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Der Herzog, der aus Schrott Geld macht

Für den Harzburger Geschichtsverein referiert Manfred Gruner über Herzog Julius. Der soll noch aus Schrott Geld gemacht haben – aus Schlacke, die beim Bergbau anfiel, Kanonenkugeln. Seinen Vortrag reichert Manfred Gruner mit diesen Objekten an und mit Bildmaterial. Wenn er über den Protagonisten seines Vortrages spricht, dann nennt er ihn oft einfach nur „Julius“. Fotos: Potthast

Für den Harzburger Geschichtsverein referiert Manfred Gruner über Herzog Julius. Der soll noch aus Schrott Geld gemacht haben – aus Schlacke, die beim Bergbau anfiel, Kanonenkugeln. Seinen Vortrag reichert Manfred Gruner mit diesen Objekten an und mit Bildmaterial. Wenn er über den Protagonisten seines Vortrages spricht, dann nennt er ihn oft einfach nur „Julius“. Fotos: Potthast

Bad Harzburg. „Ohne Herzog Julius gäbe es kein Bad Harzburg“, sprach der Herzog-Julius-Fan Manfred Gruner. Er hatte für das Programm des Harzburger Geschichtsvereins einen Vortrag vorbereitet, der ihn schwärmerisch über den weitsichtigen und modernisierenden Fürsten des Herzogtums Braunschweig referieren ließ. Das Leben und Wirken des Julius’ interessierte viele, denn die Wandelhalle war gut gefüllt am Dienstagnachmittag.

Donnerstag, 23.01.2020, 15:30 Uhr

Bad Harzburg. „Ohne Herzog Julius gäbe es kein Bad Harzburg“, sprach der Herzog-Julius-Fan Manfred Gruner. Er hatte für das Programm des Harzburger Geschichtsvereins einen Vortrag vorbereitet, der ihn schwärmerisch über den weitsichtigen und modernisierenden Fürsten des Herzogtums Braunschweig referieren ließ. Das Leben und Wirken des Julius’ interessierte viele, denn die Wandelhalle war gut gefüllt am Dienstagnachmittag.

Zeichnungen, Stiche, auch Fotografien blendete der Geschichtsmann ein, illustrierte damit seine Ausführungen. Manfred Gruner verwies auf Informationstafeln, die an so mancher Stelle von Bad Harzburg hängen und die sich auf Herzog Julius beziehen. Auch auf seine Lebenszeit: 1528 bis 1589. „Wenn Sie das vergessen, in der Stadt sehen sie das oft“, so Manfred Gruner. Er umriss zudem den Gang der Dinge, die mitunter dramatisch waren für Julius, die sich jedoch oft glücklich fügten. Sein Wahlspruch soll gewesen sein: „Anderen zu dienen, verzehre ich mich.“

Äußerst bedeutende Tat, die bis heute nachwirkt, ist der Bau einer Saline. Sie brachte dem Ort weißes Gold, also Salz. Ihr Name: Juliushall. „Hall“, erklärte Manfred Gruner, stehe für „hell“. Die Quelle, der die Sole entnommen wurde, sei die Keimzelle von Bad Harzburg. Auf das Quellenhaus an der B4 übrigens hat die Vorsitzende des Geschichtsvereins von ihrem Wohnhaus aus einen wunderbaren Blick, wie am Dienstag bekannt wurde.

Herzog Julius habe für Bad Harzburg einen ganz hohen Stellenwert, wobei der Referent auf die Kureinrichtungen und den Mineralbrunnen verwies. „Herzog Julius war ein Bildungsfachmann“, so Manfred Gruner. Er war reformatorisch unterwegs, ließ 1569 eine Landeskirchenordnung erstellen, und er verbriefte eine freie Konfessionsausübung für seine Untertanen. Herzog Julius war sparsam – anders als sein Sohn. Er war ein Modernisierer, ein Innovativer, Stichwort Schiffbarmachung von Flüssen. Seine Liebhaberei sei allerdings der Bergbau gewesen, sagte der Referent. Er habe selbst aus Schrott noch Geld gemacht – aus Schlacke Kanonenkugeln. Manfred Gruner hatte am Dienstag zwei dabei.

Als Vortragender steckte er viele Lebensstationen von Julius ab. Unter anderem die der Herkunft: Julius war der Drittgeborene von Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig und Marie von Württemberg. Und ursprünglich vorgesehen war für ihn ein kirchliches Amt – er sollte Bischof werden, wollte das aber nicht. Es kam zu Differenzen zwischen ihm und seinem Vater, der sich zum Katholizismus bekannt hatte. Was auch den Namen seines dritten Sprösslings erklären soll: Anfang des 16. Jahrhunderts hieß das römisch-katholische Kirchenoberhaupt, der Papst, Julius II.

Die Sache mit dem Glauben brachte Julius in Schwulitäten, wandte er sich doch der neuen evangelischen Bewegung zu. Dem Vater missfiel das, Julius floh an den Hof des Markgrafen Johann von Brandenburg-Küstrin. Die Ausgangslage war zwar schlecht. Was sich dann entwickelte, brachte viel für Neustadt unter der Harzburg und somit für das spätere Bad Harzburg. Julius lernte so einiges über die Bewirtschaftung von Ländereien, über Organisation und Verwaltung. Auslandserfahrungen hatte er ja ebenfalls gemacht.

1560 heiratete er die Tochter des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg, Hedwig. Und im Jahr 1568 wurde er Herzog – nach dem Tod seines Vaters. Zu Heinrichs Lebzeiten sei Julius dafür gar nicht eingeplant gewesen – auch wegen seines Klumpfußes, mit der er nicht habe reiten können –, erklärte Manfred Gruner. Julius als Herzog von Braunschweig vergrößerte sein Herzogtum ohne kriegerische Auseinandersetzungen. Er hatte in der eigenen Familie erlebt, was die für Folgen haben können: Seine beiden älteren Brüder waren in der Schlacht bei Sievershausen 1553 gefallen. Das wiederum beantwortet laut Manfred Gruner die Frage, warum Julius als Drittgeborener gemäß der Erbfolge überhaupt Herzog werden konnte.

War im ersten Teil des Gruner-Vortrages das Leben von Julius der Schwerpunkt, zeigte Manfred Gruner im zweiten Teil die vielfältige Wirksamkeit des herzoglichen Tuns auf: Wandelhalle, Badehaus, Bergbahn, Juliusbad (die heutige Sole-Therme), Kurhotel Juliushall, Salzkristall-Brunnen am Berliner Platz, Jungbrunnen am Platz Stadtmitte mit der Julius-Figur...

Etwas fehlte dem Herzog-Julius-Fan in der Aufzählung: ein Gradierwerk. Und noch etwas hatte er anzumerken, das aber in Bezug auf die Umbenennung von Neustadt unter der Harzburg im Jahr 1892: „Ich hätte ja Juliushall schön gefunden.“ Es wurde aber nun mal Bad Harzburg.

Gedenkstein für Herzog Julius als eine Erinnerung von vielen in der Stadt.

Gedenkstein für Herzog Julius als eine Erinnerung von vielen in der Stadt.

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