gießen in ein Auffanglager. Im hessischen Waldeck-Frankenberg arbeitete er bis 1994 als Koch in einem Hotel, hatte aber den festen Plan, sich irgendwann selbstständig machen.
Über ein Inserat in der Zeitung gelangte er nach Wolfshagen ins „Alte Backhaus“. Eigentlich hatte er das weit nähere Wolfhagen im Visier gehabt. Er wurde deshalb nicht stutzig, weil ihm die Telefonvorwahlen mit 05692 und 05326 doch relativ ähnlich daherkamen. Und plötzlich war er im Harz. Seinen Aufstieg auf den 419 Meter über Normalnull gelegenen „Maltermeister Turm“ hat er nie bereut. Wo kann man sonst schon erleben, wie sich Deutschlands erste Komiker-Garde um Ostfriesen-Hero Otto Waalkes nach dem Zwergen-Dreh im Harz eine Nacht lang bis morgens früh um sechs mit Musik und Gesang feiernd amüsiert?
Oder die Welt-Medien sich ein Jahr lang die Klinke in die Hand geben, als der kreative Kopf Rataj mit drei kleinen Löchern in der Wand das niedersächsische Rauchverbot auf die Schippe nimmt? Sogar die BBC berichtete. Stern-TV, so Rataj, habe damals sogar die Rechte gekauft. „Die Löcher haben 150 Euro gekostet“, sagt er und schmunzelt.
Aber Rataj ist operativ lange raus und Otto nicht Turm-Alltag. Mit 600 bis 700 Feiern pro Jahr, davon etwa 50 bis 60 Hochzeiten, und dem umwerfenden Ausblick auf Goslar ist der Maltermeister aber nach wie vor erste Adresse direkt am und über dem Rammelsberger Welterbe. Was hat Peters mit seiner etwa zehn Köpfe zählenden Stammmannschaft vor?
Die Feiern sollen ein Schwerpunkt bleiben, die Speisekarte moderner und regionaler gestaltet werden. Peters will sein Fleisch verstärkt von heimischen Jägern beziehen und beispielsweise auch mit hausgemachten Limonaden punkten. Gin-Tonic soll es „in allen Farben und Variationen“ geben.
Über den Winter wurden laut Peters bereits die Fußböden neu gemacht und die Stühle aufgepolstert. Die Säle erhielten einen neuen Anstrich. Und die 20.000 Euro sollen nicht die letzte Investition geblieben sein. Der Theken-Bereich soll umgestaltet werden, der Wintergarten auf die Terrasse hinaus um fünf Meter erweitert werden. Der Bauantrag ist gestellt. Geplant sind auch Live-Events mit Musik, Künstlern und Barbecue. Der benachbarte Turm soll integriert werden. In Ratajs einstigem Junggesellen-Domizil soll unter anderem Tisch-Theater gespielt werden. Die Idee stammt aus Frankreich, soll mit Goslarer Motiven aufgearbeitet werden und ein ganz besonderes Menü mit witziger 2D-Unterhaltung durch Mini-Figuren bieten.