Der Neue ist ein Karstadt-Urgestein
Matthias Ecke leitet nun die Geschicke der Goslarer Karstadtfiliale. Foto: Roß
Matthias Ecke heißt der neue Karstadt-Chef in Goslar. Vorher hat der 59-Jährige zehn Jahre lang die Filiale im bayerischen Rosenheim geleitet. Er kennt Karstadt, arbeitet seit rund 40 Jahren im Unternehmen, seit 25 Jahren in verschiedenen leitenden Positionen. Mit GZ-Redakteur Hendrik Roß sprach Ecke über seine Ziele in Goslar.
Sie kommen aus Rosenheim nach Goslar, haben dort auch eine Kar-stadtfiliale geleitet. Wie ist es denn überhaupt zu der Entscheidung gekommen, dass Sie in den schönen Harz ziehen?
Sie haben recht, ich komme aus dem schönen Bayern in den schönen Harz. Meine Frau und ich fühlen uns hier zu Hause. Unsere Wurzeln liegen in der Region.
Gab es denn vorher schon einmal Berührungspunkte mit dem Harz oder speziell mit Goslar?
Aber ja, wir sind beide in der Nähe aufgewachsen und ich war auch viele Jahre im Raum Hannover als Geschäftsführer tätig. Der Kontakt hierher ist nie abgerissen.
Welche Parallelen können Sie jetzt schon ausmachen zwischen Ihrer Tätigkeit in Rosenheim und hier in Goslar? Sind die Städte ähnlich oder die Struktur der Karstadt-Filialen?
Fangen wir mal mit den Städten an. Das Oberzentrum Rosenheim ist von der räumlichen Wirtschaftskraft her noch einmal eine ganz andere Hausnummer. Noch dazu liegt die Stadt in einem top Feriengebiet – direkt am Chiemsee – das darf man nicht unterschätzen. Goslar ist als einzige große Stadt in der Region, als Mittelzentrum mit deutlich mehr als 50.000 Einwohnern, in einer ähnlichen Situation, mit einer sehr stark ausgeprägten Wirtschaftskraft, mit guten ansässigen Unternehmen, sowohl in der Industrie als auch bei Dienstleistungen und im Handel. Vor dem Hintergrund ähneln sich die beiden Standorte sehr.
Und die beiden Karstadt-Häuser? Gibt es da Parallelen?
Beide Häuser sind für den jeweiligen Standort genau richtig zugeschnitten. Die lokale Ausrichtung gehört zur Strategie von Karstadt. Deshalb richten wir unser Sortiment sehr genau auf die Wünsche unserer lokalen Kunden aus. Wo gehen Sie hin, wenn Sie Briefumschläge brauchen, wenn Sie Stoffe und Nähnadeln brauchen oder auch mal ein schickes Kleid oder einen schicken Anzug, weil Sie abends ausgehen möchten? Alles das bieten wir an, und damit sind wir hier in Goslar sehr gut aufgestellt.
Sie haben die Bedeutung dieses Warenhauses für Goslar gerade angesprochen. Jetzt ist Karstadt ja nicht gerade in einer ruhigen wirtschaftlichen Lage . . .
Ich glaube, Sie verwechseln da etwas. Karstadt hat im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Jahresüberschuss erzielt, den wir komplett im Unternehmen gelassen haben. Wir greifen heute sehr erfolgreich die Digitalisierung auf und wollen bereits bis 2020 eines der am stärksten über alle Kanäle wachsenden Unternehmen werden – also in der Verbindung von Filialen und Online-Handel. Und wir werden wieder neue Filialen eröffnen – das hat es seit Jahrzehnten nicht in Deutschland gegeben!
Die Frage, auf die ich hinaus will, ist: Wie sicher ist der Karstadt-Standort Goslar?
Goslar läuft wirklich gut. Hier ist es so, dass wir uns aufs Neue überprüfen und immer wieder auch neu darüber nachdenken, ob wir mit unseren Sortimenten zufrieden sind und was wir verbessern können.
Haben Sie denn schon Ideen, die Sie als neuer Filialleiter umsetzen möchten? Ganz konkrete Ansätze, die man jetzt schon nennen kann?
