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Ein Kaiser verliert sein Herz an Goslar

Was auch immer in der St. Ulrichs-Kapelle begraben liegt – ein Hintern ist es wohl nicht.  Archivfoto: Epping

Was auch immer in der St. Ulrichs-Kapelle begraben liegt – ein Hintern ist es wohl nicht. Archivfoto: Epping

Eine Stadt feiert ihren Kaiser: Heinrich III. hat einst sein Herz an Goslar verloren –und zwar im Wortsinne. Der mächtigste Mann seiner Zeit, Sohn des ersten Salier-Herrschers Konrad II. und Vater des Canossa-Kaisers Heinrich IV., ließ nach seinem frühen Tod am 5. Oktober 1056 seinen Körper im Dom von Speyer an der Seite seines Vaters beisetzen.

Donnerstag, 24.08.2017, 08:47 Uhr

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Eine Stadt feiert ihren Kaiser: Heinrich III. hat einst sein Herz an Goslar verloren –und zwar im Wortsinne. Der mächtigste Mann seiner Zeit, Sohn des ersten Salier-Herrschers Konrad II. und Vater des Canossa-Kaisers Heinrich IV., ließ nach seinem frühen Tod am 5. Oktober 1056 seinen Körper im Dom von Speyer an der Seite seines Vaters beisetzen.

Die inneren Organe fanden ihren Ruheplatz indes in der von ihm gestifteten Pfalzkirche St. Simon und Judas (jetzt in der Ulrichskapelle) – just in der Nähe jener Kaiserpfalz, in der sich der „Schwarze Heinrich“ am wohlsten fühlte. Kein Wunder also, dass die Stadt am Harzrand den 1000.Geburtstag des Herrschers gebührend begehen will.

Oder ist es doch der 1001. Geburtstag? Der Gelehrten-Streit um des Kaisers Geburtsjahr – der 28.Oktober als Tag ist gesichert – sorgte im Vorjahr bereits für gewaltiges Rauschen im bundesdeutschen Blätterwald. Hier ein Professor Dr. Gerhard Lubich aus Bochum, der mit Hinweis auf neue Quellen das Ereignis von 1017 auf 1016 vorverlegte. Dort ein Professor Dr. Stefan Weinfurter aus Heidelberg, der kein einziges vernünftiges Argument für eine solche Korrektur sah.

Wie auch immer: 2017 wurde und wird in Goslar rund um Heinrich III. jede Menge geboten. Lesungen, Führungen, Ausstellungen – ungezählte Ehrenamtliche haben sich in ihren Vereinen und Institutionen eingebracht. Das Zinnfiguren-Museum präsentierte bereits ein neuartiges Diorama mit einem schwebenden und sprechenden Kaiser. Weitere Aktionen sind geplant. Das Glanzlicht ist aber ohne Zweifel die Präsentation der sogenannten Kaiserbibel. Heinrich gab 1050 zur Weihe seiner neuen Stiftskirche in der seinerzeit weltberühmten Echternacher Klosterschule ein prunkvolles Evangeliar in Auftrag. Es verschwand in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges und tauchte erst Mitte des 18.Jahrhunderts in Schweden wieder auf.

Die Universität von Uppsala, in deren Eigentum das Evangeliar ist, leiht das wertvolle Stück den Goslarern für ein halbes Jahr aus. Die Ausstellung wird am 3.September (Sonntag) um 18 Uhr in der Kaiserpfalz feierlich eröffnet.

Aber was ist ein Evangeliar überhaupt? Was hat es mit diesem Goslarer Codex Caesareus auf sich, eben jener Kaiserbibel? Warum war Heinrich III. so mächtig? Warum hatte er Goslar so gern? Und was hatte ein Kaiser vor einem guten Jahrtausend eigentlich so zu tun?

Um das Mittelalter dem modernen Menschen näher zu bringen, startet die GZ deshalb ab morgen eine Serie, die sich bis zum 2.September in sieben Teilen mit dem Reisekönigtum, dem Harz als Zentrum eines riesigen Reiches, den beiden Salier-Herrschern Heinrich III. und Heinrich IV. – dem einzigen in Goslar geborenen Kaiser – sowie dem Evangeliar und seiner Geschichte beschäftigt.

Für den fachlichen Tiefgang der Serie zeichnet Historiker Dr.Jan Habermann verantwortlich. Habermann, Jahrgang 1983, hat Mittelalterliche Geschichte, Antike und Soziologie studiert und in Mittlerer Geschichte am Lehrstuhl für Regionalgeschichte in Kiel promoviert. Seit 2014 ist er Mitarbeiter im Fachbereich Kultur der Stadt Goslar und wissenschaftlicher Beirat im Geschichtsverein Goslar. Zu salierzeitlichen Burgen am Harz und zu den Harzgrafen hat er geforscht, publiziert und vorgetragen. Aus der GZ-Redaktion ging ihm Frank Heine zur Hand, der ebenfalls studierter Historiker ist und 1995 den Goslarer Geschichtspreis erhielt. Er legte letzten Schliff an die Texte.

Dr. Jan Habermann

Dr. Jan Habermann

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