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Großmeisterin Elisabeth Pähtz muss sich zwei mal geschlagen geben

Elisabeth Pähtz auf ihrem Siegeszug im Karree beim 4. Benefiz-Simultan-Schachturniers in Wolfshagen. Foto: Kusian-Müller

Elisabeth Pähtz auf ihrem Siegeszug im Karree beim 4. Benefiz-Simultan-Schachturniers in Wolfshagen. Foto: Kusian-Müller

Der Nimbus der Unbesiegbarkeit ist weg. Erstmals verlor die beste deutsche Schachspielerin Elisabeth Pähtz bei ihrer Teilnahme am 4.Benefiz-Simultan-Schachturnier zwei Partien.

Von Katrin Schlegel Sonntag, 19.01.2014, 20:00 Uhr

Die Gesamtbilanz der 29-Jährigen ist gleichwohl beeindruckend: Von insgesamt 149 Partien seit 2009 gewann sie 126 und spielte 21 mal remis.

Die Veranstaltung „Schach dem Vergessen –Versöhnung über Gräbern“ sei mittlerweile eine auch von Sponsoren wahrgenommene „hochgewürdigte Veranstaltung“ mit einem Alleinstellungsmerkmal in Niedersachsen, „wenn nicht gar im Bund“, erklärte eingangs der Pfarrer der St.-Thomas-Gemeinde, Harald Merz, der seit der „Erfindung“ vor fünf Jahren durch Generalmajor a.D. Johann Oppitz als treibende Kraft der Wolfshagener Veranstaltung gilt. Die Nähe zur Bundeswehr sowie zum Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hängt dabei sicherlich vor allem damit zusammen, dass Elisabeth Pähtz bis zum Jahre 2009 als Hauptgefreite in der Sportfördergruppe Frankenberg „diente“.

Diesmal war das Motto des Simultan-Turniers unter der Schirmherrschaft von Oberst Bernd Otto Iben, Kommandeur des Landeskommandos Niedersachsen, begleitet von der 100. Wiederkehr des Jahres, in dem der 1. Weltkrieg ausbrach. Das vierte Benefiz erbrachte am Ende einen Scheck über runde 4000 Euro zugunsten der Kriegsgräberfürsorge sowie den Ausbau eines barrierefreien Zugangs zum St.-Thomas-Pfarrhaus. Vize-Kommandeur Knuth Schrader brachte das in seinem Grußwort auf den Nenner: „Obwohl Schachspieler mit dem Kopf spielen, haben sie auch ein großes Herz.“

Und viel Energie. Von 14 Uhr an saßen die Akteure an den 33 Brettern, die letzte Partie endete erst kurz vor acht Uhr. Das war dann für die Großmeisterin aus Erfurt, die für die SG Hockenheim in der Schach-Bundesliga startet, eine körperliche Herausforderung, wenn sie auf hochhackigen Schuhen Runde um Runde von Brett zu Brett im Karree drehte. Am Ende reichte es einmal mehr zu imponierenden 26 Siegen und 5 Unentschieden.

Und eben zu zwei Niederlagen, eine davon gegen den bis zum Sieg umtriebigen Schachpfarrer Merz, die andere gegen dessen Vereinskamerad Achim Stanke vom Schachklub Bad Harzburg. Merz hatte bereits am Vorabend geunkt, er habe die erste Niederlage im Gefühl, was Pähtz mit der selbstbewussten Ansage „Keine Gnade!“ gekontert hatte. Vergeblich.

Am Ende hatte dann auch der ranghöchste Schachfunktionär im Saal den Salat. Michael Langer wünschte vor dem Turnier in seiner Eigenschaft als Niedersächsischer Schachpräsident den mit den schwarzen Steinen spielenden Pähtz-Gegnern alles erdenklich Gute, drückte aber als Vize des Deutschen Schachbundes der Ranglistenersten verbindlichst die Daumen. Was nun, Herr Präsident?

Die hatte im Vorjahr in einem Interview erklärt, die Überlegenheit der Männer im Schachsport rühre auch daher, dass diese sich besser konzentrieren können („nur auf das eine, während Frauen immer noch etwas anderes im Kopf haben“), was sich nach einer Spieldauer von vier bis fünf Stunden bemerkbar mache. In Wolfshagen wurde die junge Frau von ihrer eigenen Interpretation eingeholt – ihre zweite Niederlage gegen Stanke war die allerletzte Partie des Tages.

Einen Großteil der Begegnungen kommentierte Großmeister Karsten Müller in einem ständig frequentierten benachbarten Analyseraum, wo ein Teil auf eine Leinwand übertragen wurde. Müller war für Schachbundestrainer Uwe Bönsch eingesprungen, der wegen eines Trauerfalls verhindert war.

Am Ende war Harald Merz hochzufrieden mit dem Verlauf der Veranstaltung, was zugleich den Blick auf eine Fortsetzung des Benefiz-Simultans lenkte. Eine Zusage für ihre nächste Teilnahme hat er bereits von Elisabeth Pähtz. Merz: „Ich hoffe, dass wir 2015 oder 2016 die nächste Veranstaltung machen können.“

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