Die Sprache der Technik und Mathematik
Elisabeth Fittschen (links) und Ina-Tabea Schmidt sind nicht nur von Mathe, sondern auch von ihrer Uni begeistert. Foto: Franke
Clausthal-Zellerfeld. „In Filmen ist es irgendwie das größte Highlight, wenn ein Mathematiker besonders viele Nachkommastellen von Pi kennt“, sagt Elisabeth Fittschen und grinst. Mathe macht der 20-Jährigen Spaß. Sie studiert an der TU Clausthal deshalb nicht nur Informatik, sondern ebenso wie ihre Kommilitonin Ina-Tabea Schmidt (20) Technomathematik. Heute, wie jedes Jahr am 14. März, ist der offizielle Feiertag der Kreiszahl Pi. „Klar, Pi ist schon wichtig“, sagt Ina – aber natürlich nur ein winziger Teil in ihrem fächerübergreifenden Studiengang.
Einen reinen Mathematik-Studiengang gibt es an der TU Clausthal schon lange nicht mehr, dafür aber die Wirtschafts-/Technomathematik. Auf dem Lehrplan stehen nicht nur mathematische Disziplinen wie Analysis, Lineare Algebra oder Stochastik. 20 Prozent ihrer Zeit beschäftigen sich die Studierenden mit Informatik. Weitere 20 Prozent sitzen sie – je nach gewähltem Schwerpunkt – in Wirtschafts- oder Technik-Vorlesungen.
Interdisziplinäre Teamarbeit
„Der Hintergedanke ist, dass heute jemand, der Mathematik studiert hat, in den seltensten Fällen in seinem stillen Kämmerlein hocken und alleine Probleme lösen wird“, sagt Dr. Henning Behnke, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Mathematik. Interdisziplinäre Teamarbeit sei stattdessen gefragt.
„Ich denke, man ist mit Technomathematik besser aufgestellt als mit reiner Mathematik. Denn hier lernt man darüber hinaus die Anwendungsbereiche kennen“, sagt Ina. Im Laufe ihres Studiums stehen auf dem Studienplan auch Experimentalphysik, Chemie und Technische Mechanik.
Studierende der Wirtschaftsmathematik bekommen eine Einführung in Betriebswirtschaftslehre und beschäftigen sich mit Mikroökonomik. „Wenn man nur reine Mathefächer hört, kann man sich vielleicht schwer vorstellen, was man damit später berechnen soll“, sagt Elisabeth. Eine tolle Abwechslung seien die technischen Fächer deshalb.
Und ganz nebenbei lernen die Studierenden so, Fachleute mit anderen Schwerpunkten zu verstehen. „Der Ingenieur hat eine eigene Sprache und der Mathematiker hat eine eigene Sprache“, sagt Behnke vom Institut für Mathematik. Beide müssten lernen, miteinander zu kommunizieren, um gemeinsam Probleme zu lösen. „Und das sollte schon an der Universität anfangen“, meint er.
Doch erst einmal gilt es, Mathe zu begreifen. Zu Beginn ihres Studiums saß Ina in manchen Vorlesungen wochenlang, ohne etwas zu verstehen. „Aber irgendwann beim Lernen hat es Klick gemacht“, sagt sie. Genauso wie Elisabeth studiert sie im dritten Semester. „Jemand, der sich für ein Ingenieurstudium, für ein Informatikstudium oder aber auch für Wirtschaftswissenschaften interessiert und zusätzlich für sich ein großes Interesse an Mathematik feststellt, dem empfehle ich Wirtschafts-/Technomathematik“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter Behnke.
Sowieso: Mathematik an der Uni sei ganz anders als in der Schule, meint Ina. Sie, Elisabeth und ihre Kommilitonen und Kommilitoninnen würden Mathematik komplett neu lernen – auch, wenn ein Grundverständnis nicht schade.
Durch Fleiß wettmachen
„Man muss am Anfang ein gewisses Durchhaltevermögen haben. Mit der Zeit wird man immer besser“, sagt Ina. Vieles könne man aber auch durch Fleiß wettmachen. Beim Verstehen würden die Hausaufgaben helfen, die wöchentlich abgegeben werden müssen. Nur, wer 50 Prozent davon richtig löst, wird zur Klausur zugelassen. „Die Hausaufgaben kosten mehrere Stunden, wenn nicht Tage“, sagt Elisabeth. Ihre Zeit müssen sich die beiden gut einteilen. Genug Zeit für Sport und Freunde bleibt aber.
Besonders gut gefallen den Studentinnen die Atmosphäre und die Betreuung an der Uni. 20 Studierende zählte der Studiengang Wirtschafts-/Technomathematik im vergangenen Wintersemester. Im Mathematik-Institut stehen die Türen der Professoren wortwörtlich offen, erzählt Ina. „Da kann man einfach hingehen, und sie beantworten Fragen. Die Professoren versuchen, uns das Studieren so angenehm wie möglich zu machen.“