Erster Dampfbetrieb nach fast 41 Jahren

Lokführer Gunther Heider muss viel Fingerspitzengefühl walten lassen, damit Fabian ohne durchzurutschen anfährt.
Clausthal-Zellerfeld. Als am 16. Oktober 1977 die 41096 auf ihrer Sonderfahrt anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Innerstetalbahn den Bahnhof Clausthal-Zellerfeld verließ, endete das Dampflokzeitalter im Oberharz. Die Strecke wurde unmittelbar danach abgebaut.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Clausthal-Zellerfeld. Als am 16. Oktober 1977 die 41096 auf ihrer Sonderfahrt anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Innerstetalbahn den Bahnhof Clausthal-Zellerfeld verließ, endete das Dampflokzeitalter im Oberharz. Die Strecke wurde unmittelbar danach abgebaut.
Eine Dampflok, die den Gartenbahn-Charakter überstieg, ist seither nie wieder in der Berg- und Universitätsstadt gefahren. Bis Montag. Am Walpurgistag gellte nach mehr als 40 Jahren wieder das schrille Pfeifen einer Dampflok über den halben Ort.
Anlass war die inoffizielle Saisoneröffnung der Tagesförderbahn zum Ottilliaeschacht. Dort, wo sonst akkubetriebene Grubenloks Besucher vom Bahnhof zum Schacht und zurück bringen, tat einen Tag lang Fabian sein Werk. Fabian ist eine Feldbahn-Dampflok aus dem Jahr 1914.
„Wir haben vorher nicht groß darauf hingewiesen, falls irgendetwas nicht geklappt hätte“, sagt Ulrich Reiff von der Stiftung Unesco-Welterbe im Harz. Die Lok wurde von Osterode nach Clausthal-Zellerfeld auf einem Spezialanhänger hinter einem alten Unimog gebracht. „Und der war heißer als nachher der Lokkessel“, sagt Gunther Heider vom Verein Pro Dampf mit einem Augenzwinkern.
Heider ist ehrenamtlicher Lokführer, der auch große Schnellzug-Dampflokomotiven fahren darf. Der 50 PS starke Fabian sollte da doch kein Problem sein, oder? Weit gefehlt. Mit viel Fingerspitzengefühl muss er die zweiachsige Lok auf den 600 Millimeter schmalen Gleisen ins Rollen bringen. Die Personenwaggons und die Akkulok am Ende des Zug sind mit rund 15 Tonnen eigentlich keine Herausforderung.
Das acht Tonnen schwere Kraftpaket könnte locker das Zwanzigfache ziehen. Doch die ruckeligen Gleise, die einen bei jedem Schienenstoß fast aus dem Führerstand schmeißen, sind sehr glatt. So glatt, dass es Heider einen kleinen Fluch entlockt, wenn Fabian an der steilsten Stelle der Strecke von drei Prozent durchdreht. Doch mit Routine und Sand hat er die Lok schnell wieder im Griff.
Nach vielen Fahrten, die nur ein paar hundert Meter weit führen, weil die Strecke noch nicht bis zum Ottilliaeschacht fertig wiederhergestellt ist, wird die Lok am Abend nach Osterode in die Werkstatt von Pro Dampf zurückgebracht. „Hier oben fehlt uns noch ein Unterstand“, macht Heider Hoffnung auf einen baldigen Regelbetrieb.
Den übernehmen ab dem offiziellen Saisonbeginn Anfang Juni vorerst wieder die Akkuloks. „Und für die brauchen wir unbedingt noch neue Lokführer“, wirbt Reiff um ehrenamtlich Engagierte.

Dampfloks fahren eigentlich mit Kohle. Aber ein paar gut getrocknete Holzscheite tun es auch, um den Kessel der kleinen Feldbahnlok richtig anzuheizen.