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„Dreckiges Tanzen“ zum Lachen und Schwelgen

Eindeutige Szene mit hohem Wiedererkennungswert: Christoph Walther und Anna Mateur als Johnny und Baby.  Foto: Kempfer

Eindeutige Szene mit hohem Wiedererkennungswert: Christoph Walther und Anna Mateur als Johnny und Baby. Foto: Kempfer

Goslar. Dreckiges Tanzen. Eigentlich ist es die originalgetreue Übersetzung des Kultfilms „Dirty Dancing“ und dennoch klingt es wie eine Persiflage, ohne dass eine Übertreibung im Programm-Titel nötig wäre. Anna Mateur mit ihren Gitarristen (Samuel Halscheidt und Kim Efert), Beatboxer Jan Heinke sowie Stefan Schramm und Christoph Walther (Zärtlichkeiten mit Freunden) haben am Samstag das Publikum im Kulturkraftwerk mit ihrer Version hingerissen. Dabei hatte die Künstler-Combo das Programm längst aus ihren Tourneeplänen herausgenommen – aber die spezielle Anfrage des Goslarer Kleinkunst-Vereins und sicher auch der Hype um„30 Jahre Dirty Dancing“ hat zu einer Gastspielreihe geführt, die in Goslar rasend schnell ausverkauft war.

Von Julia Dührkop Sonntag, 28.10.2018, 17:08 Uhr

Goslar. Dreckiges Tanzen. Eigentlich ist es die originalgetreue Übersetzung des Kultfilms „Dirty Dancing“ und dennoch klingt es wie eine Persiflage, ohne dass eine Übertreibung im Programm-Titel nötig wäre. Anna Mateur mit ihren Gitarristen (Samuel Halscheidt und Kim Efert), Beatboxer Jan Heinke sowie Stefan Schramm und Christoph Walther (Zärtlichkeiten mit Freunden) haben am Samstag das Publikum im Kulturkraftwerk mit ihrer Version hingerissen. Dabei hatte die Künstler-Combo das Programm längst aus ihren Tourneeplänen herausgenommen – aber die spezielle Anfrage des Goslarer Kleinkunst-Vereins und sicher auch der Hype um„30 Jahre Dirty Dancing“ hat zu einer Gastspielreihe geführt, die in Goslar rasend schnell ausverkauft war.

Sicherheitshalber warnten sie vorweg: Wer ein Musical erwarten würde, wäre falsch. Doch enttäuscht verließ keiner den Saal. Denn den sechs Künstlern gelang das Kunststück, sich einerseits über den getanzten Schmachtfetzen lustig zu machen, sich aber andererseits musikalisch in eigenen Versionen respektvoll anzunähern. Dies allein schon durch die Dresdner Rampensau Anna Mateur, die inbrünstig mit Reibeisenstimme viel eigene Klangfarbe in die Gassenhauer-Hits („Hungry Eyes“, „Time of my life“) brachte. Aber auch die Besetzung von Gitarren als Melodiestimmen, Didgeri-Saune (von Jan Heinke selbst gebastelte Mischung zwischen Didgeridoo und Posaune), Glockenspiel und Holzbox hatte so viel Charme, dass das Publikum keine Probleme beim Wiedererkennungswert hatte.

Aber es sollte lustig werden. Und das war es auch. Christoph Walther als Johnny und Anna Mateur als Baby haben so viel Spaß am Spiel, dass oft genug allein ihre Mimik ausreichte, um hemmungslos zu lachen. Sie schonten sich nicht, sondern performten mit vollem Körpereinsatz. Anna Mateur brachte sogar den Mut auf, sich im Zugabenblock von vier Zuschauern von der Rampe tragen zu lassen, während Christoph Walther im Hintergrund die überlebensgroße Puppe in die Luft hob.

Doch die Parodie mit Best-of-Zitaten aus dem Film war leider allein nicht abendfüllend. Deshalb präsentierten sich die Künstler im ersten Teil mit Ausschnitten aus ihren Programmen. Die Männer von Zärtlichkeiten mit Freunden sind in der Region absolut keine Unbekannten: Bereits 2013 gewann das durch absurden Humor bestechende Duo die Kabarett-Bundesliga und mehrfach spielten sie schon im Bündheimer Schloss. Jan Heinke stellte sich als durchaus globalisierungskritischer Musiker vor, der erstaunliche Qualitäten im Adaptieren von Obertongesängen hat.

Anna Mateur schob erst mal eine Impro-Nummer ein, weil gleich drei Zuschauer vor der Pause auf Toilette gehen mussten. Dabei hat sie so viel mehr zu bieten, als spontan das Publikum aufs Korn zu nehmen. Sie sang eigene Titel, einer nimmt etwa den Tutorial-Wahnsinn auf die Schippe (Welcome, this is my Bad). Damit hat sie sich auf jeden Fall für ein Solo-Gastspiel empfohlen.

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