Also Sie können normalerweise in den ersten drei bis vier Wochen nur eines machen, wenn Sie klug sind: Alles auf sich wirken lassen. Aber hier ist über Jahre sehr gute Arbeit geleistet worden. Und das Haus ist erst im Herbst letzten Jahres komplett neu gestaltet worden.
Woran genau kann man das erkennen?
Dazu nur zwei Beispiele: Wenn Sie durch die Etagen gehen, sehen Sie heute eine sehr viel bessere Orientierung, Sie wissen sofort: Wo finde ich was? An dieser Übersichtlichkeit haben wir gearbeitet, denn wir wissen aus Marktforschungen und auch aus lokalen Beobachtungen hier in Goslar, dass unsere Kunden dies sehr schätzen. Außerdem haben wir hier in der Damenkollektion eine Reihe neuer Marken aufgenommen, die unsere Goslarer Kundinnen ansprechen.
Inwieweit sind das Entscheidungen, die hier getroffen werden? Können Sie über ihr Sortiment selbst bestimmen oder gibt es Ansagen aus der Zentrale?
Wie gesagt, lokale Ausrichtung gehört zu unserer Strategie und deshalb hat der Geschäftsführer vor Ort auch heute sehr viel mehr Spielraum und Möglichkeiten, als vor einigen Jahren. Und das, was hier im letzten Herbst passiert ist, habe ich zeit- und deckungsgleich in Rosenheim erlebt, und ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass vielen Kleinigkeiten, vielen Dingen, die für den Standort wichtig waren, Rechnung getragen wird.
Und wie sieht es mit Ihrem Engagement hier in der Stadt aus? Ihre Vorgängerin war Sprecherin der Kaufmannsgilde. Haben Sie Ähnliches vor?
Momentan bin ich zunächst dabei, die Kundinnen und Kunden hier in der Filiale kennenzulernen. Aber selbstverständlich werde ich mich auch bald mit der Kaufmannsgilde zusammensetzen.
Aber ob Sie dort auch im Vorstand mitarbeiten möchten, können Sie noch nicht sagen?
Wir sind einer der führenden Anbieter in der Handelslandschaft. Deswegen ist es auch irgendwo Gesetz, sich dort einzubringen. Das ist doch ganz klar. In welcher Funktion, das muss man dann sehen. Ich halte aber sehr viel davon, wenn inhabergeführte Geschäfte bei solch einem Zusammenschluss die Kernverantwortung übernehmen. Ich bin gerne auch dabei und werde versuchen, mein Wissen in der Kaufmannsgilde einzubringen. Aber der entscheidende Punkt muss letztlich sein, dass Interessen inhabergeführte Geschäfte nicht zu kurz kommen – das ist gut für den Gesamthandel in Goslar.
Haben Sie sich davon schon ein Bild gemacht, wie der Einzelhandelsstandort Goslar aufgestellt ist?
Ich meine, er ist gut aufgestellt. Wir haben sehr gepflegte inhabergeführte Läden. Ich kann nur sagen, Goslar insgesamt hat ein sehr rundes in sich stimmiges Warenangebot und ist ein toller, gewachsener Standort.
Meine (fast) letzte Frage: Wie sieht eigentlich ihre kommende Woche aus?
Ich habe in der Regel so Zehn- bis Zwölf-Stunden Tage – sechs Tage die Woche. Die wenigsten können sich vorstellen, wie viel Arbeit in so einem Haus steckt. Das ist der Betrieb eines Warenhauses in der Königsklasse – immer schon gewesen. Und das läuft alles nicht von alleine. Da muss ein Stück weit immer wieder aufs Neue überdacht werden, korrigiert werden, optimiert werden und vieles mehr. Und zu guter Letzt geht es mir darum, für unseren Kunden da zu sein.
Und sind Sie denn schon nach Goslar umgezogen?
Wir sind dabei, etwas Passendes zu suchen. Bis zum Sommer wollen wir das geschafft haben. Ich sehe uns mitten in Goslar. Es ist wirklich eine wunderschöne Stadt – lebenswert und liebenswert.