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Großprojekt bei der Welterbe-Sanierung

Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus in der Vorwerkstraße wird von Dach bis Keller Saniert.  Foto: Roß

Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus in der Vorwerkstraße wird von Dach bis Keller Saniert. Foto: Roß

Goslar. Dirk Bandelow geht gleich den großen Schritt. Er ist der erste Bauherr, der ein komplettes Wohnhaus im Sanierungsgebiet „Östliche Altstadt“ saniert – vom Dach bis zum Keller. Der Bad Harzburger hat die seit rund vier Jahren leer stehende Immobilie an der Vorwerkstraße Ende 2018 gekauft und profitiert nun von einem laufenden Förderprogramm.

Freitag, 03.05.2019, 15:47 Uhr

370.000 Euro nehme er für die Sanierung des Fachwerkhauses, in dem fünf Mietwohnungen entstehen, in die Hand, sagt Bandelow. Dabei winkt ihm ein kräftiger Schluck aus der Förderpulle: Insgesamt 110.000 Euro schießen Land, Bund und Stadt laut Bauherr hinzu. Das Geld stammt aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“, in das die östliche Altstadt 2016 aufgenommen wurde.

Vor allem private Immobilienbesitzer sollen bei der Modernisierung ihrer Altstadt-Häuser unterstützt werden. Knapp 1,9 Millionen Euro sind im Fördertopf für Goslar reserviert, bis 2025 läuft das Programm. Und das Sanierungsgebiet wird bis zum Marktplatz erweitert.

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Laut Auskunft der Stadt wurden bis Anfang 2019 ungefähr 108.500 Euro aus dem Programm ausgezahlt, weitere 400.000 Euro seien damals reserviert gewesen. Aktuelle Zahlen waren kurzfristig nicht zu bekommen. Stadtsprecherin Vanessa Nöhr verweist stattdessen auf den Bauausschuss kommenden Donnerstag, bei dem sämtliche Goslarer Sanierungsgebiete besprochen werden (siehe Kasten).

Aber auch anhand der bekannten Zahlen wird deutlich, dass die Sanierung in der Vorwerkstraße eine der größten Maßnahmen ist, die bisher in der „Östlichen Altstadt“ umgesetzt wird. Das Städtebau-Programm war in Goslar eher schleppend angelaufen. Laut Angaben des Sanierungsbeirates hat sich die Zahl der Anträge aber im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Anfang 2019 waren für insgesamt 43 Baumaßnahmen Förderungen beantragt worden.

Um an das Geld heranzukommen, sei schon einiger Aufwand nötig, sagte Bauherr Bandelow. Rund zweieinhalb Monate habe er sich mit den Anträgen beschäftigt. Denkmal trifft Moderne: Unter dieses Motto hat der Bauherr sein Projekt gestellt. Es drückt auch sehr gut die Widersprüche aus, die beim Wohnbau in der Altstadt aufeinander prallen.

Zum einen würden die Mieter modern eingerichtete und technisch auf dem neuesten Stand gebrachte Wohnungen erwarten, zum anderen schaut die Denkmalpflege bei Bauarbeiten in einer Altstadt mit Welterbe-Status eben ganz genau hin. Bandelow nennt Beispiele: Die einzelnen Schieferplatten an der Außenwand müssten nach der Sanierung alle wieder eingesetzt werden. Vier alte Fenster müssten ebenso erhalten bleiben, wie das äußere Erscheinungsbild des Hauses. Die Installation von zwei Balkonen sei hingegen genehmigt worden. Doch auch wenn die behördlichen Verfahren die Nerven strapazieren können, ist Bandelow froh über seine Großbaustelle. Modernes Wohnen in der Altstadt sei gefragt.

Jetzt, wo Baugenehmigung und Förderbescheid vorliegen, soll es schnell gehen. Seit Anfang April laufe die Sanierung, sagt Bandelow. Das komplette Haus ist eingerüstet, derzeit gehen vor allem die Dachdecker ihrer Arbeit nach. Für die Vermarktung ist der Bad Harzburger Makler Peter Kolzow zuständig. Er plant, im Septembermit den Besichtigungen zu beginnen.

Die Stadt Goslar hat gleich mehrere Fördergebiete, für die sie Zuschüsse von Land und Bund beantragen kann. Die Mittel für das Folgejahr müssen bis Ende Mai angemeldet sein.

Für das Sanierungsprogramm sollen 600.000 Euro Fördermittel beantragt werden. Für 2020 rechnet die Verwaltung mit einer Auszahlung von fünf Prozent der Gesamtsumme, sprich 30.000 Euro. Aus den Vorjahren stehen weitere Mittel zur Verfügung. Geplant sind kommendes Jahr neben der Förderung privater Baumaßnahmen unter anderem der Bau eines Kreisverkehrs auf der Robert-Koch-Straße und die Sanierung der Bromberger Straße.

Knapp zwei Millionen Euro Förderung sind zugesagt. Die Stadt rechnet 2020 mit einer Tranche von 117.500 Euro, die in den Vorjahren erhaltenen Mittel sind auch noch nicht ausgegeben. Da das Sanierungsgebiet südöstlich bis zum Marktplatz erweitert wird, beantragt die Stadt weitere 2,3 Millionen Euro. Folgende Maßnahmen sind 2020 unter anderem geplant: Gestaltungswettbewerb Breites Tor, neues Konzept Marktplatz, Modernisierung im Wohnumfeld. Auch private Bauherren werden unterstützt.

Insgesamt plant die Verwaltung, fünf Millionen Euro aus Fördertöpfen für den Umbau des Pfalzquartiers zu beantragen. Kommendes Jahr sollen zwei Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Zukunft Stadtgrün“ in das Projekt fließen. Unter anderem soll damit der Abriss der Domkaserne und der Parkflächen auf dem Domplatz mitfinanziert werden, sowie die Planung des Kunstforums, das auf dem Areal mit Hotel und Veranstaltungshalle entstehen soll.

Ebenfalls aus dem Fördertopf „Zukunft Stadtgrün“ sollen insgesamt 90.000 Euro für die Sanierung des Okeraner Stadtparks beantragt werden. Die Hälfte der Summe ist für kommendes Jahr eingeplant, in dem die Umgestaltung der Grünanlage beginnen soll.

Insgesamt 300.000 Euro Fördergeld soll in die Belebung der Hahnenkleer Rathausstraße fließen. Für 2020 sind 15.000 Euro Fördermittel eingeplant, wobei zusätzliches Geld aus den Vorjahren zur Verfügung steht. Die Stadt will 2020 erste Modernisierungsmaßnahmen durchführen, eventuell ist auch der Kauf von Grundstücken geplant. Quelle: Stadt

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