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Heinz Steinhart ist tot: Oberharzer Schlaglichter auf eine schillernde Figur

Die Altenauer Sauna-Therme „Heißer Brocken“ ist eine abgespeckte Version der ursprünglichen Pläne, die eine Investition von 19 Millionen Euro vorsahen.

Die Altenauer Sauna-Therme „Heißer Brocken“ ist eine abgespeckte Version der ursprünglichen Pläne, die eine Investition von 19 Millionen Euro vorsahen.

Clausthal-Zellerfeld. Der als Bäderkönig bundesweit bekannt gewordene Heinz Steinhart ist nach übereinstimmenden Medienberichten in seiner bayerischen Heimat verstorben.

Donnerstag, 21.07.2016, 15:01 Uhr

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Der Chef der Kristall Bäder AG, die auch in Altenau die Kristall-Therme „Heißer Brocken“ betreibt, wurde 73 Jahre alt. Das bestätigte der Vorstandsvorsitzende der AG, Gerd Bittermann, dem Bayerischen Rundfunk (BR). Er sagte, Steinhart hinterlasse eine große Lücke. Welche Auswirkungen sein Tod auf die zahlreichen Bäder der Gruppe hat, ist nicht absehbar. Bittermann erklärte laut BR, Steinhart habe die Dinge vor seinem Ableben geregelt. Er litt den Angaben zufolge unter Bauchspeicheldrüsenkrebs. Diesem Leiden sei er bereits am 5.Juli erlegen. Die Nachricht sei erst nach der Beisetzung am 18. Juli verbreitet worden.

Mit der „Kristall-Therme“ in Altenau sollte der Westharz einen neuen, großen Anziehungspunkt erhalten. Das war vor elf Jahren die Kernbotschaft der Kurbetriebsgesellschaft „Die Oberharzer“ (KBG) , die das veraltete und hoch defizitäre „Aqua Polaris“ (Hallenwellenbad und Eishalle) loswerden und dafür eine weniger kostenträchtige Sauna-Therme errichten lassen wollte. Das Projekt hatte zu dieser Zeit längst Wellen geschlagen, weil es mit einem ursprünglich angepeilten Investitionsvolumen von nahezu 19Millionen Euro völlig überdimensioniert gewesen wäre – sowohl für Altenau als auch für Bad Harzburg, wo zwischenzeitlich über ein entsprechendes „Angebot“ nachgedacht wurde. Erst eine abgespeckte Altenau-Variante ohne großes Sole-Becken fand mit kalkulierten 6,8 Millionen Euro die Zustimmung des Wirtschaftsministeriums und der für die Fördermittelvergabe zuständigen N-Bank.

Das Land sah sich vor allem deswegen gefordert, weil mit der KBG ein kommunales Unternehmen als Bauherr auftrat, das weit höhere Fördermittel als ein Privatinvestor erwarten konnte. Die „Kristall-Bäder AG“ wiederum trat „nur“ als künftiger Pächter auf, nachdem sie die Sauna-Therme nach eigenen Plänen errichtet haben würde.

So funktioniert auch andernorts das „System Steinhart“, wobei die Risiko-Verteilung immer wieder Gegenstand kritischer Betrachtungen ist. Auch in der heutigen Stadt Clausthal-Zellerfeld, die von der damaligen Samtgemeinde Oberharz eine millionenschwere Kreditbürgschaft zur Finanzierung der Therme „geerbt“ hat. Der Pachtvertrag selbst offenbarte schnell Hintertürchen für die Bäder-Gruppe als Pächterin der Ende 2007 eröffneten und zwei Jahre später um eine „Mega-Sauna“ erweiterten Therme. Das war auch Thema beim GZ-Wahlforum zur Oberharzer Kommunalwahl im Frühjahr 2015. Dort wurde wegen des 2022 fällig werdenden Millionenkredits vor dem „KBG-Risiko Kristall-Therme“ gewarnt. Da half auch nicht eine juristische Fachdebatte um Vertragsklauseln wie Ankaufverpflichtung und Patronatserklärung Steinharts. Alexander Ehrenberg, Aufsichtsratsvorsitzender der KBG und damals SPD-Bürgermeisterkandidat, nahm den Bäderkönig ein Stück weit in Schutz: Steinhart sei seinen Verpflichtungen stets nachgekommen, aber er rechne sich arm – und zwar zum Nachteil der KBG als Verpächter.

Das sind nur einige Schlaglichter aus Oberharzer Sicht. Von Steinhart bleibt hier und in Hannover in Erinnerung, dass er gerne ebenso hemdsärmlig wie kampflustig auftrat. „Er ist die schillernde Figur in der Bäderszene, aber auch nicht ohne Schattenseiten“, hieß es im Sommer 2005 im niedersächsischen Wirtschaftsministerium.

Tatsächlich musste Steinhart gegen mehrere Makel ankämpfen. Zum einen war er in den 1980er Jahren wegen Betrugs und Untreue zu einer Haftstrafe verurteilt und später angeblich wieder rehabilitiert worden. Zum anderen gab es bis zuletzt immer wieder Rechtsstreitigkeiten mit Kommunen, die ihn loswerden wollten. Soweit sollte es in Altenau nicht kommen. Unvergesslich hatte er sich hier vor elf Jahren mit süddeutschem Akzent 300 Besuchern im Kurgastzentrum vorgestellt: „Ich komme nicht daher, um sie anzulügen oder anzuschwindeln.“ Vielmehr spiele er mit offenen Karten...

Heinz Steinhart †

Heinz Steinhart †

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